Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger
für seine Pläne einzuspannen – warum nicht noch einmal?
Herman räusperte sich. »Gregorovitch und seine Telepathen sind schon wieder aufgebrochen. Wie es scheint, haben sie der Besprechung nicht lange beigewohnt. Sie scheinen eine Verfolgung Nickie Bergers nicht für möglich zu halten.«
»Oh, bestimmt tun sie das sogar«, murmelte Jurij gedankenverloren. »Gregorovitch dürfte uns noch nicht vergessen haben. Nicht nach dem, was wir seinem Sohn antaten.« Er räusperte sich lautstark. »Aber es gehört nicht viel dazu, einen Mann wie Walter Gregorovitch zu manipulieren. Man muss ihm nur fest genug auf die Füße treten. Al Khaled wiederum spielt in einer anderen Liga.«
Dann wandte er sich ab und nickte seinem Assistenten auffordernd zu. »Geben Sie mir noch einmal Huber«, befahl er. »Ich habe da noch etwas, das er und ich besprechen sollten, bevor diese Aktion zu Ende geht.«
Es dauerte nur Sekunden, bis die Verbindung stand. Auf dem Display der Komm-Konsole vor ihm erschien das Gesicht des Mannes, dem Jurij den Vorsprung gewissermaßen verdankte, den er gegenüber der GalAb hatte.
»Diaz«, sagte Wolfgang Huber. Er wirkte zerknirscht und sah aus, als habe er seit Tagen nicht geschlafen. Blass, nahezu fiebrig wirkte er – ob ihm die Sache mit Gregorovitchs Sohn an die Nieren ging? Doch das Feuer in Hubers Augen loderte so heftig wie eh und je. »Gut, dass Sie sich melden. Die GalAb hat die Situation nun allein übernommen. Commander al Khaled von der STERNENFAUST III ist bereits in der Luft und Ihrem Gleiter auf der Spur.«
Jurij runzelte die Stirn. »Ach, wirklich?«, fragte er verächtlich. »Sagen Sie, Huber, glauben Sie tatsächlich, dass die Galaktische Abwehr eine Aufgabe von derartiger Tragweite einem ihrer Agenten allein überlässt?«
Der Angesprochene hob die Schultern. »Wenn ich es Ihnen doch sage. Meinen Informationen zufolge ist genau dies der Fall: Al Khaled ist auf Solo-Tour und hängt an Ihren Fer…«
»Sie sind aufgeflogen, Wolfgang.« Ein Schnauben. »So einfach ist das. Al Khaled muss Ihnen auf die Schliche gekommen sein oder zumindest davon ausgehen, dass es bei Far Horizon einen Verräter gibt. Er hat Sie gezielt mit Falschinformationen versorgt – weil er ahnt, dass Sie Ihr Wissen so gern weitertratschen!«
Huber keuchte. Fassungslosigkeit lag auf seinen Zügen, unverhohlen und schwer. »Sie meinen, er benutzt uns, um Ihnen etwas vorzumachen?«
Jurij lächelte grimmig. »Was würden Sie tun?«
Darauf gab Huber keine Antwort. Warum auch? Sie war ohnehin offensichtlich. Man musste keinen IQ von 180 besitzen, um einen derartigen Plan zu schmieden. Auch nicht, um ihn zu durchschauen. Blieb nur die Frage, wie sie jetzt vorgehen sollten.
»Bleibt die Frage, wie wir jetzt vorgehen wollen«, meldete sich Herman abermals ungefragt zu Wort und bewies mit begnadeter Treffsicherheit, dass er in puncto Betonung des Offensichtlichen schlicht ein Naturtalent war. »Wenn die GalAb von unseren Quellen weiß und diese gezielt manipuliert, können wir eigentlich gar nichts mehr als gegeben voraussetzen. Dann wird die gesamte Mission zum unkalkulierbaren Risiko!«
Jurij lachte leise und humorlos. »Was schlagen Sie vor, Herman?«
»Opfern wir Berger. Lassen wir nicht zu, dass sie den Feind zu uns lotst.«
»Und was ist mit der Energie, die wir bereits in sie investiert haben? Mit der Loyalität? Berger ist eine von uns, Herman, vergessen Sie das nicht!« Im Grunde waren dies leere Floskeln. Jurij empfand nicht anders als sein Assistent. Aber es schadete nie, schwere Entscheidungen im Vorfeld genau durchzudiskutieren – auch wenn man dafür advocatus diaboli spielen musste.
»Wenn wir uns nicht von ihr trennen, bringen wir unter Umständen die gesamte Operation in Gefahr, Diaz! Selbstverständlich ist Nickie Berger wertvoll – aber ist ihre Bedeutung für uns wirklich so groß, dass wir all unsere Spielchips wegen einer einzelnen Karte auf den Tisch schieben?«
Abermals gingen Jurij R. Diaz die vergangenen langen Jahre durch den Kopf. Herman hatte recht – er durfte all dies nicht riskieren. Sonst wurde die Arbeit dieser Jahre bedeutungslos.
Er nickte und sah dem nach wie vor zugeschalteten Wolfgang Huber direkt ins Gesicht. »Ich stimme zu«, sagte er dann fest. »Und ich habe bereits Schritte unternommen, die eine Alternative bedeuten könnten. Sollte mein Plan B allerdings scheitern, sehe auch ich keine Wahl. Dann werden wir Berger vernichten, bevor sie auch nur in unsere Nähe
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