Sternenfaust - 134 - Die Wahrheit über Dana Frost
Verbindung zum amtierenden Lordmanager Wynton R. Canetti herzustellen. Doch mehr als oberflächliche Diplomatentreffen waren dabei nicht herausgekommen. Alles, was nicht Interna betraf, ließ die Regierung der Drei Systeme durch ansässige Genetiker-Konzerne regeln.
Und auch das Problem mit den Widerständlern hatte sich bald in Luft aufgelöst , erinnerte sich Dana an einige Geheimberichte der GalAb, der Galaktischen Abwehr, die sie als Captain eines Star Corps-Schiffes zu sehen bekam. Der Geheimdienst der Erde besaß natürlich seine Quellen auf den bewohnten Genetics-Welten. Kurz nach den hiesigen Anschlägen einer Ortsgruppe von »ausgemusterten« Genetics, die gegen die Abschiebung und Internierung ihresgleichen gewaltsam protestiert hatte { * } , waren die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verstärkt worden. Der Widerstand, so es ihn noch geben sollte, war in den Untergrund gegangen, dazu verdammt, untätig zu bleiben. Zumindest hat man nichts mehr gehört seit damals , dachte Dana, während der Gleiter zwischen den Hochhäusern hindurchflog und die Fassaden das Sonnenlicht in glitzernden Reflexionen spiegelten.
Nach etwa zehn Minuten verwandelten sich die vor dem Gleiterfenster vorbeiziehenden Landschaften in das Standbild des Eingangsbereichs eines großen Hochhauses, mitten in der belebten Innenstadt von Einstein-City.
»Wir sind da!«, rief Eddy.
Die Pfleger erhoben sich, strafften ihre Kleidung und atmeten einmal tief durch. »Nach Ihnen, Mrs. Frost«, sagte die Blonde und wies auf die sich öffnende Schleuse. »Wir zeigen Ihnen den Weg zur Praxis.«
*
»Sie werden überhaupt nichts spüren«, sagte der freundliche Arzt, der sich Dana mit dem Namen Dr. Baboucar vorgestellt hatte. Das etwa unterarmlange, spitze Gerät, das er in der Hand hielt, verschwand wieder aus Danas Gesichtsfeld.
Das sagen sie immer! , durchzuckte es Dana Frost. Sie vermied, sich vorzustellen, wie der Doktor gerade mit dem Gerät in ihre Schädeldecke bohrte. Auch wenn diese Formulierung übertrieben war. Der automatisierte Robo-Schlauch, der sich einen exakt einprogrammierten Weg durch die verschiedenen Gehirnareale fraß, um eine Gewebeprobe zu entnehmen, war dünner als ein menschliches Haar.
Der Arzt hatte ihr den Eingriff erklärt. Die Nerven, die man eventuell würde reizen können, seien ohnehin nur die der Kopfhaut, die er lokal betäubt hatte. Das Gehirn und der Schädelknochen waren unempfindlich gegen Schmerz, und mit einem eingehenden Scan der betroffenen Hirnregion war der perfekte Zugang für die Entnahme gefunden worden. Der Mediziner würde dabei kein wichtiges Gewebe verletzen.
»Geht gleich los!«, flötete Dr. Baboucar. Irgendwo links neben Dana begann ein Gerät zu summen. Es war ein hohes Pfeifen, das ihr in den Ohren klingelte. Dana verzog das Gesicht und schloss die Augen. Hoffentlich ist das gleich wieder vorbei!
Dana biss die Zähne zusammen und versuchte, sich auf etwas Positives zu konzentrieren, was ihr in dieser sterilen Umgebung nicht leicht fiel. Es war vielleicht der Architektur des Gebäudes geschuldet, dass es in diesem Zimmer kein Fenster gab. Aber wenigstens ein paar Screens mit angenehmen Naturbildern oder leiser Musik wären schön , wünschte sich Dana Frost. Von mir aus besprüht ihr mich auch wieder mit Pheromonen!
»Das war’s schon!«, erklang die nach wie vor unverbindlich fröhlich klingende Stimme Dr. Baboucars. »War doch gar nicht so schlimm, oder?«
»Für Sie sicher nicht«, knurrte Dana und streckte ihren Hals, der gerade noch durch ein Gravitationsfeld fixiert worden war, damit ihr Kopf während der Prozedur ruhig blieb. »Ich hoffe, Sie haben da oben nicht noch mehr kaputtgemacht als ohnehin schon verloren ist.«
Dr. Baboucar lächelte sie gespielt mitleidsvoll an, während er sich einen Arzthocker heranzog und das Gewebeentnahmegerät weglegte. »Aber, aber! Wer sagt denn, dass hier schon etwas verloren ist?« Der dunkelhäutige Arzt zog kurz die Stirn kraus, als er die Scan-Aufnahmen von Danas Gehirn noch einmal auf einem Monitor betrachtete. »Auch wenn ich zugeben muss, dass diese Wucherung bereits ein alarmierendes Ausmaß angenommen hat. Also, wenn Sie in den Drei Systemen leben würden, wäre Ihnen das sicher nicht passiert und längst erkannt worden.« Er schaute Dana einen Moment lang beinahe vorwurfsvoll an. »Ihre mitgebrachten Scans von Sirius III waren leider zu rudimentär, als dass ich mit ihnen schon eine solche Aussage hätte treffen können,
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