Sternenfaust - 160 - Die Space-Oma
Geheimorganisation empfängt. Einer Organisation, die angeblich von einem Medium namens Esau ihre Befehle erhält.«
»Sie haben recht. Aber mit Verlaub, Ma’am: Sie sind doch selbst davon überzeugt, dass es darum ging, die STERNENFAUST zu retten.«
»Allerdings! Das ist der Grund, weshalb wir diese Unterhaltung hier in meinem Bereitschaftsraum führen und nicht in der Arrestzelle.«
Captain Mulcahy schien einen Moment lang nachzudenken, dann sagte er: »Meine Loyalität gilt Ihnen, Ma’am. Und der STERNENFAUST. Es war ein Fehler, mein Wissen vor Ihnen zu verbergen. Das wird nicht wieder vorkommen. Zuerst hatte ich nie erwogen, die Anweisung von Richter Farlow auszuführen. Deshalb hatte ich es auch für mich behalten. Doch dann erkannte ich, wie akut die Gefahr war. Und da blieb keine Zeit, die Situation mit Ihnen zu besprechen.« Der Captain seufzte. »Es mag hart und unmenschlich klingen – aber es gehört zur Führungskompetenz eines STERNENFAUST-Offiziers, zum Erhalt des Schiffes notfalls auch Besatzungsmitglieder opfern zu können.«
Dana nickte langsam. »Ein Test, den wir wohl beide mit Bravour bestanden haben«, sagte sie bitter.
Dana ließ den jungen Captain nicht aus den Augen. Sie musste an Meister William denken und an das, was er über Cody Mulcahy gesagt hatte. Wenn sie ehrlich war, so war dies der ausschlaggebende Grund, weshalb sie Captain Mulcahy auf seinem Posten beließ.
»Ich frage mich ernsthaft, wie ich dem Star Corps die ganze Sache erklären soll. Aber mir wird schon etwas einfallen. Unabhängig davon, sollten diese Ritter sich noch einmal bei Ihnen melden, und sei es auch nur, um Hallo zu sagen oder um Ihnen zum Geburtstag zu gratulieren, dann möchte ich umgehend informiert werden!«
»Aye, Ma’am!«
»Da wäre noch etwas«, sagte Dana und senkte kurz den Kopf. »Aufgrund der besonderen Umstände habe ich mir über die GalAb Ihre Jugendakte kommen lassen.«
Mulcahy nickte, sagte jedoch nichts. Dana wusste, dass sie mit der Beschaffung dieser Informationen in einer rechtlichen Grauzone agierte. Auch ein Offizier der STERNENFAUST hatte das Recht auf eine Privatsphäre. Verjährte Straftaten gehörten dazu.
»Ich habe die Files gesichtet. Aber schlau wurde ich nicht daraus.«
Noch immer schwieg Mulcahy.
»Sie können sich denken, was ich von Ihnen wissen will«, sagte Dana schließlich. »Ich möchte wissen, weshalb Sie Ihren Vater ermordet haben.«
Mulcahy nickte erneut.
»Und?«
Nun lächelte Captain Mulcahy matt. »Viele Juristen, Ärzte und Psychologen haben jahrelang versucht, es herauszufinden. Glauben Sie wirklich, dass Ihnen etwas gelingt, das diesen Leuten in all den Jahren nicht geglückt ist?«
»Hat es vielleicht etwas damit zu tun?« Dana entnahm der obersten Schublade ihres Schreibtischs den Dolorator. »Dieses Objekt befand sich an der Schläfe von Meister William.« Sie hielt den Kristall zwischen Daumen und Zeigefinger. »Es dauerte eine Weile, bis Doktor Tregarde herausfand, um was es sich handelt. Ein kridanischer Dolorator. Ein Gerät, das auch bei Menschen funktioniert. Er stimuliert die Nervenzellen im Thalamus und beeinflusst die Neuronen der vorderen Großhirnrinde. Mit anderen Worten: Er erzeugt unsägliche Schmerzen. Und Ihr Vater hatte einst viele Kontakte mit den Sharaan, und zwar mit solchen, die auch Handel mit den Kridan betrieben.«
Captain Mulcahy starrte auf den Dolorator. »Dann kennen Sie ja die Antwort«, sagte er schließlich.
Dana seufzte. Sie wusste nicht wirklich die Antwort, wollte aber nicht weiter nachhaken. »Was soll jetzt damit geschehen?«
»Das spielt für mich keine Rolle mehr.«
Langsam holte Dana Luft, griff zu ihrem Kaffeebecher, nahm einen Schluck und verzog reflexartig das Gesicht. »Sie können wegtreten. Und bitten Sie Commander Wynford herein.«
*
»Sie haben sich gut eingeführt, Commander Wynford«, begann Dana das Gespräch.
»Eingeführt?«, lachte Commander Wynford. »Das war wohl eher eine Feuertaufe.«
Dana lächelte melancholisch. Nach dem Tod von Meister William würde es wohl noch eine Zeit dauern, bis ihr wieder zum Lachen zumute war.
»Und keine Angst, dass ich etwas davon in meiner Soap erwähne. Tote, die unter uns wandeln, Wahrträume eines bevorstehenden Angriffs, ein Commodore und ein Captain, die eine arme Offizierin an ihrem ersten Tag mitten im Angriff allein auf der Brücke zurücklassen – das würde mir wohl keiner abkaufen.«
»Sie haben Nerven bewiesen, Commander Wynford!
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