Sternenfaust - 156 - Sol X (1 of 2)
plötzlich die Abschaffung.
Die Tür zischte leise, und Vince schwang in seinem Sessel herum. Savanna, so schön wie eh und je, kam mit einem Erfrischungsgetränk herein. Sein Arbeitsraum verfügte über einen Türsummer, doch Savanna war es bislang nicht eingefallen, ihn zu benutzen. Vince hatte ihr die Sensortaste beiläufig gezeigt, und Savanna hatte ebenso beiläufig genickt. Vermutlich wusste sie schon, dass Vince es gerne gesehen hätte, dass sie sich ankündigte, doch Savanna wäre nicht Savanna gewesen, wenn sie solche Förmlichkeiten interessiert hätten. Vince hatte bislang nie etwas in dieser Richtung direkt gefordert, denn er spürte sehr genau, dass die Liebe und das Zusammenleben mit ihm für Savanna eine Totalität ausmachten. Sie war geradezu aufgeblüht in dieser altneuen Beziehung – einer Beziehung, die Vince selbst auf dem Planeten Nuhaúmlen wiederbelebt hatte. Er würde sich hüten, Savannas mädchenhafte Unbefangenheit mit Ansprüchen zu gefährden, die sie nur als Kleinkrämerei begreifen würde.
»Herr Ratspräsident – ich dachte mir, eine kleine Erfrischung würde Ihnen gut tun.« Vince war jedes Mal aufs Neue hingerissen von ihr und konnte sich an ihrer schlanken, kurvenreichen Gestalt, der olivfarbenen Haut und der kaffeebohnenbraunen Mähne, die ihr um die Schultern wallte, noch immer nicht sattsehen.
»Ich danke dir, Schatz.«
Savanna kam zu seinem Sessel, stellte das Getränk auf dem Schreibtisch ab und setzte sich auf die breite Lehne. Sie fuhr Vince durchs Haar und küsste es. Vince umfasste ihre Taille.
»Bist du glücklich mit mir, Ratspräsident?«
»Das bin ich, Miss Dionga. Definitiv. Allerdings …«
»Was denn, Vince?«
»Ich frage mich manchmal … ich habe Angst, dass du mit mir auf Dauer nicht glücklich sein kannst.«
»Ach, Vince! Weißt du noch, was du mir in Tamris’ Quartier auf Nuhaúmlen gesagt hast?«
Vince nickte langsam und lächelte sie an.
»Du hast meinen verstauchten Knöchel versorgt – und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich dich weinen gesehen.«
Vince lachte auf – es war ihm peinlich. »Sieh an, Miss Dionga! Sie haben mich also nur aus Mitleid zurückgenommen!«
Jetzt lachte Savanna. »Nein, Vince. Du fragtest mich, ob es so etwas wie die einzige Liebe geben könne, eine Liebe, die, wenn sie erst einmal erwachsen ist, so fest mit der eigenen Seele und der des anderen verschmolzen ist, dass man sie durch keine andere Regung mehr ersetzen kann.«
»Und du sagtest – ein wenig schnippisch, wenn ich mich recht entsinne -: Warum nicht? Es gibt viele seltsame Dinge auf der Welt. «
»Schnippisch hin oder her – dann hast auch du mich zum Weinen gebracht, du böser Junge.« Savanna küsste ihn auf die Stirn. »Ich werde nie vergessen, was du mir sagtest. Wenn Zwei so empfinden, und sie laufen doch nur ihr ganzes Leben nebeneinander her – was ist dann ihr Leben? «
Vince presste Savanna an sich und küsste sie. Die Erinnerung an die Nanitenwelt Nuhaúmlen würde für ihn immer mit dem verknüpft bleiben, was er bei sich Erfüllung des Schicksals nannte. Sechs Wochen waren es her, seit Savanna und er dort wieder zueinandergefunden hatten. Und wenn die Einwohner dieser Welt es nicht gestattet hätten, ihren Transmitter zu benutzen, um in den Goldenen Kubus bei Karalon III zu gelangen, so würden Savanna und er sich immer noch dort befinden … { * }
»Und doch«, begann er langsam, »kenne ich dich gut genug, dass ich Angst habe, dich in ein langweiliges Leben an der Seite des Ratspräsidenten einzuschließen. Du hast deine Aufgabe an Bord der MERCHANT geliebt, und du hast deine Freiheit immer genossen. Niemand, der sich auf Abenteuer mit jemanden wie Harry Chang einlässt, tut das, wenn er das Abenteuer nicht über alles liebt. Ich habe Angst, dass du eines Tages auf die Idee kommst, zu viel für mich aufgegeben zu haben.«
»Nicht für dich, Vince – für uns! Ich habe dasselbe gefühlt wie du, mein Liebling. Ich jagte mit Harry und der MERCHANT durch die Galaxis, und jedes Mal, wenn ich eine Ahnung davon bekam, was mir fehlt, fiel mir nichts Besseres ein, als noch schneller durch die Galaxis zu jagen.«
»Im Augenblick, Savanna, haben wir es so schön wie nie zuvor, und ich danke – wem auch immer! – für jeden Moment unseres Glücks. Doch du, mein Schatz, bist nicht dafür geboren, als Erste Dame der Solaren Welten irgendwelchen Empfängen und Staatsprojekten beizuwohnen. Im Augenblick genießt du dies alles – all die neuen
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