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Sternenfaust - 158 - Der Maulwurf

Sternenfaust - 158 - Der Maulwurf

Titel: Sternenfaust - 158 - Der Maulwurf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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begann er und blickte erneut in die Runde. »Ich möchte Sie gleich warnen. Dies wird keine gewöhnliche Trauerrede. Über das, was ich zu sagen habe, werden sich viele wundern. Wahrscheinlich werden Sie es meiner Übermüdung zuschreiben. Dem, was ich auf der BEHRING erlebt habe. Ich kann Ihnen aber versichern:
    Ich sah noch nie so klar wie in diesem Augenblick.«
    Wieder sah er in die Runde. Die meisten sahen verlegen zu Boden. Sie hofften, dass er nichts Peinliches sagen würde.
    »Und ich versichere ebenfalls«, fuhr Yefimov ungerührt fort, »dass ich gleich gegen einen ausdrücklichen Befehl handeln werde. Es ist mir egal, was das auslöst, denn nach dem heutigen Tag werde ich nicht mehr länger Colonel auf der STERNENFAUST sein.«
    Nun konnte er sehen, wie Commodore Frost auf ihn zuging. Offenbar wollte sie verhindern, dass er sich zum Narren machte. Oder sie wollte verhindern, dass er die Würde der Trauerfeier beschädigte.
    »Bitte, lassen Sie mich das sagen, Commodore Frost«, meinte er schließlich. Dana Frost nickte und senkte den Kopf.
    »Diese acht jungen Männer und Frauen starben, weil sie ihre Pflicht erfüllten. Sie taten es in der Hoffnung, die Crew der BEHRING zu bergen. Als ich entschied, den Einsatz abzubrechen, wollten sie bleiben. Trotz großer Gefahren hielten sie an diesem Ziel bis zum Ende fest. Das macht diese Männer und Frauen zu Helden. Und es rechtfertigt die Medal of Honor, die ihnen posthum verliehen wird.«
    Yefimov nutzte die Pause, um tief Luft zu holen.
    »Doch es gab noch eine zweite Aufgabe, welche die Marines des Hailo-Teams hätten erfüllen sollen. Eine Aufgabe, bei der sie jedoch jämmerlich versagten. Und das schlimmste daran ist: Ich war derjenige, der sie mit dieser Aufgabe betraute. Nicht nur das: Ich war es, der sie belog. Der Hass und Zwietracht säte.«
    Alle Augen waren auf ihn gerichtet.
    »Was ich jetzt sage, fällt unter die strengste Geheimhaltung. Aber es ist mir egal. Vor einigen Wochen hatte das Hailo-Team einen Übungseinsatz auf Karalon VIII. Doch die psychologische Abteilung des Star Corps hatte eine ganz großartige Idee. Man wollte die Auswirkungen testen, die es hat, wenn ein Team unter sich einen Verräter vermutet.
    Also wurde behauptet, dass einer aus dem Team die Rolle eines sogenannten Maulwurfs spielen solle. Diese Rolle wurde angeblich durch das Los erteilt. Dieser Maulwurf, so hieß es, habe die Aufgabe, das Scheitern der je aktuellen Aufträge herbeizuführen. Was die Marines jedoch nicht wussten: All das war nur ein psychologisches Experiment. Niemand von ihnen war der Maulwurf.«
    Yefimov schüttelte den Kopf. »Wenn jemals ein Experiment ein durchschlagender Erfolg war, dann dieses. Ich hielt davon nicht viel, aber ich habe völlig unterschätzt, welche Konsequenzen es auf das Team haben würde. Sobald eine Gruppe von Menschen überzeugt ist, einer oder wenige unter ihnen seien für die Gemeinschaft schädlich, werden sie sich gnadenlos gegen diese Person richten, selbst wenn diese behauptete Schädlichkeit an den Haaren herbeigezogen ist. Die Marines des Hailo-Teams hatten schnell ihr Opfer gefunden. Marine Steve Fuller. Ein guter Marine. Aber nicht der beste. Manchmal ein wenig unbeholfen. Aber ein Kamerad, auf den sich alle hätten verlassen können. Dem sie normalerweise auch einen Fehler verziehen hätten. Doch sobald sie glaubten, er sei der Maulwurf, sahen sie nur noch das Schlechte. Sie verloren ihre freundschaftlichen Gefühle. Sie verloren ihr Mitleid. Sie nutzten jede Gelegenheit, ihn auszugrenzen. Sie gingen sogar soweit, ihm ein ›M‹ auf den Körper zu brennen. Und Marine Fuller hatte nicht den Mut, sich jemandem anzuvertrauen. Weil er das Gefühl hatte, dass alle gegen ihn seien.«
    Nun wurde die Stimme von Yefimov lauter. »Dieser Marine – Steve Fuller – er war einer von uns! Und seine Kameraden richteten sich gegen ihn. Wo einst Freundschaft war, herrschte plötzlich nur noch Misstrauen und Abscheu. So schnell also verlieren wir sie, unsere Menschlichkeit. So schnell schließen wir die aus, die unter uns leben. Kein Einziger stand auf und sagte: ›Hört auf damit! Marine Steve Fuller ist einer von uns.‹ Und das, obwohl niemand auch nur den allerkleinsten Beweis dafür beibringen konnte, dass Steve Fuller wirklich die Rolle des Maulwurfs gespielt hatte.«
    Yefimov seufzte.
    »Mögen wir alle daraus lernen, welche Art von Marine, welche Art von Offizier, welche Art von Mensch wir künftig sein wollen. Ich weiß nur:

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