Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger
Sie zeigen mir, dass acht bei Weitem nicht genügen. Also brauchen wir mehr. Viel mehr. Wo, bitte, ist da noch was unklar?«
»Es wird ihr nicht gut tun.« Ein Vorwurf lag in dem Satz, der sich nicht mit Worten ausdrücken ließ. »Als Mediziner kann und darf ich ein derartiges Vorgehen nicht begrüßen.«
»Pff. Wenn wir es nicht tun, tut die Alternative uns allen nicht gut. Also bitte. Entweder so, oder die ganze Mission ist im Eimer. Ich kann nicht für Sie sprechen, Doc, aber ich für meinen Teil habe nicht vor, mein Leben zu riskieren, nur damit unsere ach so wertvolle Fracht keinen Schaden nimmt!«
Schweigen. »Wie viele Miniraketen haben wir denn an Bord?«
»Was weiß ich? Jedenfalls genug, um ihre Scanner vollends in den Wahnsinn zu treiben, wenn wir die Proben nur weitflächig genug auf die Dinger verteilen.
Die GalAb sucht nach dem Marker in ihrem Blut, nicht nach ihr. Also müssen wir dafür sorgen, dass ihr Blut an so vielen verschiedenen Orten wie möglich auftaucht. Fertig.« Gelächter.
Dann ein resigniert klingendes Seufzen. »Reicht ein halber Liter?«
»Machen Sie ruhig drei viertel, Doc. Die Frau ist doch angeblich so hart im Nehmen. Das steckt die schon weg. Und es soll keiner sagen, ich nähme meinen Job nicht ernst!«
*
Al Khaled also!
Jurij R. Diaz strich sich nachdenklich über das Kinn und betrachtete die Monitore vor sich. Er durfte den Commander von der STERNENFAUST III nicht unterschätzen. Zwar verlief bisher alles genau nach Plan, aber wenn einem jemand wie Shamar al Khaled auf den Fersen war, konnte man sich nicht darauf verlassen, dass dieser Plan auch entsprechende Früchte trug.
»Dieses Schiffchen ist noch längst nicht im Hafen.«
Die Stimme gehörte Herman, seinem Adjutanten, und unter normalen Umständen hätte Jurij ihn jetzt angefahren, was er sich erdreistete, unaufgefordert zu sprechen und seine Konzentration zu stören. Doch dies waren keine normalen Umstände. Das waren sie schon lange nicht mehr.
»Wie recht Sie doch haben, Herman«, murmelte er daher schlicht und ohne den Blick von den Darstellungen vor sich abzuwenden. Und wie gekonnt sie das Offensichtliche auch noch zu kommentieren verstehen.
»Shamar al Khaled ist …«
Jurij hob warnend die Hand. »Ich kenne Commander al Khaled weitaus besser als Sie, Herman. Von daher würde ich es begrüßen, wenn Sie Ihre Meinung, so fundiert sie auch sein mag, für sich behielten.« Eine Feststellung, keine Bitte.
Wie viele Jahre waren vergangen, seit sich seine Wege und die der STERNENFAUST-Besatzung zum ersten Mal gekreuzt hatten? Fünfzehn? Zwanzig? Viel war inzwischen geschehen, aber Diaz hatte sich ständig über das Flaggschiff der Solaren Welten und seiner Besatzung auf dem Laufenden gehalten. Die damalige Crew des Schiffes hatte Jurij aus der Gefangenschaft befreit und ihm so ein Exil auf der Erde ermöglicht, nachdem sein eigenes Volk ihn zum Alten Eisen erklärt und als nicht länger tauglich ausrangiert hatte { * } .
Doch jemanden wie ihn, einen, der zu Herrschen geboren oder besser gezüchtet wurde, konnte man nicht gefangen halten. Selbst aus seinem Gefängnis heraus war es ihm möglich gewesen, den Hohen Rat der Solaren Welten zu unterwandern und einen Putschversuch gegen den damaligen Vorsitzenden des Hohen Rates, Gregor Rudenko, zu unternehmen. Leider mit dem Resultat, dass man ihm eine Beteiligung an der Aktion nachweisen konnte.
Eine glücklichen Fügung – oder sollte man es doch eiskalte Berechnung nennen? – war es dann schließlich gewesen, dass man ihn an die Drei Systeme ausgeliefert hatte. Im Gegenzug dafür hatten die Solaren Welten von den Genetics erfahren, welche Zusammenhänge zu der PFS-Krise geführt hatten. Jene äußert bedrohliche, künstlich erzeugte Krankheit, die Paranoia und Wahnvorstellungen hervorrief, hatte sich wie ein Lauffeuer unter den Menschen verbreitet, konnte aber letztendlich doch gestoppt werden. { ** }
Zurück bei den Seinen hatte eine Widerstandsgruppe Diaz noch am Raumhafen aus den Fängen der Regierung unter Lordmanager Wynton R. Canetti befreit. Lange Jahre war er im Untergrund tätig, untergetaucht, als Kopf des losen Widerstandnetzwerkes. Doch die Genetics erwiesen sich als harte Brocken. Die Widerstandsbewegung wurde mit allen Mitteln bekämpft und war gezwungen, außerhalb der Drei Systeme Stellung zu beziehen.
Da kam die Erde ihm, dem ehemaligen Lordmanager, gerade recht. Denn er hatte es schon einmal beinahe geschafft, die Solaren Welten
Weitere Kostenlose Bücher