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Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Titel: Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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tödliches Gift vermuten würde. Für mich ist die Drohgebärde überdeutlich, doch sie richtet sich nicht gegen mich.
    »Sie kommen, um dir den Prozess zu machen!«, stößt Kirliano hervor.
    Ich habe geahnt, dass es früher oder später so kommen wird. Mit fester Stimme befehle ich meinem Anhänger, zur Seite zu treten. »Es wird alles gut werden. Schon bald werden wir gemeinsam weiter die göttlichen Prinzipien erforschen.«
    Einen Augenblick lang überlege ich, einige der gefährlicheren und kampfstarken Mutanten-Chimären herbeizurufen, doch ich entscheide mich dagegen.
    Das ist nicht der Weg, den ich gehen muss. Zumindest noch nicht.
    Ich ahne, dass sie mich verbannen werden.
    Sollen sie nur. Alles ist vorbereitet. Ich bin bereit, die Welten der Genetics für immer zu verlassen. Ich brauche sie nicht. Vielleicht ist es sogar besser, diese Umgebung hinter mich zu bringen, in der jeglicher innovative Forschergeist gebremst wird. Sie halten sich für so fortschrittlich, und doch blockieren sie alle interessanten Innovationen.
    Ruhig erwarte ich meine Gäste.
    Doch als sie auftauchen, wird deutlich, dass sie nicht in Frieden kommen.
    Strahler richten sich auf mich, und ohne ihn auch nur zu warnen, schießen sie Kirliano nieder. Wutentbrannt stürme ich los. »Was habt ihr …«
    Weiter komme ich nicht.
    »Paralyse«, höre ich noch, dann endet jede Bewegung. Mein Geist wird matt, die Welt versinkt in Dunkelheit.
     
    *
     
    Am nächsten Tag
     
    Eine Ratte!
    Es ist wie ein Realität gewordenes Klischee. Ich teile meine Gefängniszelle tatsächlich mit einer Ratte. Frech und fett hockt sie in der Ecke und glotzt mich an. Sie ist durch einen kleinen Belüftungsschacht gekommen, und dort wird sie auch wieder verschwinden, sobald sie sich in Gefahr wähnt.
    Also lasse ich sie in Ruhe. Sie wird es nicht wagen, sich an mir gütlich zu tun. Um als einzelnes Tier einen Lebenden anzugreifen, müsste sie verzweifelt und hungrig sein – und so sieht sie überhaupt nicht aus.
    Was mich viel mehr erschüttert, ist die Tatsache, dass ich gefangen genommen worden bin. Man wirft mir vor, die Grenzen der Forschung nicht nur gedehnt, sondern sie überschritten zu haben. Man will mich verklagen, weil ich mit Menschen experimentiert habe.
    Was sie jedoch schier in den Wahnsinn treibt, ist, dass sie nichts gegen mich in der Hand haben. Keines meiner Versuchsobjekte wird gegen mich aussagen. Sie alle sind mir freiwillig gefolgt und würden sich jederzeit für weitere Experimente zur Verfügung stellen. Sie verehren, ja, sie lieben mich .
    Anders als es anfangs etwa bei Fron I. Juriwal gewesen war. Juriwal, der inzwischen wahrscheinlich so sehr mit der Natur seines Exilplaneten verschmolzen ist, dass man ihn von dieser nicht mehr unterscheiden könnte. Vielleicht bildet er das Zentrum eines völlig neuartigen Lebenskollektivs.
    Doch von ihm wissen sie weder etwas, noch könnten sie ihn finden, um etwas zu beweisen.
    Jemand nähert sich meiner Zelle. Die energetische Trennwand, die den einzigen Ausgang unpassierbar versperrt, flimmert und fällt dann in sich zusammen.
    Eine Gestalt steht im Ausgang, eine fettleibige, schwarzhaarige Frau, dem Aussehen nach etwa fünfzig Jahre alt.
    Sie trägt ein weiches, weich fallendes Kleid, das so gar nicht in diese Umgebung passen will.
    Was sie wohl sagen würde, wenn sie mit einer Ratte eingesperrt wäre? Auf diese Frage werde ich wohl nie eine Antwort erhalten, denn meine Besucherin kommt gleich zum Kern der Sache.
    »Wir missbilligen dein Tun, Scott I. Caldwell.«
    »Wir?«, frage ich. »Wer ist wir?«
    »Die Genetics. Ich spreche für alle von uns. Jeder Einzelne verurteilt dich, niemand steht hinter dir. Du bist zu weit gegangen.«
    »Jeder außer mir«, betone ich. »Und außer all meinen menschlichen Versuchsobjekten, die ich nie und zu keiner Zeit gezwungen habe, sich selbst zur Verfügung zu stellen.«
    »Ich bin überzeugt, dass dir deine Anhänger bis in den Tod folgen würden. Ihre Auffassung ist jedoch nicht relevant, denn sie sind verblendet.« Sie streckt die Hand aus, mir entgegen. »Handeln wir wie Ehrenleute. Ich erspare dir die Schmach und Unbilden einer längeren Gefangenschaft – das Einzige, was wir von dir verlangen, ist, dass du deine Versuchsreihen einstellst. Und dass du unsere Welten verlässt.«
    »Ich kann nicht länger verheimlichen, was ich entdeckt habe! Seit einiger Zeit geschieht so viel … Ich habe entscheidende Durchbrüche erzielt! Die Erfolge geben mir recht!

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