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Sternenfaust - 180 - Wer ist Nummer Eins¿

Sternenfaust - 180 - Wer ist Nummer Eins¿

Titel: Sternenfaust - 180 - Wer ist Nummer Eins¿ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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zwischenlagerten und später gemeinsam mit dem Rest der Besatzung in die PLUTO brachten. Die Idee hatte etwas.
    »Meine Leute«, wiederholte Fernandez und deutete auf Sergeant Kovac, um den sich vier seiner Marines gruppiert hatten.
    Als ich Kovac anblickte, senkte er den Kopf.
    Fernandez hustete. »Meine Leute!«, sagte er erneut. »Meine … vierzig Mann!«
     
    *
     
    Tag 69
     
    »Noch zwanzig Sekunden bis zur Zündung!«, sagte Lieutenant Zhao Dupont, der neben mir auf der Empore des Maschinenraums stand. Der Leitende Ingenieur schleuderte seinen dünnen Zopf, den er nach der Sitte des chinesischen Teils seiner Vorfahren trug, nach hinten. »Neunzehn …«
    Eines der Ionentriebwerke der PLUTO lag halb ausgebaut vor uns. Von den vier Aggregaten hatte nur eines die Bruchlandung des Schiffes ohne Beschädigungen überlebt, aber Dupont und sein Team hatten ein zweites in tage- und nächtelangen Sonderschichten soweit es ging repariert. Energieleiter hingen wie Eingeweide aus dem offenen Schacht vor dem Triebwerk und verschwanden hinter goldfarbenen Metallstreben im Bauch des Antriebs, von dem – abgesehen vom geöffneten Teil – nur ein vier Meter dickes und zwanzig Meter langes Edelstahlrohr zu sehen war. Massive Stützpfeiler verbanden das Rohr mit dem Boden des Maschinenraums, die gleichzeitig als Halterung für die Kühlschlangen dienten, die ein Überhitzen der Außenhaut des Ionentriebwerks verhindern sollten.
    »Fünfzehn …«
    Hinter der zur Seite geklappten Abdeckung der Wartungsöffnung blinkte eine Matrix aus roten Leuchtdioden. Daneben bildeten bleistiftdünne Metallröhrchen ein Gewirr aus Leitungen, die nur ein entsprechend geschulter Techniker überblicken konnte. Glücklicherweise hatte sich Dupont nicht den »Siedlern« angeschlossen, die trotz des unwirtlichen Schmuddelwetters am Fuß des Gebirges ihre Holzhäuser aufgestellt hatten.
    Jene, die auf der PLUTO zurückgeblieben waren, wurden von den Siedlern alle zehn Tage mit Frischfleisch versorgt. Dafür mussten zwar etliche der knapp sechzig Männer und Frauen bei tagelangem Dauerregen bis zu den Vorratshäusern der »Siedler« marschieren, aber das nahmen sie für ihr Essen in Kauf.
    Es war ohnehin erschreckend, wie viel Zeit und Arbeitskraft allein von der Versorgung mit Überlebensgütern verschlungen wurde.
    »Vier …« Zhao Duponts Ansage riss mich aus den Gedanken. Er blickte von den Anzeigen seiner Touchkonsole auf. Ich nickte ihm zu und Dupont fuhr fort: »Bisher alle Werte normal … Zwei … Eins … Null! Initiiere Plasmastrom.«
    Eine der armdicken Leitungen begann zu pulsieren. Duponts Augen leuchteten auf.
    »Fusion stabil«, sagte er und tätschelte mit der Hand die Seite seiner Konsole. »Deuterium und Helium-3 Verschmelzung bei 99,8 Prozent. Das entstehende Plasma aus Helium-4 und Protonen strömt mit der richtigen Geschwindigkeit und Dichte aus dem Fusionsreaktor in den Linearbeschleuniger.«
    Das war ein Sachgebiet, bei dem ich mitreden konnte und mich nicht wie Duponts Schüler fühlen musste. Fusionsreaktoren hatten mich schon auf der Star Corps Akademie so fasziniert, dass ich darüber einen populärwissenschaftlichen Artikel für den Neil Armstrong Report geschrieben hatte.
    Dupont blickte auf das Display der Konsole, wo blaue und rote Kurven zusammen mit durchlaufenden Reihen von Messwerten angezeigt wurden. Ein sanftes Vibrieren erfasste den Boden des Leitstandes.
    »Erhöhe Leistung des Linearbeschleunigers«, sagte er und strich mit dem Finger über seine Konsole.
    Die Vibrationen des Bodens glichen mittlerweile einer energischen Fußmassage, was reichlich ungewöhnlich war. Noch lieferte der Antrieb kaum Schub, da für einen Betrieb innerhalb einer Atmosphäre zusätzliche Stützmasse in Form von schweren Ionen eingespritzt werden musste. Aber vielleicht musste das reparierte Triebwerk erst Warmlaufen.
    »Wismut …«, begann Dupont, als es schlagartig dunkel wurde. Das Leuchten der Plasmazuleitung ebbte ab, dafür gleißte die Anzeigematrix in der Wartungsluke wie ein Fanal in der Dunkelheit. Es dauerte Sekunden, bis die Notbeleuchtung anlief und alles in ein dunkles Rot tauchte.
    »Oh du ver…!« Duponts Finger flogen über die Konsole, immer heftiger hämmerte er auf die Schaltflächen, doch in der stilisierten Darstellung des Ionentriebwerks wurde ein Bereich am dickeren Ende immer heller – dort wo die letzten Beschleunigungsspulen angebracht waren, kurz vor der Triebwerksöffnung, die ins Freie führte.

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