Sternenfaust - 134 - Die Wahrheit über Dana Frost
muss diese Bitte leider ablehnen.«
»Wie schade, das ändert natürlich unser beider Ziel, diese Angelegenheit auf dem kleinen Dienstweg zu erledigen«, meinte Wanda und spielte Bestürzung und Enttäuschung. »Aber Sie verraten mir sicher gern den Grund für Ihre Entscheidung? Ich kann mir nur vorstellen, dass das vielleicht mit der Krankheit zu tun hat, wegen der Mrs. Frost offiziell auch in den Solaren Welten von mehreren Instituten behandelt wurde. Leider vergeblich.
Was könnte den Lordmanager denn nur glauben lassen, dies sei ein Grund, Mrs. Frost gegen ihren erklärten Willen festzuhalten? Denn anderes kann man ja Ihrer Aussage nicht entnehmen.«
Sienna Madison verzog keine Miene. »Es betrifft innere Angelegenheiten der Drei Systeme , in die Dana Frost verwickelt ist. Dass dies durchaus wahrscheinlich ist, dürfte gerade Ihnen, Mrs. Ndogo, sicher einleuchten.«
Mist, der Punkt geht an dich. Da ist etwas dran , dachte Wanda. Gerade die STERNENFAUST II hat den Genetics mehr als einmal ins Handwerk gepfuscht. Scheint, als müsste ich doch das größere Kaliber auffahren.
»Mrs. Madison, ich kann mir nicht vorstellen, dass Lordmanager Canetti derart nachtragend ist, Dana Frost wegen Jahrzehnte alter Vorkommnisse festzuhalten«, sagte Wanda und setzte eine würdevolle Miene auf. »Ich denke, es gibt einen ganz anderen Grund, Mrs. Frost festzuhalten.«
»Das glaube ich kaum«, meinte die Stabschefin Canettis kühl.
Wanda ging nicht auf ihren Einwand ein. »Oh, ich kann mir hervorragend vorstellen, dass Sie nicht wollen, dass dieser Grund bekannt wird, weder in den Solaren Welten noch in den Drei Systemen . Wohin das führen kann, mussten wir bereits in den Fünfziger Jahren erleben, Sie erinnern sich sicher daran – Stichwort PFS . Es ist nie wünschenswert, dass die Gefahr einer Pandemie in einer breiten Bevölkerungsschicht bekannt wird. Dafür haben der Ratsvorsitzende und ich vollstes Verständnis. Seien Sie sicher, es wissen derzeit in den Solaren Welten nur vier Personen davon: Dana Frost, Meister William von den Christophorern auf Sirius III, Jasper Mitchell und ich. Glauben Sie mir – und ich spreche da auch für den Ratsvorsitzenden –, wir haben grundsätzlich kein Interesse daran, diesen Zustand zu ändern.«
Wanda machte eine Pause und beobachtete Sienna Madison. Sie war sicher, dass die andere Frau die Betonung des Wörtchens ›grundsätzlich‹ mitbekommen hatte. Die Stabschefin erwiderte den Blick der Botschafterin wenige Sekunden. Was sie dachte, war nicht zu sehen. »Ich werde den Lordmanager über den Sachverhalt informieren, Mrs. Ndogo. Wir setzen uns in Kürze wieder mit Ihnen in Verbindung«, sagte sie dann. Sie stand auf und verließ den Bildausschnitt, auf dem sofort wieder das Siegel der Genetiker-Welten erschien.
Wanda nickte und lehnte sich zufrieden zurück. Sie trennte die Verbindung nicht, denn wenn sich Canetti innerhalb der nächsten Minuten nicht meldete, dann würde sie es tun. Aber sie stand auf und ging hinüber zum Fenster, das einen wunderbaren Blick auf den Planeten Einstein zuließ. Gerade ging die Einstein-Sonne auf und brachte die Fenster dazu, sich langsam zu polarisieren. Nur eine blau-braunweiß-marmorierte Sichel war zu sehen, hinter der jetzt ein Lichtpunkt immer heller und strahlender wurde, bis die Sonne sich von dem schmalen, gebogenen Planetenhorizont löste.
Ein gutes Zeichen, dass ich gerade jetzt einen Sonnenaufgang erlebe , dachte Wanda zufrieden. Da ertönte auch schon das Signal, dass ein Wiederaufbau der Verbindung mit Canettis Büro gewünscht war. Wanda eilte wieder zu ihrem Sessel. Das ging ja schneller, als sie gedacht hatte. Ein gutes Zeichen.
»Ja bitte?«
Das Wappen der Drei Systeme verschwand und machte dem glatten und braun gebrannten Gesicht Wynton R. Canettis Platz. Hinter ihm stand seine Stabschefin und hatte eine hoheitsvolle Miene aufgesetzt. Der Lordmanager lächelte freundlich. »Botschafterin Ndogo. Wie immer ist es ein großes Vergnügen, Sie zu sehen. Sienna hat mir berichtet, dass Sie Dana Frost aus den ›Quellen der Genesung‹ mitnehmen möchten.«
Wanda neigte höflich, aber unverschämt knapp den Kopf. »Das ist richtig, Lordmanager. Ich hatte an sich gehofft, dass wir diese Angelegenheit unbürokratisch erledigen können, aber es scheint, als sei es doch etwas komplizierter.«
»Die Sachlage ist in der Tat nicht so einfach, wie man vielleicht zuerst glauben könnte. Sie bestehen also darauf, Mrs. Frost aus ihrer
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