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Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung

Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung

Titel: Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Kopf.
    »Du verausgabst dich, Bruderherz!«
    »… habe dich verstanden, Publius … schenk dir deinen Spott …«
    »Siehst du, wie ich deine Schläge pariere? Aber ich will dich nicht verspotten, Flavius, glaube mir.«
    »… und das !«
    Dieser Hieb war schon bedeutend schwächer, wie Publius spürte. Jetzt konnte er den Kampf umdrehen. Und er tat es. Mit größerer Wucht und Vehemenz als bei seiner ersten Attacke.
    Die Funken stoben und das Metall kreischte und klingelte.
    Publius wurde zu einem Orkan aus Erz! Seine Hiebe prasselten auf das schon ramponierte Schwert seines Bruders nieder. Wie die mächtigen Läufe eines Hippophanten die Erde zum Beben brachten, so erschütterte Publius die Abwehrkraft seines Bruders. Mit einem seitlichen Hieb traf er Flavius’ Oberschenkel knapp hinter der Panzerschiene. Das Blut spritzte, und Flavius krachte in voller Montur auf den Rücken, während ihm das Schwert aus der Hand glitt.
    Publius stürmte sofort heran, kniete sich über seinen Bruder und hob sein Schwert mit beiden Händen über den Kopf, die Spitze nach unten gerichtet.
    »Tue es, Publius …«
    Doch im Gegensatz zu seiner mentalen Aufforderung strömte erneut Flavius’ Todesangst so intensiv durch Publius hindurch, dass er zu zittern begann.
    Und dann passierte etwas, das Publius nicht fassen konnte. Es war unheimlich …
    Es war, als ob sich sein Geist mit dem seines Bruders vereinen würde, als ob zwei eigenständige Bewusstseins in ein und dieselbe mentale Sphäre strömten, in der es keine Trennung mehr gab, in der das Eigene auch das Eigene des Anderen war, in der die Tötung des Anderen den eigenen Tod bedeutete.
    »Flavius! Bruder! Fühlst du es denn nicht? Fühlst du denn nicht, wie du mich zum Frevel an dir aufforderst? Wie du mich einen Frevel begehen lassen willst, den ich auch an mir selbst beginge?«
    »Wenn sich meine Welt dem Ende zuneigt, so werde ich nicht klagen …«
    Publius ließ das Schwert sinken und legte es neben Flavius ab.
    »Nicht, Bruder! Die Welt neigt sich nicht dem Ende zu, die Welt will gelebt sein! Sie will bestanden sein! Fühlst du denn nicht, wie unsere Verbindung aufs Neue entsteht? Auf eine viel engere, fast unheimliche Art? Wenn ich dich jetzt verlöre, wie viel verlöre ich an mir selbst?«
    »Ich fühle es, Bruder … und du hast recht – es ist unheimlich, denn das Heim unserer Gefühle schien unser Herz zu sein, separiert von den Herzen der anderen.«
    »Lass uns neu beginnen, Flavius! Sei mir ein Bruder, wie ich dir einer sein werde. Lass uns beide denn für das Glück und die Zukunft Mindaans Sorge tragen. Denn so, wie ich mit dir verbunden bin, bin ich es doch nicht mehr allein, der die Geschicke der Mindaaner leitet.«
    »Publius, geliebter Bruder …«
    »Ja?«
    »Wenn du mich in Zukunft bei dir haben willst …«
    »Ja?«
    »So rufe einen Medicus, denn ich verblute.«
    Erschrocken sprang Publius auf. Eine große Blutlache hatte sich unter Flavius gebildet, dem der Hieb offensichtlich eine Schlagader verletzt hatte. »Holt Hilfe, schnell! Mein Bruder verblutet!«
    Erst gab es verdutzte Gesichter, doch dann kam Bewegung in die Männer.
    »Danke, Vater.«
    Perplex drehte sich Publius um. Da stand der schmächtige Knabe zwischen den gepanzerten Kriegern.
    »Wie bist du hierher gekommen, Aemilius?«
    »Wenn ich das nur sagen könnte, Vater …«
     
    *
     
    Turanor war bewusst, dass es in kürzester Zeit vorbei sein würde.
    Yonars mentale Energie schlug auf ihn ein, als ob man seinen Kopf in einen Schraubstock gespannt hätte. Die Schmerzen waren unerträglich. Ganz tief, auf dem Grund seines Bewusstseins, erkannte Turanor, dass er es geschehen lassen wollte. Mit seinem Tod wären seine Probleme gelöst, und er hätte gleichermaßen all seine Kräfte in die Waagschale geworfen, um seinem Volk am Ende noch einmal dienlich zu sein.
    Doch etwas in Turanor wollte dieses Ende nicht akzeptieren. Der Widerstand, so spürte er, resultierte aus seinem schlechten Gewissen. Es jetzt zuzulassen, auf die andere Seite zu gehen, bedeutete, nicht alles versucht zu haben, den Seinen ein guter Ältester zu sein. Und eben dieser nagende Gedanke verhinderte es, dass Turanor allen Widerstand fahren ließ, um in ein seliges Verlöschen einzutauchen.
    Obwohl der Schmerz ihn fast um den Verstand brachte, gelang es Turanor, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um den Versuch zu wagen, der entsetzlichen Klemme, in die ihn Yonar bugsiert hatte, zu entkommen.
    Turanor bemühte sich, den

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