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Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan

Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan

Titel: Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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wieder der Steuerung zu. »Außerdem wird es keiner erfahren.«
    Satren-Nor schüttelte kraftlos den Kopf.
    Er gehörte nicht zum Bolpor. Er war kein Tanjaj.
    Er war ein Priester. Er war der Friedenspriester!
    Und er hatte getötet.
     
    *
     
    Er erwachte.
    Ein feister Dämon saß auf seinem Bauch und verhinderte, dass er sich bewegen konnte, drückte ihm die Luft zum Atmen ab.
    Dunkelheit umgab ihn, aber etwas war anders als an den Tagen zuvor. Er benötigte zwar noch immer unendlich lange, um einen klaren Gedanken fassen zu können, aber eine Feder der Erkenntnis lugte aus dem Sand hervor. Er kannte seinen Namen: Sun-Tarin.
    Was wollte der Dämon von ihm? Warum ließ er ihn nicht gehen?
    Ein Schauerbild von einem vierbeinigen Wesen mit einem noch hässlicheren Maul voller spitz zugefeilter Zähne stieg in der Finsternis vor ihm auf.
    Sun-Tarin wagte kaum zu atmen, um das Vieh nicht auf sich aufmerksam zu machen. Das Wesen beugte den Kopf zu ihm herunter – und Sun-Tarin schrie. Wie aus mehreren Teals Entfernung hörte er einen spitzen Schrei, aber es dauerte Ewigkeiten, bis ihm bewusst wurde, dass er selbst es war, der da schrie. So unendlich weit weg – und doch der erste Laut seit Wochen.
    Seine Lider zuckten und ein heller Blitz durchschnitt seine Finsternis. Sun-Tarin riss die Augen auf, aber die linke Hälfte des Bildes blieb dunkel. Der Unfall …
    Das Erste, was er sah, waren zwei grelle, weiße Kreise vor einem schwarzen Hintergrund. Das zottelige Wesen aus seinem Albtraum war verschwunden, aber ein Druck lastete noch immer auf ihm. Das Merak-Gas …
    Die Strafe für den Verrat! Seran-Pakor, der Raisa, hatte ihn zum langsamen Versteinern auf dem Platz des Blutes verurteilt.
    Nach und nach erhielt das Schwarz Konturen. Durch die gelben Schlieren vor seinem gesunden Auge führte ein Metallstift bis an seine Schläfe, der die winzigen Bewegungen seines Kopfes mitmachte. Er zuckte zusammen. Der Stift endete in seiner Halsschlagader, die an der Einstichstelle heftig pulsierte. Was war das?
    Er versuchte, langsamer zu atmen. Dabei bemerkte er, dass er den Schnabel gar nicht öffnen konnte. Der Sauerstoff musste also von ganz woanders herkommen. Vielleicht von dem Stift? Wenn er doch nur an seinem Körper herabsehen könnte!
    Wenn er sich schon nicht durch entsprechende Atmung beruhigen konnte, musste er es auf eine andere Art versuchen. Der sechzehnjährige Aufenthalt im Kloster der Innersten Einkehr auf Dornarat hatte ihn viele Wege zu Gott gelehrt, von der Konzentration bei den rituellen Sandbädern bis zur Hingabe im Gebet. Schon nach wenigen Augenblicken fühlte er Linderung und schlug das gesunde Auge wieder auf.
    Zwei Wesen standen vor ihm, wie er trotz der Schlieren vor seinem Auge erkennen konnte. Es waren zwei Kridan, so wie er. Die Erinnerung floss träge durch seine Hirnwindungen, aber sie floss. Er kannte sogar die Namen der beiden: Es waren Satren-Nor, der Friedensprediger und Kassil-Nur, der ehemalige Chef des mächtigen Bolpor. Hinter den beiden hingen hellbraune Tropfsteine von der Decke, und sie klebten an den Wänden, wo sie im Licht der beiden Lampen feucht glänzten. Er war in einer Höhle.
    Satren-Nor musste bemerkt haben, dass er erwacht war, denn er bewegte den Schnabel, als sagte er etwas, aber Sun-Tarin konnte nichts hören.
    »Sprich lauter«, wollte er dem Friedensprediger zurufen, doch er konnte weder den Schnabel noch die Zunge bewegen.
    Kassil-Nur blickte auf ein Gerät in seiner Hand, womöglich einen Bio-Scanner, und schüttelte den Kopf. Er ging zur Seite, wo Sun-Tarin ihn nicht sehen konnte, und kam mit einem 3-D-Bildschirm auf Rollen zurück, auf dem Sun-Tarin weiße Linien erkannte, kridanische Schriftzeichen, die sich zu Wörtern verbanden, die mit ihm sprachen.
    »H…a…« Schwerfällig krochen die Buchstaben an die Oberfläche.
    Konzentriere dich!
    »Ha– Hallo, Sun-Tarin!«, las er.
    Kassil-Nur nickte. Das Gerät musste tatsächlich seine Vitalfunktionen anzeigen.
    Die Zeichen auf dem Bildschirm wechselten. Einen Rundmika später wusste Sun-Tarin, dass ein bloßes Abschalten des Blockes mit Merak-Gas ihn töten würde. Deshalb hatte Satren-Nor beschlossen, ihn über die Versorgungsleitung in seine Halsschlagader zu betäuben, bis sie eine Lösung gefunden hatten. Sie würden ihn mit Aufbauvitaminen versorgen und seine erschlafften Muskeln mit Strom trainieren. Das Leiden und die Wahnvorstellungen würden ein Ende haben, aber es gab keine Gewissheit, dass sie

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