Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen
Prellungen und Schürfwunden augenscheinlich unverletzt.
Und so sah es auch auf dem übrigen Schiff aus. Die Menschen schüttelten ihre Benommenheit ab, suchten in ihrer Erinnerung nach dem, was passiert war und konnten sich zumeist keinen rechten Reim darauf machen.
Doch die Aufarbeitung der Geschehnisse musste hinten anstehen. Die Systeme hatten Vorrang.
Codys Erinnerungschip barg einiges an Nachteilen im Alltag. Oft musste er sich anstrengen, nicht von der Flut der Daten überrannt zu werden. Er musste sich konzentrieren, sie im Hintergrund zu halten.
Doch jetzt war er einer der wenigen, der genau rekonstruieren konnte, was wirklich geschehen war. Der Chip hatte ihrer aller Leben gerettet.
*
RUFUS III, Transalpha, 48 Stunden nach dem Kontakt
Dana stand mit mulmigem Gefühl an der Sicherheitsschleuse und wartet geduldig neben Izanagi und vier Marines, bis sich das Rückschott geschlossen hatte und die Andockroutine beendet war.
Vor sich selbst musste sie zugeben, dass sie neben der Bergung von möglichen Aufzeichnungen – wie unwahrscheinlich so ein Fund in diesem Fall auch war – der Nervenkitzel, einen Fuß auf ein echtes Geisterschiff gesetzt zu haben, trotz der Tragödie unverschämt reizte.
Die Schleuse war bereits von Korrosion zerfressen und auch der Außenhaut des Frachters war anzusehen, dass dieser Kahn für seine Verhältnisse eine ganze Weltreise gemacht hatte. Quietschend und ächzend wurde die schwere Verriegelung aufgestemmt, abgesichert und schließlich geöffnet.
Ein dunkles Loch führte ins Innere. Beleuchtung gab es verständlicherweise keine, und Dana wurde klar, dass sie mit der RUFUS III gleichzeitig auch eine im letzten Augenblick verhinderte Zukunft der STERNENFAUST betrat.
»Wir könnten dann, wenn Sie bereit sind, Commodore Frost«, sagte Izanagi recht sanft. Mit ihm und einem Gravitron hatte für Dana ein rabenschwarzer Tag angefangen, und es fühlte sich wie eine Versöhnungsgeste des Schicksals an, dass dieser Tag nun vierundzwanzig Stunden zu spät für sie endete.
Hatte der Frachter schon von außen wie ein metallener Leichnam ausgesehen, so war Skelett das beste Wort, das Dana einfiel, als sie im Schein der mitgebrachten Strahler die Gänge entlang zur Brücke liefen. Das Schiff war bis auf den letzten Krümel von Isoliermaterial und Wandverkleidung ausgeschlachtet.
Die Kommandozentrale war verlassen und leer, genau wie alle anderen Räume auch. Einzig ein altes, angebrochenes e-Pad lag dort.
Dana hob es auf, betrachtete es und aktivierte den Sensor.
Die Bio-Solar-Zellen des Pads schienen tatsächlich noch zu funktionieren, und in wenigen Sekunden erzeugte die transparente Oberfläche aus antiquierter Mikro-e-Ink tatsächlich ein Bild. Es war ein Brief. Ein Brief auf Solar.
Meine geliebte Aylean, ich weiß nicht, ob du diese Zeilen jemals lesen wirst, dennoch muss ich sie niederschreiben. Weil ich dich liebe.
Nichts kann mich aufhalten zu dir zurückzukehren. Kein Tod kann mir verwehren bei dir zu sein. Denn du bist mein Leben und mein Tod zusammen. Du bist meine Welt und mein Kosmos.
Es braucht nichts anderes als einen Gedanken an dich, um in alle Ewigkeit glücklich zu sein. Zeit spielt keine Rolle.
Und nicht einmal der größte Feind hat Macht über mich, wenn du in meinem Herzen wohnst.
Gute Nacht, mein Engel.
Elron Ebby di Pray
ENDE
Sol X
von Guido Seifert
Seit dem Himmelskörper Pluto der Planetenstatus aberkannt wurde, zählt das Sonnensystem der Erde acht Planeten.
Doch im Februar 2272 taucht plötzlich – buchstäblich aus dem Nichts – ein weiterer Planet auf:
Sol X
Sol X umkreist die Sonne auf der gleichen Umlaufbahn wie die Erde, und er ist bewohnt. Bewohnt von geheimnisvollen Wesen mit enormen technischen Fähigkeiten. Eine schwere Aufgabe für Ratsvorsitzenden Admiral Vincent Taglieri, die noch weitreichende Kreise ziehen wird.
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