Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung
auf sein Haupt und presste die Augen zusammen.
Kangaara atmete tief ein und aus. Sie wusste, dass es vielleicht noch eine weitere Möglichkeit gab – doch, wenn sie daran dachte, schnürte es ihr das Herz zusammen. Sie kämpfte mit sich, denn sie wollte ihr Glück mit Turanor, das doch eben erst begonnen hatte, nicht aufgeben. Doch konnte ihr Glück überhaupt Bestand haben, wenn Yonar von den Seinen erneut die Grausamkeiten fordern würde, welche die Basrul von ihm erwarteten?
Kangaaras Vernunft sagte ihr, dass es notwendig war, so weit nach vorne zu blicken, wie sie es gerade tat. Turanor war bereit gewesen, sein persönliches Glück dem großen Ganzen zu opfern. Und wenn jetzt die Rettung nur noch dadurch herbeigeführt werden konnte, dass auch sie – Kangaara – ihr persönliches Glück hintanstellte?
»Und wenn ich es noch einmal täte, Turanor?«
»Was meinst du?«
»Wenn ich Yonar noch einmal fragte, ob er …« Sie brach ab. Tränen traten ihr in die Augen.
»Du meinst doch nicht …?«
»Dock, Turanor.«
»Niemand kann dies von dir erwarten.«
»Vielleicht erwarte ich es von mir selbst. Das Wohl der Unsern steht auf dem Spiel, und für unser beider Glück – Turanor – scheint es keinen Weg zu geben. Auch – verzeih mir, Turanor! – begäbe ich mich ja nicht in ein Unglück, da ich dir ja bereits gestand, immer noch an Yonar … ach!« Tränen liefen ihr über die Wangen. Turanor streichelte ihr glattes, langes Haar.
»Glaubst du denn, dass Yonar jetzt bereit wäre, eine Hakaamya upo mit dir einzugehen?«
»Als ich ihn damals vor die Wahl stellte und er die Hakaamya upo ablehnte, tat er dies unter großen Schmerzen – dies konnte mir nicht entgehen. Er liebte mich, und die Vorstellung, nie mehr mit mir zusammen sein zu können, peinigte ihn sehr. Wenn er begriffen hat, was er damals aufgab, könnte er jetzt bereit sein, eine Hakaamya upo mit mir einzugehen …«
»O Kangaara …« Turanor seufzte. »Ich kenne deine Tugenden, wie sollte ich auch nicht, denn sie erstrahlen in deiner mentalen Sphäre. Wenn du eine Hakaamya upo, eine Zweier-Sphäre mit Yonar bildetest, wäre mein ehemaliger Weggefährte wohl immer geschützt vor seinem eigenen allzu strengen Charakter. Es würde ihm wohl kaum noch möglich sein, das Leben so zu missachten, wie wir es in jüngster Vergangenheit bei ihm erleben mussten. Dennoch würde er auf den Weg der Basrul zurückkehren.«
Kangaara lächelte. »Ich musste gerade an die Heilige Legende um die Brüder Flaviar und Publinor denken.«
Turanor nickte. »Die Vorfahren des großen Propheten Aemilius. Die beiden riesigen Sternenreiche, die sich bekriegten und durch den heiligen Bund von Flaviar und Publinor vereint wurden. Das war damals, in der Zeit der Orientierungslosigkeit, bevor die Basrul den Alendei den Weg wiesen.«
»Es heißt, Flaviar und Publinor hätten den Bund der Hakaamya upo geschlossen. Müsste es so nicht auch zwischen dir und Yonar sein? Wäre es nicht ideal, wenn ihr beide das Hakaamya upo besiegelt? Dies wäre ein Symbol. Ein Symbol für die neu erwachte Einigkeit in unserem Volk. Es könnte eine neue Ära des Friedens beginnen.«
Turanor nickte traurig. »Leider lässt sich das, was in Legenden und Sagen so schön und richtig klingt, nicht so einfach wiederholen. Zwischen Yonar und mir steht zu viel. Es hat sich zu viel ereignet.«
»Dann bleibe nur noch ich!« Kangaara schloss für einen kurzen Moment die Augen. »Noch immer frage ich mich: Was, wenn Yonars Wille, das Volk wieder zu Dienern der Basrul zu machen, zu stark ist? Wenn uns die Basrul erneut vereinnahmen?«
»Unterschätze dich nicht, Kangaara. Dein Einfluss wird Yonar verändern. Und das werden auch die Basrul erkennen. Und sie werden es akzeptieren müssen.«
»Und unsere Liebe, die doch eben erst begann, sie wird verklingen …«
»Doch niemals sterben, denn unsre Seelen werden sich immer und stets erkennen. Doch in einer Zukunft, in welcher der Krieg der Unsern immer weiter wütete, könnte unsere Liebe nie gedeihen.«
*
»Dies ist ein Vorschlag, wie er nicht zu erwarten war« , teilte Gandaaro telepathisch mit und blickte Kangaara tief in die Augen. Der Rat des Allvolks der Alendei hatte sich im provisorischen Amtsgebäude versammelt, und auch Turanor und Yonar waren anwesend.
Yonar trug einen dicken Verband um Brust und Schulter; seinem Gesicht war anzusehen, wie sehr ihn der Kampf mitgenommen hatte.
»Dass Turanor nun finster entschlossen ist, sein Amt
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