Sternenfaust - 156 - Sol X (1 of 2)
nicht direkt nach der Landung im Empfang genommen hatte. Die GalAb ist einfach zu spät gekommen.
Normalerweise hätte er über diese Vorstellung lauthals gelacht, doch im Moment war ihm rein gar nicht zum Lachen zumute.
Alwins Gedanken überschlugen sich. Während er sich von der Masse der Menschen zum Ausgang treiben ließ, dachte er fieberhaft darüber nach, was als er als Nächstes tun sollte. Ursprünglich hatte er vorgehabt, das New Yorker Polizei-Departement über den Unfall zu informieren und den Tod von Jan Theodopolos anzuzeigen. Aber wenn es tatsächlich die GalAb war, die sich an seine Versen geheftet hatte, war die Polizei vielleicht instruiert worden, ihn festzunehmen, sobald er sich meldete. Womöglich hatte man ihn als einen Schwerverbrecher bezeichnet, der die staatliche Sicherheit gefährdete.
Alwin wurde schwindelig. Die hallenden Durchsagen und das stete Gemurmel der Menschenmenge machten es ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
Auf keiner Videowand war auch nur die Spur von dem Ereignis wiederzufinden, das seinem Freund und Kollegen das Leben gekostet hatte. Nachrichten aus allen Regionen der Solaren Welten flackerten über die Monitore, und das Band mit den Börsenkursen am unteren Rand lief so gleichmäßig, als ob es das katastrophale Ereignis gar nicht gegeben hätte. Langsam begriff Alwin, warum man ihn mit solcher Vehemenz zum Andocken an die Space-Travel-Station aufgefordert hatte. Diese Schweine wollen den neuen Planeten geheim halten und werden alles daran setzen, mich zu schnappen!
Wäre es vielleicht besser gewesen, der Aufforderung von Space Travel Control nachzukommen? Was hätten die mit ihm getan? Ihn für ein paar Wochen eingesperrt? Wie lange konnte man denn einen ganzen Planeten geheim halten? Und wenn er sich jetzt noch stellte?
Nein! Das sehe ich gar nicht ein! Ich habe nichts Falsches getan. Ich bin nur ein 3-D-Filmer, der den toten Freund seiner Schwester nach Hause bringt, verdammt noch mal!
Mit einem Schwall Menschen gelangte Alwin ins Freie. Fast paranoid blickte er sich nach allen Seiten um. Stadtgleiter starteten und landeten; ein Paar mit leichtem Gepäck hetzte zum Eingang des Raumhafens; zwei hochgewachsene Männer in dunklen Anzügen hielten genau auf ihn zu. Alwin brach der Schweiß aus. Sie kamen immer näher – er stand da wie paralysiert.
»Nein-nein, vergiss die Großen, vergiss Far Horizon oder Star Trade. Sind unbewegliche Dinosaurier, die ihren Zenit hinter sich haben. Investier lieber in die kleinen, in Cosmic Mining zum Beispiel, mit den neuen Garadium-Funden sind die …« Und schon waren sie links und rechts an ihm vorbei.
Alwin atmete tief durch. Geschäftsleute – nichts weiter. Der Geruch eines Panda-Galaxie-Food , zwanzig Meter entfernt, ließ ihn Übelkeit empfinden – und sonst mochte er doch chinesisches Essen …
Was mache ich jetzt, verdammt!
Ziellos ging er weiter und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Wenn die GalAb über den CHA-Gleiter informiert war, dann auch über ihn und Jan. Nach Hause konnte er nicht, die GalAb-Hunde würden mit Sicherheit auf ihn warten.
Alwin entschloss sich, als erstes CHA aufzusuchen, um dort die Lage zu sondieren.
Er nahm einen Gleiterbus, der ihn nach Manhattan bringen würde, direkt zum Broadway, wo Crossmind Holo Art Inc . ihr repräsentatives Firmengebäude hatte.
Der Gleiter war proppenvoll, und Alwin quetschte sich zwischen die Passagiere.
Immer wieder sah er sich um, doch die Menschen standen so dicht gedrängt, dass er einen Agenten, der sich auf ihn zu bewegte, gar nicht rechtzeitig erkennen würde. Der Schrei eines Kindes, das sich mit einem anderen zankte, ließ ihn zusammenzucken. Der Schweißgeruch der Menschen, der unter einer Wolke von Deodorant daher kroch, verursachte ihm Übelkeit.
*
Alwin stieg zwei Stationen früher, an der 96ten Straße, aus und ging zu Fuß weiter. Er war so sehr auf das fünfhundert Meter entfernte Portal von CHA fixiert – das aber jetzt noch kaum zu erkennen war –, dass er mehrfach mit entgegenkommenden Passanten zusammenstieß. Einmal führte er den bekannten Links-rechts-Tanz auf, ehe sein Gegenüber entnervt und brummig an ihm vorbeizog. Alwin war so aufgeregt, dass ihm der Vorfall noch nicht einmal peinlich war.
Etwa hundert Meter vor dem CHA-Portal, das auf der anderen Straßenseite lag, hielt er an und holte sich aus einem Service-Automaten einen Synthodrink.
Fahrig nippte er an dem Getränk und blickte möglichst
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