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Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Titel: Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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fuhren zärtlich über Federn und nackte Haut.
    Seran-Pakor stieß einen leisen Reibelaut aus, der denen der Paarungsrufe nicht unähnlich war.
    »Du stehst unter meinem Schutz. Fürchte dich nicht.«
    Der Raisa hatte keine Eierlegerin. Zum einen lag das an den unvermeidlichen Erbschaftsunruhen, die es mit sich bringen konnte, wenn er Nachwuchs zeugte. Schließlich wurde das geistige und weltliche Oberhaupt der Kridan noch im Ei auserwählt, und das musste nicht zwangsläufig ein Nachkomme des aktuellen Raisa sein. Zum anderen war es seine Pflicht als Mittler zwischen Gott und Volk nur seinen Aufgaben gerecht zu werden. Er war der Vater und Hüter des gesamten Reiches. Um dies zu unterstreichen, hatte er sich in diesem Jahr einem traditionellen Ritus unterzogen, bei dem ihm die Zeugungsfähigkeit genommen worden war.
    Saha-Feras Klauen wanderten höher. Über die Innenseiten der Beine. Über die Mitte seines Körpers, den empfindlichen Bauch. Es war üblich, dass Priesterinnen Heilige wuschen, und auch den Raisa, der ebenfalls als heilig galt. Doch es durfte niemals in einem öffentlichen Raum geschehen. Nur in einem Tempel oder im Inneren des Hauses, dem Reich der ältesten Eierlegerin.
    »Euer Heiligkeit … Seran-Pakor … Ich muss mit dir reden, aber ich will es nicht hier tun.« Ihr Klackern war kaum lauter als das Schaben des Sandes auf den Hornplättchen seiner Haut. »Ich … ich habe furchtbare Visionen …«
    Er packte ihren Schnabel. Wie lange begehrte er sie schon? Wie lange wartete er schon auf eine solche Gelegenheit? Als er sie das erste Mal erblickte, war er für sie entbrannt. Wäre er ein gewöhnlicher Tanjaj, er hätte sie sein Haus gründen lassen. Doch er war der Raisa, und er hatte seine Verpflichtungen voll und ganz angenommen. Trotzdem gab es kein Gebot, das ihm den Kontakt mit Eierlegerinnen verbat.
    »Du klingst mitgenommen. Komm heute Abend an den Resar-Baum am Palast. Sollte man dich aufhalten wollen, sag ihnen, du wurdest von mir bestellt.«
    Saha-Feras Hände ließen von ihm ab. »Selbst für eine Priesterin ist jeder Dienst an dir ehrenhaft. Und doch wäre es mir lieber, wir würden uns nicht im Palast treffen. Du gabst mir als einziger Eierlegerin die Möglichkeit hier in Matlanor im Palast zu dienen. Die Priester fürchten, dass dies erst der Anfang ist. Dass du weitere Priesterinnen aus der Abgeschiedenheit der Diaria-Kämme auf Far-Gen holst, und sie den Priestern der Hauptstadt ihr Amt streitig machen. Wenn sie erfahren, dass ich dir so nahe stehe, wird ihr Misstrauen noch größer werden.«
    Er streichelte ihre Wange neben dem Schnabel. »Ich wollte dir helfen, Saha-Fera. Es ging mir nie darum, dir etwas anzutun.«
    »Ich weiß. Bitte, lass uns einen anderen Ort wählen.«
    Er schabte ablehnend seine Schnabelhälften gegeneinander. Auch seine Stimme war nun kaum zu hören, damit die Tanjaj-Schutztruppe auf der anderen Seite der Sandmauer ihn nicht belauschen konnte. »Das ist der beste Ort, vertrau mir. Jeder andere ist gefährlicher. Verkleide dich in der traditionellen Dienertracht. Eine Rapun-Ka { * } wird dich am Baum abholen und dir einen geheimen Zugang zeigen.«
    Sie zog sich zurück, trat hinter ihn und begann seinen Rücken zu waschen. Als sie über die weiche Hautstelle der Eras-Zone strich, spürte er ein Flammenmeer durch sich hindurchrasen.
    »Wir Ihr gebietet, Euer Heiligkeit«, klackerte sie eine Spur lauter.
    Seran-Pakor wünschte sich, dieses göttliche Bad möge niemals enden.
     
    *
     
    Matlanor, Palast des Friedens, Übungshof
     
    Krach! Die lange, leicht bogenförmige Stange mit den beiden metallenen Spitzen am Ende schlug donnernd neben Sun-Tarin auf den Boden. Der Tanjaj und Kampftrainer des Raisa nutzte die ungünstige Position seines Gegners, stellte blitzschnell eine Fußkralle auf den Stock und stieß den Angreifer mit dem Mittelteil seines Jara-Stabes von sich. Sein Angreifer flog eine Länge durch die Luft und kam hustend im sandigen blauen Staub des Übungsplatzes zum Liegen.
    »Hast du endlich genug?«
    Die zierliche Gestalt sprang auf die Krallen. Statt einer Antwort stieß sie mit einem spitzen Ende des Stabes in seine Richtung. Zwar besaßen die beiden vierkantigen Lanzenaufsätze an den Enden der Stäbe Fehlschärfen, aber ein Stich mit dieser Waffe konnte ihm dennoch Knochen brechen und Organe einreißen, wenn er nicht rechtzeitig abgestoppt wurde. Hinter der Lanzenspitze saß jeweils eine Querstange von fast einer Klauenlänge.
    Sun-Tarin

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