Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan
Verlängerung, dass man sich auf Kollisionskurs mit der Landefähre der Öffentlichen Sicherheit befand.
»Sie werden noch abdrehen«, sagte Gain wider besseres Wissen. »Sie können nicht uns meinen, wir kommen im Auftrag von Letek-Kun.«
Trotz der Gazetücher konnte Gain sehen, wie sein Stellvertreter den Kopf zu ihm drehte. Selbst einem auf dem dritten Auge Blinden konnte es nicht entgehen, dass Gain log. Außerdem kannte Sandek ihn lange genug, um genau zu wissen, was in ihm vorging. Zum Glück wandte Sandek den Blick wieder auf die Konsole und schwieg.
Mit minimalen Kurskorrekturen steuerte Gain die Fähre näher an die Gipfel des Zehntausender-Gebirges heran. Die beiden Linien folgten ihm synchron und schlossen schnell auf, um ihnen den Weg abzuschneiden. Er wusste auch, dass der Sand winzige Mengen an Drittraumstrahlung abgab, aber er hoffte, dass die Verfolger diese auf die Entfernung nicht orten würden.
Am Horizont erschienen die in der Sonne glänzenden Ruinen des Herdan, die wie ein schauriges Mahnmal in den roten Himmel ragten. Selbst die zusätzlichen Schutzschilde der Gefängnisfestung des ehemaligen Raisas Seran-Pakor hatten nicht verhindern können, dass die Apri sie in Schutt und Asche gelegt hatten. Über einem besonders hohen Gebäuderest, der früher einmal ein Geschützturm gewesen sein mochte, blitzten zwei Punkte wie metallene Spiegel auf. Die Kridan waren heran.
»Sharaan, wir wissen, was Sie vorhaben«, kam eine befehlsgewohnte Stimme aus dem Funkgerät. »Stoppen Sie Ihre Fähre und folgen Sie uns!«
»Nichts wissen sie«, sagte Gain, ehe er mit einem sanften Krallendruck das Mikrofon aktivierte. Er hatte nicht vor, den Kurs auch nur um eine Spanne zu ändern. Noch nicht.
»Hier spricht Gain von der Landefähre der PANDANOR«, sagte er betont langsam. Er musste Zeit gewinnen, sonst war der gesamte Plan zum Scheitern verurteilt. »Ich habe einen Termin mit Miru-Garisin Letek-Kun.«
»Das wissen wir, aber es gibt eine Programmänderung«, sagte die unfreundliche Stimme. »Drehen Sie ab in Richtung Stadt!«
Gain überflog die Ortungsanzeige. Noch zehn hoch fünf Spannen. »Ich möchte mit Letek-Kun …«
»Nichts werden Sie!«, krächzte der Kridan. Bei den Gleitern blitzte es hell auf. Ein Graserschuss zischte knapp über der Landefähre vorbei. »Drehen Sie sofort bei!«
Zehn hoch vier Spannen.
»Aber ich …«, begann Gain.
Null.
Und dann geschah alles gleichzeitig.
Die Kridan schossen erneut, aber Gain hatte das nächste Manöver schon eingeleitet. Er ließ die Fähre nach rechts unten wegtauchen. In dem Moment, in dem die hellgrünen Graserstrahlen der Gleiter sich an der Stelle vereinigten, wo zuvor noch die Fähre geflogen war, öffnete er die Bodenluke und jagte den durchsichtigen Kasten Richtung Planetenoberfläche. Zeitgleich ging ein verschlüsselter Funkspruch an Dana Frost hinaus.
Trotzdem war Gain nicht schnell genug. Der Steuerknüppel in seiner Hand rüttelte, und die Landefähre bockte wie eine Springkröte aus dem Torrent-Ozean. Hinter ihm ging eine Sirene los.
»Rechtes Höhenleitwerk ausgefallen«, plärrte eine Automatenstimme wie zur Bestätigung. Der Graserblitz hatte sie doch getroffen.
Das erste, was Gain spürte, als er erwachte, war die Kälte. Unangenehme, beißende Kälte. Seine Gliedmaßen fühlten sich wie taub an, nur in den Fingerspitzen seiner rechten Hand kribbelte es. Selbst seine Schnauze prickelte, als wäre sie stundenlang in Eiswasser getaucht worden.
Was war geschehen? Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war der mehr oder minder kontrollierte Absturz der Landefähre in einem Außenbezirk von Kridania und die über ihnen kreisenden Gleiter der Öffentlichen Sicherheit. Hatten ihn die Kridan betäubt? Er würde es diesen verfluchten Kreaturen schon zeigen!
Langsam öffnete er die Lider – und schloss sie sofort wieder. Die Frevler von Kridan hatten ihn ausgezogen und sogar die Gazeschichten von seinem Kopf entfernt! Er lag völlig nackt auf einer metallenen Liege!
Ein Versuch, die Arme zu heben, scheiterte. Auch die Beine waren mit stahlharten Manschetten an die Liege gefesselt, sodass er sich kaum bewegen konnte, aber jemand im Raum musste seine Anstrengungen bemerkt haben.
»Ah, endlich ist der Sharaan erwacht«, sagte eine krächzende Stimme vor ihm.
Gain reagierte nicht. Wie aus weiter Ferne hörte er kehlige Schmerzensschreie – Schmerzensschreie, die nur von einem Sharaan stammen konnten.
»Hörst du deinen
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