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Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa

Titel: Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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andere Jugendliche seines Alters?
    Adric lächelte dem Admiral freudestrahlend entgegen, als dieser mit schweren Schritten näher kam. Der Junge hörte auf zu zappeln und nahm Haltung an.
    »Sir, schön, dass Sie endlich zurück sind.«
    Taglieri zog eine buschige Augenbraue in die Höhe. Mangelnde Höflichkeit konnte man Adric zwar nicht vorwerfen, trotzdem erinnerte ihn sein Schüler in diesem Moment an ein anderes Mitglied der Besatzung. Ein Mitglied, das nicht weniger kindlich war: den telepathischen Berater Izanagi Narada. Gerade weil Izanagi in der kurzen Zeit an Bord so viel geleistet hatte, nahm er sich in den letzten Wochen eine Menge heraus. Zum Glück hatte seine Respektlosigkeit noch nicht auf den jüngeren Adric abgefärbt, obwohl die beiden viel Zeit miteinander verbrachten.
    Kindergarten , dachte Vincent ungnädig. Wenn wir nicht aufpassen, verwandelt sich die STERNENFAUST in einen Kindergarten.
    Und ich bin der Kindergärtner.
    Er trat an Adric vorbei und betätigte den Türöffner.
    »Komm rein«, sagte er knapp. Er ging in steifer Haltung zu seinem Schreibtisch und ließ sich in den bequemen Bürosessel sinken. Dabei streifte sein Blick das Bild an der gegenüberliegenden Wand. Dort lag ein Segelschiff in den Wellen vor einer fremden Küste. Wie gerne würde er jetzt eines dieser historischen Schiffe besteigen und neue Ufer ergründen. Irgendwohin aufbrechen, wo er sich nicht um einen Schüler kümmern musste, den die Star Corps-Admiralität auf Karalon ihm willkürlich zugeteilt hatte.
    »Was kann ich für dich tun?«
    Adric setzte sich zögernd auf den Stuhl ihm gegenüber. Seine blassblauen Augen funkelten. Er wirkte aufgeregt. Auf seinem geröteten Gesicht waren die Sommersprossen kaum mehr auszumachen. »Sir … Ich möchte wissen, ob es nicht möglich ist, an der diplomatischen Besprechung auf Ebeem teilzunehmen.«
    Taglieris Augenbrauen zogen sich zusammen. »Du willst … was? An einer Besprechung teilnehmen, die unter anderem die innere Sicherheit der Solaren Welten betrifft? Einer Besprechung, an der nicht einmal ich teilnehme?«
    »Ich … ich dachte, da ließe sich viel lernen, und wir könnten doch zusammen teilnehmen … Ich meine, Sie dürfen doch bestimmt teilnehmen, wenn Sie …«, die Stimme des Jungen wurde, immer kleinlauter, »… nachfragen?«
    Taglieri hustete trocken. Ihm gingen in diesem Moment eine ganze Reihe bösartiger Entgegnungen durch den Sinn, die er nur mühsam zurückhalten konnte.
    Er ist noch ein Kind. Hochintelligent, aber naiv. So unschuldig wie ein Lemming vor dem Abgrund.
    Taglieri riss sich zusammen. »Adric, das wird nicht gehen. Du hast recht, man kann sicher viel bei einer solchen Besprechung lernen. Aber man kann noch mehr zerstören. Du bist kein Diplomat. Du weißt nicht genug über die J’ebeem und ihre Verhaltensmuster. Eine einzige falsche Geste deinerseits könnte die Verhandlungen negativ beeinflussen. Darüber hinaus ist deine Bitte gegen jedes Protokoll. Sieh dir den Planeten an. Da hast du genug zum Entdecken.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Adric offen.
    Nun tat er Taglieri fast leid. Er ertappte sich dabei, wie er in Gedanken nach einer Möglichkeit suchte, den Jungen doch noch zu den Verhandlungen schicken zu können.
     
    *
     
    Kridania, Matlanor, Palast des Friedens, Gartenanlage
     
    Seran-Pakor starrte auf eine Statue aus gefestigtem nassem Sand, die ein Priester der Kridan vor Jahrhunderten kridanischer Zeitrechnung geformt und mit einer speziellen Paste zur Erstarrung gebracht hatte. Die Statue zeigte einen Kridan in weiten Gewändern. Der Schnabel war von Wetter und Zeit abgeschliffen. Die Augen und charismatischen Züge um Stirn und Halsansatz so verwittert, dass man das Gesicht nicht mehr erkennen konnte. Die Figur hielt zwei lange Stöcke in den Krallen, auf die sie ihre flügelähnlichen Fortsätze drückte. Die Stöcke wirkten wie Wanderstöcke, waren aber in Wahrheit Wehr- und Götterstäbe, die der Nähe zu Gott und der Verteidigung gegen Feinde dienten.
    Man erkennt sein Gesicht nicht mehr, aber ich erkenne ihn. Der Raisa rieb unwillig die Schnabelhälften aneinander. Ein schabendes Geräusch entstand.
    Er drehte sich um, als er auf dem harten Sandweg Schritte von Krallen hörte. Der Sandweg war ebenso fest wie die zahlreichen Heiligenstatuen aus Sand, die in diesem Teil des Palastgartens aufragten. Sand galt seinem Volk als Symbol der Reinigung und als Medium Gottes. In der Vorzeit hatte es eine Reihe von Predigern und

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