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Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Titel: Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Juriwal lebt noch immer, doch vor einem Jahr ist mein ursprüngliches mutagenes Virus in seinem Körper selbst mutiert. Ein erstaunlicher Vorgang, fast eine Ironie des Schicksals.
    Zumindest könnte man es so nennen, wenn man an das Schicksal glauben würde. Was in meinem Fall ganz gewiss nicht zutrifft. Denn wenn es eine übergeordnete Macht gibt, die unser Leben lenkt, dann werde ich sie mithilfe der Wissenschaft meinem Willen unterwerfen. Und damit ist das Prinzip einer wie auch immer gearteten Fremdbestimmung einer höheren Macht, der wir uns nicht widersetzen können, ad absurdum geführt.
    Doch zurück zu Juriwal, meinem ersten menschlichen Versuchsobjekt. Die Mutation des Virus hat mir gezeigt, wo ein grundlegender Fehler liegt, den ich inzwischen bei den weiteren viralen Kulturen korrigiert habe.
    Juriwal muss inzwischen ein tierisches Lebewesen nur noch berühren, und schon integriert er über den Hautkontakt Teile seiner DNA. Sogar, wenn er in Kontakt mit Duftstoffen wie etwa ausgestoßenen Pheromonen kommt, genügt das schon. Auf Pflanzen-DNA traf dieses Phänomen übrigens zunächst nicht zu. Scheinbar ist der genetische Unterschied zwischen Tier und Pflanze erst noch zu groß gewesen.
    Inzwischen hat er wohl Teile von mehr als vierzig Spezies aufgenommen. Sein Leib gleicht einer bizarren Fantasie. Er ist über und über verwuchert und verwachsen. In verständlichen Worten kann er sich schon lange nicht mehr äußern. Wozu auch? Er ist nicht mehr und nicht weniger als eine Kampfmaschine, die sich nimmt, was sie benötigt.
    In einer Nacht- und Nebelaktion habe ich ihn auf einem unbewohnten Planeten ausgesetzt, weil er selbst mir zu gefährlich wurde. Selbstverständlich habe ich eine Beobachtungssonde in seinem Nest installiert, aber inzwischen hat er sie zerstört. Als ich ihn zuletzt sah, hatte er sogar damit begonnen, pflanzliche Merkmale anzunehmen. Blätter sprossen aus seinem Nacken und aus einigen seiner Nasenlöcher ragten Luftwurzeln.
    Ich habe mich längst fortgeschritteneren Versuchen zugewandt. Juriwal repräsentiert Stufe 1, die ich hinter mir gelassen habe.
    Bei den Genetics stoßen meine Forschungen nach wie vor auf Ablehnung, damit habe ich mich schon vor Monaten endgültig abgefunden. Was soll es mir auch schaden – ich bin nicht auf sie angewiesen. Ich werde meine Zeit nicht länger mit ihnen verschwenden. Ich kann sie nicht zu ihrem Glück zwingen.
    Mir ist eine weitaus wirkungsvollere Methode eingefallen, um Anhänger um mich zu scharen, die sich sogar freiwillig als Versuchsobjekte zur Verfügung stellen. Es war einfach, sobald ich einmal den Dreh gefunden hatte … ich musste nur die engen Grenzen der Wissenschaft verlassen.
    Und was könnte der Wissenschaft entgegengesetzter sein als der Glaube?
    Zumindest sehen es die meisten, engstirnigen Gelehrten so. Sie ignorieren, dass es eine umfassende Schnittstelle gibt, die man ausnutzen muss, um größtmögliche Effektivität zu gewinnen.
    Einige Vorträge hier, das eine oder andere Wunder dort … und schon, sammelte ich eine Schar von religiösen Anhängern um mich. Ein wenig verschleierndes Geschwafel, das sie fasziniert, weil es spirituell und mystisch klingt – und schon folgen sie mir wie einem Heilsbringer.
    Zehn von ihnen tragen eine neue Version des mutagenen Virus, und heute werde ich eine weitere Modifikation vornehmen. Die dritte Generation des Virus!
    Oder die dritte Generation der Schöpfung, wie ich es in meinen Predigten meinen Anhängern gegenüber nenne. Sie gieren geradezu danach, Teil dieses Wunderwerks sein zu dürfen, das den Menschen den Göttern noch ähnlicher macht, indem er ihn mit der gesamten Lebensvielfalt vieler Welten vereint.
    Oh, sie sind tatsächlich wie Schafe, die sich leicht in die Irre führen lassen.
    Schafe … da kommt mir eine Idee …
    Es gibt Lärm vor meiner Tür.
    Einer meiner Anhänger stolpert herein. Seinen Namen habe ich vergessen. Seine Augen glotzen blind, und doch sehen sie auf ihre Weise mehr als meine eigenen. Er rezipiert Ultraschallwellen und Bereiche des Helligkeitsspektrums, die für einen normalen Menschen unsichtbar bleiben.
    »Sie kommen«, sagt er.
    Kirlian E. Guubano – das ist sein Name. Genannt Kirliano. Jetzt erinnere ich mich wieder.
    »Was meinst du damit, sie kommen?«, frage ich.
    Er öffnet den Mund und eine zweite, lange Zunge, die einem Stachel gleicht, entrollt sich. An ihrer Spitze glitzern Tropfen, in denen kaum jemand, der es nicht besser weiß, ein

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