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Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde

Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde

Titel: Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
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habe aufgrund der Stellung seiner Eltern und seiner Großmutter eine gewisse Narrenfreiheit. Wenn ihm nicht frühzeitig Grenzen gesetzt wurden, würde er wahrscheinlich irgendwann eine Dummheit begehen, die sich nicht mehr so leicht aus der Welt schaffen ließ. »Dir, mein Junge, wird in jedem Fall eine Aufsichtsperson zur Seite gestellt.«
    »Ein Virto-Watcher?«, spottete Peter. »Geben Sir mir zehn Sekunden, und ich programmiere ihn zu meinem persönlichen Sklaven um.«
    Richter Farlow hörte, wie Mrs. Wynford laut aufstöhnte. Doch Peter Bench hatte recht. Selbst bei weitaus kriminelleren Subjekten bestand die sogenannte Betreuung inzwischen nur noch in einem Virto-File, welches Daten sammelte. Genauso gut konnte man den Verurteilten ein e-Pad in die Hand drücken und sie bitten, Tagebuch zu führen.
    »Es gibt noch andere Möglichkeiten«, sagte Richter Farlow streng. »Unterbringung in einer Jugendeinrichtung, Sozialdienst auf einem Methan-Planeten oder einer anderen Koloniewelt, Hausarrest mit eingeschränkten Freiheiten, überwacht von einer Robot-Drohne …«
    »Hausarrest«, stöhnte Mrs. Wynford auf. »Der Junge sitzt doch ohnehin den ganzen Tag hinter seinen Terminals, oder er steckt stundenlang in einem Virto-Suit, um irgendwelche Cyberwelten zu erforschen.«
    »Letztlich wird es auf einen sozialen Trainingskurs hinauslaufen«, sagte Peter und rekelte sich. »Ich werde an zwei Nachmittagen mit einer Gruppe von Spinnern im Kreis sitzen, irgendwelche Psycho-Spiele über mich ergehen lassen und dafür sorgen, dass am Ende der ganzen Komödie mindestens zwei Sozialhelfer ihren Job hinschmeißen.«
    In diesem Moment poppte ein Textfeld auf Farlows Akten-Pad auf. Es war das Zeichen des Kastellans.
    Farlow begann, die Zeilen zu überfliegen und hielt inne. Was dort stand, konnte Richter Farlow einfach nicht glauben.
    Es waren nur vier Worte, doch sie – reichten, dass Farlow glaubte, einen Schlag auf den Kopf bekommen zu haben. Dort stand: »Esrim will dich sprechen.«
    Farlow hatte noch nie mit Esrim gesprochen. Esrim sprach nur mit dem Kastellan. Die anderen Ritter der GRAFSCHAFT wussten noch nicht einmal, wo sich Esrim befand und wer Esrim war.
    Sie wussten, wenn man genau war, noch nicht einmal, ob es den ominösen Esrim überhaupt gab.
    Nachdem sich Farlow einigermaßen von seiner Überraschung erholte hatte, räusperte er sich. »Ich unterbreche die Anhörung für fünfzehn Minuten.« Er erhob sich, wandte sich dann aber noch einmal an die Frau mit den lila Haaren. »Mrs. Wynford, vielleicht können ja Sie …«
    »Meinen Enkel zur Vernunft bringen?«, unterbrach sie ihn. »Das sagen seine Eltern auch immer. Und seine Lehrer. Und meine restlichen sechs Kinder und sechzehn Enkel. Wie erfolgreich ich dabei bislang war, können Sie ja sehen. Ehrlich gesagt hätte ich mir genau das von Ihnen erhofft, Richter Farlow.«
    Farlow nickte und hob die Augenbrauen. »Eine kurze Pause wird uns allen gut tun.«
     
    *
     
    30. April 2258
    ALDEBARAN
    fünf Lichtjahre von der Erde entfernt
    16.30 Uhr
     
    Plötzlich vibrierte der Boden, sodass sich David Stein an seinem Schreibtisch festhielt.
    Aufgestellte Bilder fielen um, Pads, die überall auf den Kommoden und dem Tisch verstreut waren, verrutschten, und schließlich kippte sogar einer der Besucherstühle vor seinem Tisch zur Seite.
    Als sich die Erschütterungen legten, berührte David die Ruftaste auf seinem Armband-Kom, während er sich erhob und zur Brücke eilte. »Stein an Brücke«, sagte er. »Wie ist der Status?«
    »Turbulenzen im Bergstrom-Raum«, meldete Lieutenant Commander Lin Al-Qamar. David kannte den jungen Offizier bereits von der STERNENFAUST, wo er einst als Fähnrich gedient hatte. Den stattlichen Mann mit den schwarzen Haaren konnte selten etwas aus der Ruhe bringen, und so klang auch jetzt seine Stimme entspannt und in sich ruhend.
    Nur wenige Sekunden später betrat David die ovale Brücke des Leichten Kreuzers, die sich im Zentrum des Schiffes befand.
    »Sir«, rief Ortungsoffizier Lieutenant Ricardo Dunston. »Die Ortung ist komplett ausgefallen. Keinerlei Kontakt mehr zu irgendwelchen Bergstrom-Sonden. Funkkontakt nach Ganymed ist ebenfalls nicht mehr möglich.«
    »Verlassen wir so schnell es geht den Bergstrom-Raum«, befahl David.
    »Bremsmanöver eingeleitet«, rief Fähnrich Simon Jones, der für die Navigation der ALDEBARAN zuständig war. »Austritt aus dem Bergstrom-Raum in T minus zwölf Minuten.«
    David nickte und nahm auf

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