Sternenfaust - 153 - Anschlag auf den Konsensdom (1 of 2)
nie danach gesucht?«
»Nein, warum auch? Selbst von da gibt es kein Zurück mehr.«
»Wieso nicht, Seaman?«
»Das Schiff liegt fest. Es hat keinen Antrieb mehr, jede Flucht ist unmöglich.«
»Und die Versorgung der Insassen?«
»Die Mannschaft ist minimal, alles läuft über autonome Nanitentechnologie. Und die ist perfekt, glauben Sie mir. Niemand weiß das so gut wie ich.« Seaman kicherte.
»Und die Wärter?«
»Wer hier Dienst schiebt, hat woanders ganz großen Mist gebaut. Die sind genauso wenig freiwillig hier wie ihr oder die Handvoll Gefangene, die heute eingeliefert wurde!«
»Neue Häftlinge?«
Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Sie wehren sich mit Händen und Füßen, beschweren sich, schimpfen und schreien. Absolut sinnlos. Sie werden es auch bald lernen.«
»Wenn die hier reinkommen, können wir auch rauskommen«, sagte Eric. Es war nicht besonders viel Hirnschmalz nötig, um diese simple Feststellung zu treffen.
»Das schon – aber die Chance ist vorbei. Als der Gefangenentransport andockte, hättet ihr theoretisch das Schiff kapern und in eure Gewalt bringen können. Theoretisch. Praktisch ist so etwas noch nie geschehen.«
»Einmal ist immer das erste Mal.«
Seaman schlurfte zu einem Regal und entnahm ihm eine Flasche Wasser. Er schraubte sie auf und trank mit hastigen Schlucken. »Wie gesagt – es ist zu spät. Der Transporter ist wieder weggeflogen. Aus, fertig. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
Robert hatte die ganze Zeit über geschwiegen, doch nun ergriff er das Wort. »Wollten Sie nie fliehen, Doc?«
»Anfangs habe ich darüber nachgedacht. Aber wo sollte ich schon hin? Man würde mich finden. Selbst wenn ich einen Gefangenentransport aufmischen würde, das Beiboot ist nicht für einen weiten Flug ausgerüstet. Man käme damit bis auf die Hauptwelt, aber keinen Deut weiter. Und wenn euch das hier …« Er machte eine umfassende Handbewegung. »… schon nicht gefällt, dann glaubt mir, dass ihr den Planeten erst recht nicht sehen wollt.«
»Das lass nur unsere Sorge sein«, sagte Eric. Er dachte nach. Was brachte es ihm, trotz der düsteren Prognose des Arztes zur Brücke zurückzukehren? Wahrscheinlich nichts. Aber gab es eine Alternative?
Wenn, dann lag sie bei den neu eingelieferten Gefangenen. Sie waren wahrscheinlich noch nicht so frustriert wie der Doc, hatten sich noch nicht aufgegeben. Vielleicht waren sie die Richtigen, um mit ihnen einen Ausbruch zu wagen. Außerdem kamen sie gerade erst von jenem Planeten, den der Arzt mit so düsteren Worten beschrieb. Womöglich kannten sie sich dort aus und konnten wertvolle Hinweise liefern.
Wie man aus dem Schiff herauskommen sollte, das konnte man dann immer noch sehen.
»Doc, lassen Sie uns einen kleinen Spaziergang machen. Aber vorher geben Sie meinem Freund hier bitte noch eine Dosis Vitamin N.«
11. Liebe Grüße aus Nanoland
Harry saß frustriert am Boden seiner Zelle. Der völlig geleerte Plastikbecher lag neben ihm. Er griff danach, strich mit dem Finger über die Kanten, zerknüllte ihn und warf ihn ärgerlich beiseite.
Wie sollte das weitergehen?
Irgendwie musste er Kontakt mit Savanna und den anderen aufnehmen! Wenn es nicht über die Stimme seines Wächters ging, dann eben anders.
Zuerst musste er herausfinden, was das überhaupt für ein seltsames Gefängnis war. Wie funktionierte der Trick mit den Öffnungen, die sich stets dort auftaten, wo es gerade dienlich war?
Ob es sich um Illusionen handelte?
Holografische Spielereien?
Harry tastete rundum jeden Zentimeter der Wand ab, ob sich nicht doch irgendwo eine Lücke auftat, eine klitzekleine Fuge vielleicht, an der sich eine Klappe beiseiteschieben ließ. Doch so hoch er reichte, fand sich nichts.
Möglicherweise höher?
Es gab keine Chance, es zu überprüfen, keinen Einrichtungsgegenstand, auf den er steigen könnte, um Höhe zu gewinnen. Nur sich selbst und diesen verfluchten Plastikbecher. Wenn es demnächst erneut ein Tablett gab, würde er es behalten und nicht wieder damit randalieren. Man konnte nie wissen, wozu es gut war.
Wie oft ihm wohl eine Mahlzeit serviert wurde? Die Menge an Wasser reichte nur für wenige Stunden. Und wo sollte er seine Notdurft verrichten? Sie konnten doch nicht erwarten, dass er einfach so in den Raum …
Nein. Nein, sicher nicht.
Oder doch?
Harry versuchte noch einige Male, die Stimme anzurufen und zu einer Antwort zu bewegen, doch vergeblich. Niemand antwortete ihm mehr.
Und das sollte jetzt –
Weitere Kostenlose Bücher