Sternenfaust - 137 - Eine Milliarde Credits
Roboters zu verpassen.
»Ma’am? Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
Cassie wandte sich zur Stewardess. Ich glaube, ich brauche eigentlich einen mantidischen Klarnektar , dachte sie und zog Walt fast automatisch wieder in seinen Sitz. Einen doppelten. Mit Kindern zu verreisen ist einfach schrecklich, selbst wenn sie die eigenen sind. »Ja, gern«, sagte sie dann laut. »Mir bitte einen Saft aus karalonischen Blaukirschblüten und für den jungen Mann an meiner Seite eine heiße Vanilleschokolade.«
Die Stewardess lächelte. »Gern.« Cassie sah sich um. Das große Raumschiff war voll besetzt, sie hatte Glück gehabt, so kurzfristig noch einen Flug zum Mars zu bekommen. In Serenity ging immer nur ein Flug pro Tag zum Mars, also hatte sie mit ihrem eigenen Gleiter um den halben Mond nach Lovell-City im Fra-Mauro-Hochland fliegen müssen, um noch ein Schiff nach Bradbury zu erwischen. Die Antwort, die sie von Walter bekam, als sie ihre Verspätung ankündigte, war zu erwarten gewesen, hatte aber ihre Laune über die Reise nicht gebessert. »Ich habe dir ja gesagt, dass du besser und bequemer mit meinem Privatgleiter fliegst.« Cassie hätte auf diese Aussage gut verzichten können. Sie hatte gesagt, es wäre ein Leichtes für sie zu kommen und das würde es auch sein.
Auch wenn ein so lebhaftes Kind wie Walt diese Absicht nicht gerade einfach machte.
Cassie nahm sich einen der Folienprospekte, die auf dem Tischchen vor ihr abgelegt waren und blätterte es gedankenverloren durch. Dabei beobachtete sie Walt aus den Augenwinkeln. Immer noch betrachtete er fasziniert das Starten und Landen der Erde-Mond-Shuttles und der größeren Passagierraumschiffe und Frachter, die zum Wurmloch aufbrachen, das auf die andere Seite der Galaxis führte. Die Folie knisterte leise in Cassies Fingern.
Far Horizon – das Unternehmen mit Blick in die Zukunft. Seien Sie dabei.
Auf mehreren Seiten waren sowohl die Firmenphilosophie als auch ein paar Beispiele aus der Produktpalette des Konzerns abgebildet. Cassie hob die Brauen. Sie hatte ganz vergessen, dass Far Horizon auf so gut wie allen Gebieten der führende Technologiekonzern der Solaren Welten war – ob das nun die modernsten Raumschiffantriebe waren oder auch nur ein neuer Küchenroboter. Sobald es um Technik ging, hatte Far Horizon so etwas wie eine Monopolstellung bei fast allem inne.
Ich bin wirklich froh, dass ich dort nicht mehr arbeite.
Sie legte den Prospekt wieder weg und tippte Walt auf die Schulter, denn die Flugbegleiterin näherte sich mit zwei Bechern. »Setz dich richtig hin, Walt! Dann kannst du die Schokolade trinken und gleichzeitig sehen, wie wir starten.«
»Geht es jetzt los?«
Cassie lächelte, als sie die glänzenden Augen ihres Jungen sah. »Ja. Jetzt geht es los.«
*
Einen Sack Flöhe hüten ist leichter , dachte Cassie Puntareras frustriert, als sie ihr Handgepäck aus den oberen Staufächern holte. Der Flug 357 war nach viereinhalb langen Stunden und gefühlten tausend ›Sind-wir-bald-da?‹-Fragen auf dem John-Carter-Raumhafen in der Marshauptstadt Bradbury gelandet. Walt war immer noch zappelig vor Aufregung, denn Cassie hatte ihm erzählt, dass auf dem Mars der Himmel ganz anders aussah als auf Luna, nämlich orange und auch der Boden ganz rot war. Jetzt war er neugierig und konnte es kaum erwarten, das alles aus der Nähe zu sehen.
Cassie schulterte ihre Tasche, damit sie die Hände freihatte – gerade rechtzeitig, um ihren davon stürmenden Sohn an der Kapuze seines Sweatshirts zu packen. Sie ermahnte ihn (zum wievielten Mal eigentlich?), nicht davonzulaufen, und packte fest seine Hand, damit er in der Menschenmenge, die sich beim Verlassen der Maschine bildete, nicht verloren ging .
Und Walt war tatsächlich ein wenig eingeschüchtert, als er sah, wie viele Menschen sich hier im Abfertigungsterminal des Raumhafens Bradbury aufhielten und durcheinanderliefen. Cassie dirigierte ihn zur Gepäckausgabe und befahl ihm dann, neben ihr stehen zu bleiben, während sie sich in die Schlange vor dem automatisch betriebenen Schalter anstellte.
Walter hat gesagt, dass er einen Gleiter schicken würde, der uns zu ihm ins Büro bringt. Hoffentlich müssen wir nicht zu lange auf ihn warten.
Sie sah sich suchend um und fand schließlich die 3-D-Anzeigentafel, auf der jetzt angezeigt wurde, dass das Gepäck des Fluges 357 aus Lovell-City ab sofort ausgegeben wurde. Cassie zückte ihren Bordchip, auf dem ein Roboter per Code erkennen
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