Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)
fremdartig dieses Wesen von Helemaii auch war, kam sein Dilemma Izanagi sehr, sehr vertraut vor. Kopf versus Bauch. Jeder Mensch kannte das. Und bestimmt nicht nur die Menschen.
»Du meinst den Tele-Ring«, folgerte der ehemalige Christophorer. »Deiner Ansicht nach sollten wir es abermals mit einem Tele-Ring versuchen.«
Tränen standen in Turanors Augen, Hilflosigkeit lag in seinem Blick. Beides erschreckte Izanagi zutiefst. Ich glaube noch immer, dass der Ring uns helfen kann. Ich … Ich weiß nur nicht, wie. Und ich kann nicht zulassen, wertvolle Zeit und weitere Leben einem Bauchgefühl zu opfern. Nein, Izanagi Narada. Wir fahren fort, wie gehabt. Retten, was noch zu retten ist. Dann sehen wir weiter.
Die Unterhaltung war beendet, der Moment der Schwäche – der Ehrlichkeit? – vergangen. Turanor widmete sich wieder seinen Konsolen, als wäre nichts geschehen, doch Izanagi wusste nun sicher, wie sehr es in ihm arbeitete. Wie sehr er sich sträubte – gegen die Tatsachen und seinen Instinkt. Gefangen zwischen den Extremen.
Es war eine ganz andere, eigene Art von Leid, die Turanor von den Alendei in ihren Klauen hielt. Eine, die einen hohen Preis forderte und keine Alternativen kannte. Aber vielleicht – nur vielleicht – bedeutete sie, dass das letzte Wort im Falle Helemaii’nus doch noch nicht gesprochen war.
Izanagi Narada wusste nicht, ob er darauf hoffen sollte.
*
Einstein
Ahoo I. Shahi war keine nette Person, und Dana tadelte sich in Gedanken dafür, dieses Urteil gefällt zu haben – aber was sollte sie machen? Es gab keine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Und den hatte Finn I. Chaineux’ ehemalige Mitarbeiterin aus dem Mount Helens mehr als gründlich vergeigt.
Dabei wirkte die über hundertjährige Genetic mit persischen Wurzeln, als müsse in jedem Schiffscomputer dies- und jenseits von Transalpha ihr Bild unter dem Eintrag »gütige Großmutter« zu finden sein: ihre freundlichen, vom Alter gezeichneten Züge, die sanfte Stimme und die leicht gebeugte Körperhaltung – nichts an ihr nährte Zweifel an ihren Motiven oder ihrer Herzlichkeit. Shahi war schlicht die perfekte Oma. Vermutlich war genau das der Haken.
Dana und William saßen bereits seit über einer halben Stunde im arg überheizten Wohnzimmer der betagten Dame und ließen sich bei Tee und Gebäck Anekdote auf Anekdote über Chaineux’ einstige Wundertaten berichten. Das Alter hatte Shahi – die letzte Person auf Zeisigs bisher zu keinerlei Erfolgen führender Liste – verwirrt werden lassen, aber was Chaineux betraf, funktionierte Shahis Verstand noch wie ein frisch geöltes Uhrwerk. Sie pries den lange Verstorbenen in den höchsten Tönen, nannte ihn einen Menschenfreund – was allein schon suspekt wirkte, da Genetics eher anders auftraten – und Wohltäter, einen, »der stets das Leid seiner Nächsten sah und es zu lindern trachtete«, wie sie es formuliert hatte.
Nur an Danas Fragen zeigte sie wenig Interesse. »Bedaure, meine Liebe, aber ich fürchte, Sie haben den langen Weg hierher umsonst auf sich genommen«, sagte Shahi gerade und goss sich Tee nach. »Wirklich, der von Ihrer Frau Mutter beschriebene Eingriff verlief völlig ohne Besonderheiten.«
Shahi erinnerte sich in der Tat an den Unfall, den Danas Eltern damals hatten miterleben müssen. Während eines Kurzstrecken-Raumflugs war es zu einem Druckabfall innerhalb der Passagierkabine gekommen – technisches Versagen, das schnell behoben gewesen war. Doch Saito war bei den Turbulenzen schwer gestürzt und war auf den Unterleib geprallt.
»Ihre Frau Mutter litt unter der Stresssituation«, fuhr die Alte fort. »Es war wirklich ein wenig zu viel für sie, wenn ich mich recht erinnere. Dr. Chaineux war in der Lage, Schlimmeres zu verhindern. Wäre er nicht an Bord gewesen, es hätte zu einer Fehlgeburt kommen können.«
»Aber was genau hat er gemacht?«, hakte Dana nach. Shahi war die einzige ehemalige Assistentin des »Wunderentbinders von Einstein«, die sich überhaupt an den Vorfall erinnerte. Entsprechend gierig bohrte Dana nun nach Details, die sie möglicherweise ebenfalls im Gedächtnis behalten hatte.
»Alles, was in seiner Macht stand, natürlich«, antwortete Shahi mit gütigem Lächeln. »Was immer nötig war, um Ihr ungeborenes Leben zu retten. Falls Sie aber auf Unstimmigkeiten anspielen, muss ich Sie enttäuschen. Dr. Chaineux ging stets sehr korrekt vor. Es gab bei ihm keine Unstimmigkeiten. Nicht, dass ich mich
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