Sternenfaust - 168 - Die Sphären der Kad'Chie (1 of 2)
geistige Existenz der Seinen verschaffte ihm ein entspannendes Wohlgefühl.
Er seufzte, da ihm bewusst wurde, wie sehr er doch die mentale Anwesenheit der anderen brauchte.
Sein wohliger Seufzer brach abrupt ab.
Etwas stimmte nicht. Es war, als ob die glatte, polierte Oberfläche einer Geistkugel Verwerfungen, Schrammen, Dellen und Beulen aufwies. Turanor empfing eine große Anzahl telepathischer Reflexionen, die offenbar einer immensen Verwirrung entstammten.
Vorsichtig ließ er seine mentalen Fühler weiter wandern, bis er die Sicherheit gewonnen hatte, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Das waren keine vereinzelten, durch Krankheit gezeichneten Impulse mehr, das war pures Chaos, das ein Großteil der Seinen ergriffen hatte!
Turanor stockte der Atem.
Er musste wissen, was geschehen war, doch gleichzeitig fühlte er in aller Deutlichkeit, dass weiteres Vordringen ihn selbst geistig gefährden konnte!
Was ist mit den Meinen geschehen? Es wirkt, als sei eine entsetzliche Geisteskrankheit oder etwas Ähnliches war über sie gekommen!
Turanor spürte, wie seine Hände eiskalt wurden. Bilder drangen durch seine geistige Pforte, die ihn erschrecken ließen. Verlassene Industriekomplexe, durch die nur vereinzelte Alendei liefen – mit toten, ausdruckslosen Gesichtern! Wie Geister, Schatten ihrer selbst! Das neue, im Bau befindliche Amtsgebäude des Planetenrats in Helematar – verlassen! Nicht ein einziger architektonischer Arbeitskreis vor Ort, der sich der Formung des Kelaaris widmete! Das biologische Baumaterial wucherte, wie es ihm gefiel. Lianen, manche dick wie Baumstämme, hatten sich in alle Richtungen geschlängelt, waren zum Teil über den Boden gekrochen, hatten die Straße überquert und sich in die gegenüberliegenden Gebäude gefressen.
Auf der Straße wiederum befanden sich vereinzelte, apathisch wirkende Alendei. Manche waren zu Boden gesunken und hatten die Knie umschlungen, während sie mit dem Oberkörper vor und zurück schaukelten. Andere liefen planlos umher oder schlugen ihre Köpfe an ungesteuert gewachsene Kelaari-Wucherungen.
Ein Feld vor dem Raumhafen von Helematar: Drei Sichelraumer hatten sich in die Erde gebohrt, rauchende Trümmer bedeckten den Boden. Ein Löschgleiter musste eine Bruchlandung hingelegt haben, denn seine Nase hatte eine lange Furche in den Lehm gezogen. Hinter den Scheiben der Personenkabine machte Turanor vier Alendei in Arbeitsmonturen aus – offenbar unverletzt, soweit es ihre Physis betraf. Zwei von ihnen schienen nur mit großen Augen ins Nichts zu starren. Die beiden anderen nickten fortwährend mit den Köpfen, als ob sie mechanische Puppen wären.
Turanor musste schluckten – und weitere Szenen des Chaos auf Helemaiu drangen in seinen Geist. Doch mehr und mehr schälte sich ein gleichförmiger Hintergrund dieser Bilder heraus. Es wirkte so, als ob die verstörenden Ereignisse zunehmend transparenter würden, sodass das Bild, das sich dahinter verbarg, immer deutlicher werden konnte.
Zunächst schien es sich nur um eine dunkelgraue Fläche zu handeln, doch im Fortgang der Impressionen, die auf Turanor einprasselten, zeigte sich, dass die Fläche ein Kreis war. Ein dunkler, dämonischer Kreis, der – so unspektakulär er auch erscheinen mochte – all die zersetzenden Energien aussandte, die Helemaiu zum Verhängnis geworden waren.
Schließlich war alleine dieser Kreis zu sehen, und an seiner Peripherie funkelten die Sterne des schwarzen Alls. Turanor erkannte, dass es sich um ein dreidimensionales Objekt handelte – eine Sphäre. Eine düstere, mattgraue Sphäre, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Doppelplaneten erschienen war, und von der alles Verstörende und Zersetzende ausging, das die Bewohner Helemaius in den Wahnsinn trieb.
Plötzlich dann spürte Turanor, wie der Wahnsinn in ihn selbst hineinkriechen wollte!
Nein! Schotte dich ab! Schotte dich ab!
Turanor presste die Hände an seine Schläfen und hatte Mühe, nicht aus dem Sessel zu fallen.
Schotte dich ab!
Turanor schloss die Augen so fest, dass es fast wehtat.
Schotte dich ab!
Er glaubte, dass ihm der Kopf zerspringen müsse. Er ließ zu, aus dem Sessel zu gleiten. Auf dem Boden wand er sich, da dies den Schmerz erträglicher machte.
Er mobilisierte alle Energien. Das Abschottungs-Training, das er in den vergangenen Wochen praktiziert hatte, erwies sich nun als hilfreich. Turanor vermochte es, die geistige Pforte wirksam zu verschließen – er entzog sich dem
Weitere Kostenlose Bücher