Sternenfaust - 156 - Sol X (1 of 2)
Biowaffenkonvention der Solaren Welten – daran gibt es für mich keinen Zweifel.«
» So ist das also, mein Junge. Und weshalb warst du dann so begierig, an dem Projekt mitzuarbeiten?«
Ben schwieg.
Professor Moynihan wusste die Antwort auch so. Ben war ehrgeizig und blickte im Grunde zu seinem Vater auf. Ständig versuchte er, sich zu beweisen, zweifelte aber wohl letztlich daran, dass er ihm – seinem Vater – jemals würde das Wasser reichen können. In der letzten Zeit war Ben in einen Zwiespalt geraten, und Professor Moynihan fragte sich, inwieweit die Opposition seines Sohnes tatsächlich aus rein ethischen Erwägungen erwuchs. War da nicht mehr im Spiel? Fühlte Ben vielleicht eine nicht überwindbare intellektuelle Unterlegenheit, die ihn unbewusst in eine Gegenposition zu seinem Vater manövriert hatte?
»Es ist wahr, Vater – ich war begierig, an dem Geheimprojekt mitzuwirken«, sagte Ben nach einer Pause. »Und es gibt für mich eigentlich nichts Schöneres, als mit dir zusammenzuarbeiten. Aber ich mache mir doch zunehmend Gedanken darüber, was wir hier eigentlich tun.«
»Siehst du, Ben, in diesem Punkt unterscheiden wir uns. Ich weiß , was wir hier tun, und ich halte es für richtig.« Professor Moynihan warf einen Blick auf den Sicherheitsmonitor. Alles war in bester Ordnung; die hermetische Abschottung des Versuchsraums wurde durch grün leuchtende Kontrollfelder angezeigt. »Wie sieht es mit den Vitalwerten des Kridan aus, Ben?«
»Herzkreislaufmaschine läuft. Die Vitalwerte reichen, um das Experiment zu starten.«
»Sehr schön. Dann beginne bitte mit der Freisetzung der modifizierten Bruoor-Bakterien. Wollen wir hoffen, dass wir dieses Mal mehr Erfolg bei der Membran-Perforierung haben.«
»Freisetzung gestartet.«
»Fein.«
Professor Moynihan blickte auf den Monitor, der ihm die enzephalitische Reaktion des Kridan anzeigen würde. Er rechnete mit einer verkürzten Dauer bis zur Überwindung der Blut-Hirn-Schranke.
»Sich effektiv gegen eine Spezies zu wappnen«, nahm Moynihan das Gespräch wieder auf, »die nicht nur ungerechtfertigte Kriege vom Zaun bricht, sondern hierbei auch eine gezielte Vernichtung der Zivilbevölkerung betreibt, ist in meinen Augen ein Naturrecht, das ethisch in keiner Weise angreifbar ist.«
»Wenn wir denn das, was wir hier tun, als Sich wappnen bezeichnen dürfen … Professor Jennings würde wohl kaum dieses harmlos klingende Wort als Beschreibung unserer Tätigkeit gelten lassen, Vater.«
»Da hast du sicher recht, Ben. Aber das stellt für mich keinen Einwand dar, sondern bestätigt mir nur, dass Walter Gregorovitch völlig richtig gehandelt hat.«
Kein Geringerer als Professor Dr. Miles Jennings, der den verheerenden »STERNENFAUST-II-Zwischenfall« im Oktober 2254 überlebt hatte, war seit dem Jahre 2262 Wissenschaftlicher Leiter der Far-Horizon -Akademie auf Sedna. Während Jennings glaubte, dass Moynihan ein Projekt zur Abwehr von Biokampfstoffen leitete, betrieb dieser so ziemlich das Gegenteil davon. Walter Gregorovitch, CEO von Far Horizon , hatte das Geheimprojekt an Jennings vorbei in die Wege geleitet und Moynihan mit dessen Leitung beauftragt.
Jennings mag gerne auch weiterhin aller Welt die saubere Weste Far Horizons vorführen , dachte Paul Moynihan. Solange er nur nicht die wirklich wichtige Forschung behindert .
Grimmig blickte Moynihan auf seinen Kontrollmonitor.
»Ah, sehr schön«, meinte er schließlich und nickte zufrieden. »Die Bruoor-Bakterien beginnen, sich mittels ihrer Oberflächenproteine an die transmembranen Glykoproteine des Kridan zu binden.«
Wenn er darüber nachdachte, musste er zugeben, dass sein Projekt mit Blick auf Jennings ein wenig makaber anmutete. Denn es beruhte auf einer Entdeckung, die Professor Miles Jennings vor zwanzig Jahren gemacht hatte. Damals war er auf Spider II zu der Erkenntnis gelangt, dass die Ausscheidungen der sogenannten Bruoor-Würmer in stark halluzinogener Weise auf die Gehirne der Kridan wirkten. { * } Später hatte sich dann gezeigt, dass im Bruoor-Sekret eine unbekannte Bakterienart siedelte, die von Jennings nach diesen Würmern benannt worden war. Diese Bruoor-Bakterien hatten die Fähigkeit, sich an die Enden der Aktinfilamente des Zellgerüsts anzukoppeln und sich dadurch innerhalb der Zellen zu bewegen. Über die Zellkontakte dieser Filamente drangen die Bruoor-Bakterien in Nachbarzellen ein und überwanden schließlich sogar die Blut-Hirn-Schranke. Die Auswirkungen auf
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