Sternenfaust - 137 - Eine Milliarde Credits
ändern , dachte er jetzt und wusste nicht, ob er sich darauf freuen sollte oder nicht.
Der Gleiter verließ die Stratosphäre und manövrierte durch den Gürtel der Satelliten und Orbitalheime der ganz Reichen der Erde. In rund fünf Minuten würde er sie hinter sich gelassen haben und beschleunigen können.
Walter atmete durch und wollte sich gerade an die Arbeit machen, als sich sein persönlicher Kommunikator meldete, anruf der Vertraulichkeitsstufe 5. Priorität hoch, unbekannter teilnehmer hat passenden autoritätscode verwendet.
Er runzelte die Stirn. Hatte Cassie es sich überlegt? Im gleichen Moment wurde ihm klar, dass er sich auf sie und das Kind gefreut hatte.
Er betrachtete das Display nachdenklich. Die Nummer war nicht die von Cassie, aber vielleicht benutzte sie nicht ihre Komstation zu Hause. Er dachte kurz daran, dass sich vielleicht ein Journalist zu ihm durchgehackt hatte, aber dann verwarf er den Gedanken wieder. Die Sicherheitscodes seines Kom-Kanals entsprachen den modernsten Standards, die bei Far Horizon angewendet wurden.
»Gregorovitch«, bellte er eine Begrüßung.
»Walter, es ist schön, Sie zu treffen. Ich denke, Sie sind ungestört, nicht wahr?«
»Sie?«, fragte Walter nach einer Pause und starrte sein Display an.
Sein Gegenüber nickte ihm freundlich zu. »Ich bin es wirklich. Warum überrascht Sie das so sehr, Walt?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich auf meinem privaten Kanal in meinem privaten Firmengleiter anrufen und mich belästigen. Ich hatte gedacht, Sie hätten mehr Verstand.«
Walters Gesprächspartner lachte leise. »Den habe ich auch. Was allerdings nichts über meine Geduld aussagt«, fügte er einen Moment später ernst geworden hinzu. »Die ist so ziemlich am Ende.«
»Was wollen Sie?«, fragte Walter kurz angebunden. Das Gespräch hatte schon jetzt, nach diesen wenigen Worten, zu lange gedauert.
»Sie wissen das sehr genau. Ich will die Unterlagen haben.«
»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie diese Pläne von mir nie bekommen werden. Ich weiß, dass man mir nachsagt, ich sei skrupellos, aber glauben Sie mir, Sie bekommen die Baupläne nur über meine Leiche.«
Die Antwort kam prompt. »Wie Sie gesehen haben, haben wir da wenig Skrupel, Mr. Gregorovitch. Dieses Mal hatten Sie Glück, aber vielleicht hält dieses Glück nicht an.«
Walter erwiderte den Blick seines Gegenübers, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich werde es darauf ankommen lassen. Sie bekommen jedenfalls gar nichts von mir. Ich weiß, was Sie vorhaben – und auch wenn ich bereit bin, im Namen der Wissenschaft viel zu riskieren, ich weiß genauso gut, dass es Ihnen um etwas ganz anderes geht.«
Sein Gesprächspartner nickte langsam, und obwohl sein Gegenüber nur eine Silhouette vor einem unbestimmten Hintergrund und seine Stimme verzerrt war, war Walter sicher, dass er lächelte. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er wusste, wer das da war – und vor diesem Jemand wollte er sich keine Blöße geben.
»Ich verstehe«, sagte der andere jetzt. »Nun, Sie werden sehen, Walter, wir haben unsere Mittel. Wir schlagen zu, wenn Sie nicht damit rechnen. Und wir treffen Sie da, wo es wirklich wehtut.«
Der Bildschirm würde schwarz, als Walter ganz einfach die Verbindung beendete. Er starrte das dunkel gewordene Display an, auf dem sich jetzt wieder das animierte Logo von Far Horizon bildete. Irgendwie hinterließ der Triumph, derjenige gewesen zu sein, der als Erster das Gespräch unterbrach, einen schalen Nachgeschmack in seinem Mund.
*
»Meine Damen und Herren, willkommen an Bord des Fluges 375 der Lunar Spaceways auf der Strecke Lovell-City nach Bradbury: Unsere Flugzeit beträgt voraussichtlich viereinhalb Stunden und …«
Cassie hörte nicht mehr hin, denn sie hatte Mühe, ihren Sprössling davon abzuhalten, jetzt schon über sämtliche Sitze zu klettern. »Walt, ich habe dir schon dreimal gesagt, dass du sitzen bleiben sollst!«, sagte sie gereizt, packte ihren Jungen und bugsierte ihn wieder auf seinen Platz. Bevor er wieder aufstehen konnte, schnappte sie sich den Gurt und schnallte ihn fest. »Sieh mal da draußen«, begann sie ein Ablenkungsmanöver. »Siehst du den Wagen? Der Roboter da packt jetzt unsere Koffer in den Gleiter. Was meinst du, kannst du unsere entdecken?«
Walt ging sofort darauf ein und drückte sich die Nase am großzügigen Fenster aus Glasstahl platt, um nur ja keine Bewegung des
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