Sternenfaust - 148 - Herrscher der Orphanen (2 of 2)
arbeitete, machten da keine Ausnahme. Es hatte Schwankungen in der Leistungsfähigkeit der Anlage gegeben, und man hatte ihn ausgewählt bei der Reparatur mitzuhelfen, weil er neben seiner Kampfausbildung auch von Funktechnik ein wenig Ahnung hatte. Der Sender durfte nicht ausfallen, sonst konnte die Flotte im Zweiten Raum vom Flagschiff aus nicht vernünftig koordiniert werden.
»Es ist mir egal, ob er Angst hat oder nicht!«, ereiferte sich Fakun-Kan und krächzte verächtlich. »Er zweifelt die Autorität und Befehlsgewalt des Mar-Tanjaj an. Er zweifelt an dessen Integrität und daran, dass der letzte Befehl des Raisa lautete, den Krieg gegen die Schnabellosen auf jeden Fall weiterzuführen! Das ist Hochverrat, und wenn wir nichts dagegen unternehmen, dann werden es sicher die Tugendwächter tun – mit dem einzigen Unterschied, dass wir dann auch gleich mit im Verdacht stehen, zu ihm zu gehören. Willst du das etwa?«
Tagnor-Fin spürte, wie sich die Krallen Fakun-Kans ein wenig lockerten, und mit einer schnellen Bewegung drehte er sich aus dem Griff des Technikers heraus. Mit zwei Schritten brachte er etwas Abstand zwischen sich und die beiden anderen. Beschwichtigend hob er die Flügelarme und senkte den Schnabel in Demut. Sie sollten nicht das Gefühl bekommen, er plane ebenfalls, sie anzugreifen.
»Macht mit mir, was ihr wollt«, sagte er freimütig. Er hatte schon längst mit seinem Leben abgeschlossen gehabt. Dass er erneut die Chance bekam, die beiden Techniker von der Wahrheit zu überzeugen, hätte er nie für möglich gehalten. Aber er musste es versuchen.
Allein schon, damit ich meine geliebte Rivin-Tur nicht umsonst in Gefahr gebracht habe … Der Gedanke an seine Geliebte auf Kridania, die ihm bei seiner Abreise einen geheimen Bergstrom-Sender zugesteckt hatte, versetzte dem Tanjaj einen Stich. Hoffentlich hatte man ihren Kontakt auf dem Heimatplaneten nicht registriert – denn falls doch, dann war sie sicher schon wegen Verrats verhaftet und öffentlich hingerichtet worden. Und ich wäre schuld daran, denn ich war es, der es ohne ihre Stimme hier nicht mehr ausgehalten hat …
»Richten wird man euch so oder so«, fuhr er fort. »Entweder machen es die Tugendwächter, oder Gott selbst, wenn wir alle unehrenhaft sterben. Denn die Schlacht, in die der Mar-Tanjaj uns führt, werden wir nicht überleben. Sie ist falsch und nicht gottgewollt. Nicht einmal der Raisa hat sie angeordnet! Sie kann daher nur scheitern. Der Mar-Tanjaj handelt aus egoistischen Motiven und ist nur darauf bedacht, als Held nach Hause zurückzukehren. In ein Zuhause, dass dann ein geschlagenes Kridanisches Reich sein wird. Die Flotte wird vernichtet sein, denn die Menschen erwarten unseren Angriff. Wir sind entdeckt worden, die Nian-Tarnung hat versagt!«
»Genug!«, donnerte Fakun-Kan. »Woher willst du das alles wissen, Elender?«
»Ich habe mit Kridania gesprochen«, krächzte Tagnor-Fin leise. »Ich … ich habe einen separaten Sender, mit dem ich auf einer geheimen Frequenz funken kann.«
Unlor-Gen keckerte ungläubig. »Das kann überhaupt nicht sein. Schau dir doch diese Anlage an!« Er wies auf den Bergstrom-Sender, der fast den ganzen Raum einnahm. Ein paar Wandverdeckungen waren abgeschraubt, da sie zuvor gemeinsam an der Maschine gearbeitet hatten. »Willst du behaupten, so etwas stehe auch in deinem Quartier?«
»So ist es nicht«, bekannte der junge Tanjaj. »Das Gerät, das ich benutze, sendet sein Signal verborgen in den routinemäßigen Positionsgeber-Impulsen, die diese Anlage abgibt.«
»Hast du Jirlinge im Kopf?«, fragte Fakun-Kan und fauchte mit geöffnetem Schnabel. »Die Zugangscodes hat nur der Mar-Tanjaj! Wie willst du dir denn ohne diese Codes einen Zugang zum Funk verschaffen?«
»Meine … Ei-Legerin ist die Gelege-Tochter eines der Schiffskonstrukteure«, gab Tagnor-Fin zu. »Offenbar wusste sie die in der Anlage generierten Codes und hat sie in dem Gerät vorprogrammiert. Oder eine Routine programmiert, um die entsprechenden Daten auszulesen. Es ist egal, wie sie es gemacht hat – es hat auf jeden Fall funktioniert.«
»Und so hast du Kontakt nach Hause bekommen«, schloss Unlor-Gen. Er äugte seinen Kollegen Fakun-Kan an, der immer noch die Krallenhände abwechselnd öffnete und zu Fäusten schloss. Er war bereit, ihn, den Verräter, mit bloßen Krallen zu töten, das konnte Tagnor-Fin ihm ansehen. »Was hast du von dort gehört?«
Tagnor-Fin wiederholte, was er von Rivin-Tur erfahren
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