Sternenfaust - 145 - Rückkehr zu den Basiru-Aluun (1 of 2)
Berater vom Gerüst kletterte und Anweisungen gab. Kurz darauf war eine Gruppe von fünf Tanjaj auf dem Weg zu dem hölzernen Galgen, an dem Sun-Tarin baumelte. Sie holten den steifen Körper herab und knebelten den Mund, der ebenso wie alles andere mit einer harten Merak-Schicht umgeben war.
Seran-Pakor triumphierte innerlich. Nun würde er endlich Gottes Auftrag vollenden können und seine Rede in Ruhe fortsetzen.
»Ich rufe euch!«, schmetterte er über den Platz. Neue Energie durchflutete ihn. »Ich rufe dich, zukünftiger Mar-Tanjaj, der du deine Berufung ebenso fühlen kannst, wie ich!«
Sein Blick fiel auf einen jungen Kridan, der als Erster aus der Masse hervortrat, genau unter die Plattform, von der er hinuntersah. Der Kridan dort unten gefiel ihm. Seine Schritte waren fest und weit, er trug den Kopf erhoben, und das, obwohl ihm ein Stück des Schnabels fehlte. Er schien diesen Makel mit Stolz zu tragen. Rötliche Augen suchten seinen Blick. Ja, dieser Kridan war mutig und entschlossen, daran bestand kein Zweifel. Etwas an seinen Zügen erinnerte Seran-Pakor an seine geliebte Saha-Fera. Ein angenehmer Schauer durchrieselte ihn.
Es traten weitere Kridan vor. Insgesamt fanden sich sieben, die eigens für diese Ansprache angereist waren, manche vermutlich von weit entfernten Planeten. Es war bekannt, dass der Raisa noch immer nach dem neuen Mar-Tanjaj suchte, und obwohl die Spiele den Zorn des Volkes herausforderten, gab es nach wie vor Freiwillige, die sich ihnen stellten. Der Preis war hoch.
Ein Glücksgefühl wärmte ihn. Dieses Mal würde es geschehen: Der neue Mar-Tanjaj war auf dem Weg zu ihm – und der Angriff auf Sol III rückte in greifbare Nähe.
*
Kridania, Wohnnest im Gebirge vor Matlanor, am Morgen nach der Rede des Raisa
Danur-Tak betrachtete die Sandbüsten seiner Vorfahren. Sie waren an einer der Querseiten des großen Saales aufgestellt und blickten mit ihren erstarrten Sandaugen zum großen Panoramafenster hin, als wollten sie sich vergewissern, dass kein Feind nahte.
Er drehte sich zum ovalen Fenster um, das mehrere Kridanlängen maß, und betrachtete den Rücken von Mera-San. Seine Geliebte stand seit einiger Zeit regungslos vor der durchsichtigen Energiewand, die das Fenster bildete. Sie blickte auf die Stadt hinunter, die sich bis zum Horizont vor ihr erstreckte.
Danur-Tak trat neben sie und legte seine Kralle vertraulich auf ihren Kopf. Auch seine Blicke glitten die Abhänge des Gebirges hinunter, hin zu den eiförmigen Wohntürmen, die sich in den roten Himmel schraubten, als wollten sie ferne Sterne berühren.
Das hartnäckige Schweigen von Mera-San machte ihn nervös, und die rote Flüssigkeit, die an ihrem Schnabel hervordrang, löste Verlegenheit in ihm aus. Ihm selbst wäre nie in den Sinn gekommen, seine Gefühle derart zur Schau zu stellen. Er war ein Tanjaj und der Stolz seines Ei-Vaters. Schon jetzt nutzte er große Teile des Gelegeerbes für seine eigenen Pläne und genoss das volle Vertrauen seiner Verwandten. Auch das Faskir-Nest, in dem sie sich befanden, war ein solcher Vertrauensbeweis. Die wenigsten Kridan besaßen ein so auffälliges Wohnareal, das sich wie das Nest eines Doragreifen an die Flanke eines Berges schmiegte. Sie befanden sich in einer Höhe von zwei Teals(3 kridanische Teals entsprechen etwa einem Kilometer) über dem Grund. Unter dem dünnen Metallboden lauerte ein furchterregender Abgrund, doch Danur-Tak störte sich nicht daran. Er vertraute den Architekten und Erbauern seines Geleges, die als die fähigsten Kridan in diesen Bereichen galten.
»Mera-San, sei nicht traurig. Du musst auf Gott vertrauen.«
Seine Geliebte schaffte es nicht, ihm ins Gesicht zu blicken. »Sie sind alle tot oder verkrüppelt. Verstehst du das denn nicht? Bei diesen widerlichen Spielen gibt es keine Sieger. Der Raisa erfreut sich daran. Er ist nicht mehr der, der er einst war.«
Danur-Taks Krallen gruben sich in ihre ledrige Kopfhaut. Sie zuckte zusammen, wehrte sich aber nicht.
»Sprich nicht schlecht von Seiner Heiligkeit. Er ist das Licht im Sand, und dir steht es nicht zu, über ihn zu richten.«
Ihr Schnabelkrächzen signalisierte ihre Enttäuschung. »Du redest deinem Ei-Vater nach dem Schnabel. Wann wirst du endlich beginnen, selbst zu denken? Der Raisa hat sich verändert.«
Danur-Tak ließ ihren Kopf los und sah hinunter auf die Stadt. »Er steht unter Druck. Gottes Stimme ist gewaltig. Niemand außer ihm kann sie hören.«
»Er
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