Sternenfaust - 134 - Die Wahrheit über Dana Frost
der Einstiegsschleuse bereit.
»Mrs. Frost?«, fragte der rechte, ein sehniger, drahtiger junger Mann mit strahlend blauen Augen und einer ausgeprägten Kinnpartie.
Dana nickte stumm.
»Wir haben Sie bereits erwartet«, fuhr der Pfleger fort und streckte die Hand aus. »Können wir Ihnen mit Ihrem Gepäck behilflich sein?« Dabei wies der Mann auf den Antigrav-Trolley, den sie hinter sich hergezogen hatte.
Dana wehrte ab. »Danke, ich komme schon zurecht.« Sie rieb sich die Nase, überlegte einen Moment, dann sagte sie: »Können wir diesen … Zirkus hier vielleicht lassen?« Dabei deutete sie auf die andere Pflegerin, die einen Begrüßungscocktail in der Hand hielt und nur darauf zu warten schien, dass Dana sich mit ihrem Koffer in den Gleiter hineinbemühte, ihn absetzte und die Hände für das Glas freimachte. »Ich bin nicht zum Spaß hier.«
Der Pfleger nickte lächelnd. »Wie Sie wünschen, Mrs. Frost!« Er gab seiner Kollegin ein Handzeichen, die daraufhin das Glas beiseitestellte.
Danach stiegen sie in die Fähre. Dana hatte sich auf der mit rotem Leder verkleideten Sitzgruppe im hinteren Bereich niedergelassen. Die Pflegerin, eine junge Blondine mit sehr sportlicher Figur, makellos glatter Haut und einer nahezu unnatürlichen Gesichtssymmetrie, war gerade dabei, ein paar medizinische Diagnosegeräte zu verstauen. Mit einem Druck auf ein Touchscreen-Bedienfeld fuhren die Labortischchen zurück in die Wand und eine Holzimitation klappte um.
Alles am Interieur war auf Hochglanz poliert, wirkte teuer und edel. Dabei ist es doch nichts anderes als ein simpler Krankentransport! Aber vielleicht sollte ich mich daran gewöhnen, dass auf diesem Planeten nichts gewöhnlich ist.
»Eddy? Wir können los!«, rief der blauäugige Paramedic zur Pilotenkanzel.
Dana merkte nur an den am Sichtfenster rechts von ihr vorbeiziehenden Häuserblöcken, dass der Gleiter gestartet war. Der Flug verlief ohne die geringste Erschütterung. »Hervorragend kalibrierte Aggregate«, murmelte sie.
»Wie meinen Sie?« Die blonde Paramedic, die neben ihrem Kollegen Dana gegenübersaß, sah von einem e-Pad auf.
Dana streckte den Rücken durch und setzte sich auf. Das Polster der Sitzgarnitur war fast zu bequem. Im Star Corps gab es keine derartigen Polsterungen an Sitzmöbeln. Um einen möglichst hohen Brandschutz zu gewährleisten, hatte man die Sitzgelegenheiten auf den Schiffen höchstens mit einer Polster-Kaltschaumschicht versehen. Es war auch hygienischer.
»Ihr Antigrav funktioniert ausgezeichnet. Normalerweise ruckeln Gleiterflüge immer ein bisschen. Glauben Sie mir, ich war schon auf so einigen Schiffen.« Dana hielt kurz inne, als sie bei dem Gedanken an die STERNENFAUST ein Seufzen unterdrücken musste.
Die Blonde wehrte ab. »Ach, das. Eddy schraubt gerne an dem Antrieb und so Sachen rum. Hält sich wohl auch für einen Chirurgen, nur für Maschinen. Nebenbei, mit einem Gehör wie dem Seinen fällt ihm jede Unregelmäßigkeit sofort auf.« Die Pfleger lachten leise. Es klang fast ein bisschen überheblich.
Dana lächelte wohlwollend, und da keiner ihrer Begleiter Anstalten machte, sich weiter mit ihr unterhalten zu wollen, widmete sie sich wieder ihren Gedanken, während sie die Skyline von Einstein-City beobachtete. Wie aus dem Ei gepellt , stellte Dana für sich fest. Nichts erinnert mehr daran, dass es hier vor 17 Jahren schwere Anschläge gegeben haben soll.
Dana dachte daran, was sie vor dem STERNENFAUST-II-Zwischenfall über diese Welt gehört hatte. Nachdem der ehemalige Lordmanager Jurij R. Diaz, dessen Mitwirken an der PFS-Krise { * } nachgewiesen worden war, an die Drei Systeme ausgeliefert wurde, beschränkten sich die Kontakte mit den Genetics hauptsächlich auf wirtschaftliche Zusammenarbeit. Während die Solaren Welten mit der Entschlüsselung der Daten der Toten Götter beschäftigt waren, war die Nachfrage an Produkten von den Genetiker-Welten nicht abgebrochen. Und auch den Drei Systemen konnten geschäftliche Verbindungen nur recht sein. Die zahlreichen Einwohner der Systeme Darelis, Epikur und Einstein wollten immerhin ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Ein Unterfangen, das ohne Zutun der Solaren Welten, zum Beispiel durch Algenkonzentrat-Lieferungen von Marina III, gar nicht zu stemmen gewesen wäre.
Zwar hatte das Diplomatische Corps, zunächst unter der Leitung von Botschafterin Jefica Moll und nach ihrem Tod von Botschafter Vijay Gustafsson, immer wieder versucht, eine
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