Sternenfaust - 148 - Herrscher der Orphanen (2 of 2)
ein zwei Kilometer durchmessender Tetrahemihexaeder und wirkte wie ein ins Gigantische vergrößerter Kristall. Die vier Dreiecks- und drei Quadratflächen Heliacas zollten der Zahl Sieben Tribut.
Mato Kin sah mit abwesendem Blick durch die transparente Wand des Sitzungsraums. Er schaute hinab auf die fernen Wolkenwirbel seines Heimatplaneten. Heliaca würde noch viele Stunden benötigen, ehe es die Wolkendecke durchstieß.
»Mato Kin Wayat?«
»Ich bitte um Entschuldigung, Tahca Kin Ipsica.«
»Heliaca zweifelt immer noch. Haben Sie weitere Argumente, die Sie ins Feld führen möchten?«
»Ist es nicht letztlich der Friede , den alle höher entwickelten Wesen der Galaxis anstreben?«
»Er ist es, Mato Kin Wayat. Doch der Friede ist die Leistung derjenigen, die ihn wollen. Den Frieden mit Gewalt zu erzwingen, scheint mir eine deutlich geringere Leistung zu sein.«
»Ich stimme zu, Tahca Kin Ipsica. Doch manchmal komme ich mir so uralt vor, wie unsere Spezies tatsächlich ist. Stehen wir nicht am Ende einer Geschichtslinie?«
»Das will ich nicht hoffen!«, warf Hok’a Kin Kinye ein. »Wollen Sie uns mit dem Gedankengut der Wissensvernichter überzeugen, Mato Kin Wayat?«
»Nein. Ich möchte den Frieden sichern – für alle Zeiten.«
»Das System unserer Friedenssicherung mag seine Fehler haben«, konzedierte Tahca Kin Ipsica. »Doch Ihr Vorschlag, Mato Kin Wayat, scheint mir größere Gefahren heraufzubeschwören, größer als die, die Sie bekämpfen möchten.«
»Ich bin der Ansicht, dass Heliaca die tatsächliche Situation völlig falsch einschätzt«, sagte Mato Kin mit Nachdruck.
Unruhe erfasste den Wissenschaftsrat.
»Sie halten Heliaca für naiv, Mato Kin Wayat?«, fragte Sunka Kin Ta.
»Ich halte die Wissensvernichter für naiv«, antwortete Mato Kin und wechselte die Kommunikationsform: Doch was wird geschehen, wenn die Wissensvernichter begreifen, dass ihr frommer Glaube nicht zu verwirklichen ist? , fragte er telepathisch in die Runde. Im Gegensatz zur akustischen Unterhaltung gestattete der mentale Dialog, sämtliche Emotionen mitzuliefern – und hierauf kam es Mato Kin im Augenblick an.
Mein Projekt würde nicht nur den Frieden sichern, sondern auch die Befürchtung der Wissensvernichter entkräften, dass die Nullraum-Energie eines Tages missbraucht werden wird , fuhr Mato Kin fort.
Diese Befürchtung ist doch abwegig! , rief Hok’a Kin Kinye auf telepathischem Wege. Die äonenweit zurückreichende Erfahrung unserer Spezies – der Sie offensichtlich nicht die rechte Achtung entgegenbringen – garantiert die Beherrschung jeglichen Wissens. Und um welchen Preis würde Ihr Projekt den Frieden sichern, Mato Kin Wayat? Um den Preis von Tod und Vernichtung!
Die Programmierung der Orphanen wird es nicht zulassen, dass andere als jene, die selbst Tod und Vernichtung bringen, angegriffen werden! , hielt Mato Kin dagegen.
»Die Orphanen sind höchst komplexe Gebilde«, sagte Tahca Kin Ipsica mit ruhiger Akustikstimme. »Ich habe mich nicht geringe Zeit mit Ihren Konstruktionsplänen beschäftigt, Mato Kin Wayat. Ich verstehe längst nicht alles, und es fällt mir im Übrigen nicht schwer, das zuzugeben – vor einem Meister wie Ihnen, Mato Kin Wayat. Ich …«
»Zuviel der Ehre, Tahca Kin Ipsica«, unterbrach Mato Kin. »Ich bin es den Männern und Frauen schuldig, mit denen ich über zwei Jahre lang am Projekt Ewiger Friede gearbeitet habe, an dieser Stelle anzumerken, dass es sich bei den Orphanen um eine Gemeinschaftsleistung handelt.«
»Selbstverständlich«, nickte Tahca Kin Ipsica. »Eine Gemeinschaftsleistung allerdings, die ohne Ihre Leitung wohl nicht zustande gekommen wäre. Ich wollte auf Folgendes hinaus: Wie können Sie ausschließen, dass die auf höherer Quantenebene basierenden Temporal-Reaktionen keine unberechenbaren Effekte zeitigen?«
»Wir haben das immer wieder durchgerechnet, Tahca Kin Ipsica. Der dritte Anhang widmet sich ausschließlich dieser Frage.«
»Ich verspreche Ihnen, dass ich mir den Anhang noch einmal vornehmen werde, Mato Kin Wayat. Für heute muss Ihnen Heliaca allerdings sagen, dass es das Orphanen-Projekt für zu unberechenbar hält. Ich will nicht ausschließen, dass wir in Zukunft …«
Die Zukunft! , unterbrach Mato Kin auf mentaler Ebene. Eben die Zukunft – die baldige Zukunft – ist es, die mir angst macht! Waren Sie je auf einer Versammlung der Wissensvernichter und haben ihre Reden gehört, Tahca Kin Ipsica?
Sie würden die Orphanen
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