Sternenfaust - 156 - Sol X (1 of 2)
schießen.«
Vince rückte. »Sie haben recht. Als Erstes gilt es, mehr über das Phänomen herauszubekommen und das tatsächliche Ausmaß der Gefahr herauszufinden.«
Eine der leeren Monitorflächen aktivierte sich, und das Abbild Admiral Suzanne Gernets erschien via Direktschaltung. »Ich melde den Vollzug der Abriegelung des betreffenden Sektors durch Einheiten des Star Corps, Ratspräsident Taglieri. Wir haben jenseits der Sonne ein kugelförmiges Ortungs- und Radarnetz von 1,5 AE Durchmesser um das Phänomen gelegt, das wir inzwischen als Sol X bezeichnen.«
»Sol X?«, meinte Vince. »Warum Sol X und nicht Sol IX, immerhin steht doch seit Generationen fest, dass Pluto kein Planet ist.«
»Was noch immer von achtzig Prozent der Menschheit ignoriert wird«, erwiderte Suzanne Gernet. »Egal, was in den Lehrbüchern steht.«
»Nun gut«, brummte Taglieri. »Das soll im Moment unsere geringste Sorge sein. Ich zweifle eher an der Wirksamkeit Ihres Netzes. Ist es nicht viel zu weitmaschig?«
»Dennoch wird die Ortung in der Lage sein, sich nähernde Schiffe frühzeitig aufzuspüren und umzuleiten. Hinzu kommt, dass Space Travel Control sämtliche Passagier- und Frachtflüge, die uns gefährlich werden könnten, im Augenblick umleitet. Nur ein sehr schnelles Schiff, das unsere Befehle missachtet, wäre in der Lage, in die abgeriegelte Zone einzudringen.«
»Die ganze Aktion tarnen wir als groß angelegtes Star-Corps-Manöver«, schaltete sich Gregory Laurie ein. »Entsprechende Meldungen hat die GalAb bereits lanciert und dürften sehr bald von den Medien aufgegriffen werden.« Wie immer blickte Laurie finster drein, was aber mehr seiner Physis als seiner Geisteshaltung geschuldet war: Er besaß dichte Brauen, unter denen die dunklen Augen tief in ihren Höhlen lagen.
»Das glaubt uns kein Mensch!«, rief Vince aus und schüttelte den Kopf. »Gesetzlich gesehen sind weiträumige Star-Corps-Manöver frühzeitig anzumelden, es sei denn, es besteht eine aktuelle Bedrohungslage. Und genau dies wird jedermann vermuten.«
»Vielleicht können wir noch einen Grund nachschieben, der weniger bedrohlich wirkt als die Existenz eines zehnten Planeten«, schlug Laurie vor.
»Und was soll das bitte sein?«, spottete Vince. »Ein plötzlich aus dem Nichts erschienener Mond?« Vince ließ sich in einen der bequemen Sessel fallen und rieb sich die Schläfen. Sarkasmus brachte hier nicht weiter. »Was konnten Sie denn bislang über Sol X herausfinden?«
»Zwei Star-Corps-Verbände befinden sich in einem weiten Orbit um Sol X. Ein unbekanntes energetisches Phänomen verhindert eine stärkere Annäherung. Was äußerst erstaunlich anmutet, ist, dass beinahe alle bislang bekannten Planeten-Daten nahezu exakt mit denen der Erde übereinstimmen – mit Ausnahme der Tatsache, dass Sol X über keinen Mond verfügt. Die mittlere Orbitalgeschwindigkeit beträgt 29,78 Kilometer pro Sekunde, die Masse 5,974 mal 10 hoch 24 Kilogramm und die mittlere Dichte liegt bei 5,515 Gramm pro Kubikzentimeter. Einzig die Neigung der Rotationsachse zur Bahnebene unterscheidet sich: Sie beträgt null Grad – die Rotationsachse steht senkrecht auf der Bahnebene.«
»Man könnte fast vermuten, das ist der Grund, warum Sol X keinen Mond hat: Der Planet braucht ihn nicht, um seine Achse zu stabilisieren«, warf der für das Außenressort zuständige Kalpren Suresh ein.
»Wie weit ist man in der Akademie mit den Berechnungen zur gravitativen Auswirkung?«, wollte Vince wissen.
»Jeden Moment sollte ein Ergebnis vorliegen. Captain Duneback wird sich dann sogleich bei Ihnen melden, Ratspräsident.«
»Danke, Admiral. Noch etwas – ich möchte, dass die STERNENFAUST zu den beiden Verbänden stößt, die Sol X untersuchen. Wann wäre das möglich?«
»Die STERNENFAUST befindet sich augenblicklich in einem Orbit um Ganymed. Sofern sie startklar ist, wovon ich ausgehe, könnte sie die etwa fünf AE in drei Stunden zurücklegen.« { * }
»Gut, Admiral. Erteilen Sie bitte den entsprechenden Befehl und klären Sie Commodore Frost über den Sachverhalt auf.«
»Verstanden, Ratspräsident. Sonst noch etwas?«
»Nein. Taglieri, Ende.«
Suzanne Gernet nickte, und das Monitorbild erlosch.
Einen Moment lang war es still in der Runde.
»Ich frage mich«, sagte Kalpren Suresh schließlich, »ob Sol X Leben beherbergt – intelligentes Leben womöglich.«
»Soweit ich informiert bin«, meinte Vince müde, »haben Planeten nur sehr selten die Eigenschaft, aus
Weitere Kostenlose Bücher