Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III
dachte sie wieder und schloss die Augen. Wir sind in einer Krise, das Experiment geht schief, zwei Piloten sind im Fixstrom gefangen, also gehört der Captain auf die Brücke.
Mit einem Mal war Dana Frost klar, warum sie hier war. Auch ihr Leben hing an einem seidenen Faden, wie sie inzwischen wusste. Sie und die Piloten saßen sozusagen im selben Boot, deshalb war sie hier. Bhaskara, Benford und ich haben zumindest eines gemeinsam , dachte sie bitter, als sie wieder loslief. Wir werden alle drei sterben, wenn nicht ein Wunder geschieht. Aber ich kann immer noch versuchen, diese beiden Piloten zu retten …
Als sie ihre Gedanken so weit sortiert hatte, meldete sich ihre praktische Seite. Wo genau läufst du eigentlich hin, Dana Frost? Sie sah sich um, und kurz darauf wusste sie genau, wo sie war.
Sie war auf dem Weg zu Hangar 9 – zu den Shuttles.
Sie kannte sich doch auf diesem Schiff wirklich besser aus als selbst in ihrem eigenen Strandhaus auf Mauritius. Dieses Schiff und ich, wir gehören zusammen , dachte sie zufrieden. Ihr gefiel der Gedanke, dass die Konstruktion aus Titanstahl, Drähten und Energie ein Teil von ihr war.
Oder bin ich ein Teil von ihr? Egal, diese beiden Piloten gehören ebenfalls hier hin, also werde ich sie nicht ihrem Schicksal überlassen … Was habe ich schon noch zu verlieren?
*
Geschafft.
Aircraft Technician Jo Reeves zog mit seinem elektronischen Engländer noch eine Schraube an und wollte dann elegant seinen Kopf aus den Eingeweiden von Shuttle 11 ziehen. Doch seine enorme Größe von knapp zwei Metern machte ihm unversehens einen Strich durch die Rechnung. Er stieß sich die Schläfe am Rahmen der Luke, die in das Innere des Shuttles führte.
Mit schmerzverzogenem Gesicht rieb er sich die Stirn und ignorierte das verhaltene Kichern seines Kollegen. »Ja ja, macht ihr nur immer eure Witze«, knurrte er und schloss die Klappe. Seine Mundwinkel zuckten. »Kann ja auch nichts dafür, dass ich so groß bin.«
»Das lange Elend«, spottete die Technikerin, die gerade die Andockklammern der Shuttles überprüft hatte und jetzt in ihr Datenpad ein »Check« eintrug.
Jo musste jetzt laut lachen. »Das kann man wohl sagen. Sag mal, Al, hast du auch die Haken hier am Shuttle überprüft?«
Diese Frage brachte ihm einen vernichtenden Blick seines Kollegen ein.
»Du solltest dich nicht immer so tief in die Shuttles verkriechen, Jo, dann würdest du auch mehr mitbekommen.«
Jo schnappte sich Als und Calleighs Datenpads, signierte sie und winkte den beiden damit zu. »So. Damit gehe ich jetzt zu Chief Saunders. Und wehe euch, wenn da noch eine Schraube locker ist!« Er wandte sich um und wollte gerade aus dem schmalen Pfad, der zwischen den beiden parkenden Shuttles 11 und 12 blieb, heraustreten, als ihm eine im Vergleich zu ihm winzige Person in den Weg trat.
Unwillkürlich straffte sich die baumlange Gestalt von Jo Reeves. »Cap… Captain Frost!«, stammelte er und salutierte. »Verzeihen Sie, aber mit Ihnen habe ich hier gar nicht gerechnet!«
Dana Frost strich sich ruhig eine Haarsträhne hinter ihr linkes Ohr. Dann legte sie beide Hände wieder auf den Rücken. »Wie ich sehe, haben Sie gerade Shuttle 11 überprüft.«
Jo sah sich kurz um. »Äh … ja, ja, Captain, das haben wir.« Er stutzte. Seit wann kam denn der Captain persönlich hier herunter und überzeugte sich, dass er die Arbeit richtig gemacht hatte?
Auf der anderen Seite: Wer war er, einen Wunsch des zweiten kommandierenden Offiziers an Bord abzuschlagen?
Eben.
»Ma’am, das Shuttle ist einwandfrei in Ordnung. Ich wollte die entsprechenden Datenpads gerade zu Chief Saunders bringen, damit es zum Flug freigegeben werden kann.«
Dana Frost nickte mit einem kleinen Lächeln. »Hervorragend, Mr. … Reeves«, sagte sie nach einem Blick auf den auf der Brusttasche aufgestickten Namen des Technikers. »Dann kann ich dieses Shuttle ja nehmen, um die Rettungsaktion für die beiden Piloten zu fliegen, die im Fixstrom gefangen sind.«
Jo glotzte Dana verblüfft an. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Captain Frost wollte persönlich einen waghalsigen Rettungseinsatz fliegen – und Chief Saunders hatte nicht Bescheid gegeben? Doch bevor er über die Absurdität der Situation weiter nachdenken konnte, nickte Dana Frost noch einmal höflich. »Ich vertraue darauf, dass Sie umgehend die Startfreigabe veranlassen.« Sie schaute den Techniker durchdringend an.
»Oder haben Sie noch Fragen?«, setzte sie
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