Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde

Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde

Titel: Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
Vom Netzwerk:
half nichts. Seine Hände wurden eiskalt, und es gelang ihm kaum noch, klar genug zu denken, um den nächsten Befehl zu formulieren.
    Alle auf der Brücke wussten natürlich Bescheid. Die Strahlungswerte traten typischerweise bei Raketengeschossen mit Atomsprengköpfen auf, wie sie die Morax verwendeten.
    Und da sich die Morax über den X-Raum fortbewegten, war es auch mehr als wahrscheinlich, dass sie für das 5D-Resonanz-Feld verantwortlich waren.
    »Entfernung zur theoretischen Strahlungsquelle«, sagte David schließlich und musste sich anschließend räuspern.
    »Null Komma acht bis null Komma neun Lichtjahre«, antwortete Dunston.
    Da sie nicht viel Zeit benötigten, um in den Bergstrom-Raum zu wechseln, würde die Flugzeit etwa eineinhalb Stunden betragen.
    David holte tief Luft. Eineinhalb Stunden weitere Ungewissheit. Im Grunde eine Ewigkeit.
    »Zurück in den Bergstrom-Raum. Setzen Sie Kurs auf die Strahlungsquelle«, befahl er an seinen IO gewandt. »Informieren Sie mich über jede noch so geringe Kleinigkeit.«
    »Natürlich, Captain.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ David die Brücke.
     
    *
     
    30. April 2258
    Erde, New York
    16.37 Uhr
     
    Wenn Jane Wynford einen Blick auf Peter warf, wusste sie nie, ob sie den Jungen in den Arm nehmen oder ausschimpfen sollte.
    Sie versuchte sich klarzumachen, dass seine rebellische Phase verschiedene Ursachen haben konnte und dass ihm wahrscheinlich eine Bezugsperson fehlte, ein Vorbild, an dem er sein Verhalten orientieren konnte. Stattdessen trieb er sich unentwegt in den Virto-Netzen herum, wo man ihm für seine albernen Aktionen auch noch Beifall spendete.
    In ihrem Bekanntenkreis hieß es stets, Peter fehle ein männliches Vorbild. Aber an Ratschlägen fehlte es ja nie, wenn es um Erziehung von Kindern ging. Von »Peter sollte mehr Zeit mit seinem Vater verbringen« über »Er sollte mehr Sport machen« bis hin zu »Das wird sich geben, wenn er erst einmal seine erste Freundin hat« war alles dabei.
    Hinzu kam, dass Jane mit ihrem eigenen Leben auch nicht wirklich zufrieden war. Und es gab noch nicht einmal jemanden, mit dem sie darüber hätte reden können.
    Nach dem Tod ihrer Schwester Caress, der sich vor sechs Jahren ereignet hatte, war Jane am Boden zerstört gewesen. Damals hatte sie mit dem Schreiben begonnen, was zugleich eine Therapie war. Sie konnte in der Figur Cassandra Ford nicht nur ihre Schwester Caress quasi wieder auferstehen lassen, sie konnte mit ihr auch all die aufregenden Abenteuer erleben, die das echte Leben nicht bot.
    Cassandra Ford hätte gewusst, wie sie mit Peter umzugehen hatte. Wahrscheinlich wäre es ihr wohl auch deswegen so leicht gefallen, weil Jane nicht nur Cassandra die genau passenden Worte in den Mund gelegt hätte, sondern auch Peter. Dummerweise verliefen die Gespräche im wahren Leben nie so wie in den eigenen Geschichten.
    Janes »Space Soap«-e-Books waren ein geradezu irrwitziger Erfolg. Ein Erfolg, mit dem Jane im Traum nicht gerechnet hätte. Manchmal war ihr die Begeisterung der Öffentlichkeit sogar ein wenig unheimlich, und sie hatte schon mehrfach überlegt, die Reihe abzubrechen.
    Wegen des Geldes tat sie es nicht. Zumindest nicht direkt. Was viele Artikelschreiber, die sie gerne zur reichsten Frau der Galaxis kürten, nämlich stets übersahen, war der Umstand, dass Jane fast ihre gesamten Honorare in wohltätige Einrichtungen und Stiftungen fließen ließ. Doch genau diese Einrichtungen und Stiftungen waren inzwischen mehr und mehr von den Honorarschecks abhängig, die nur durch entsprechenden Nachschub an »Space Soap«-Romanen erzeugt wurden.
    Doch das Schreiben verlor an Reiz, wenn dadurch das reale Leben fad und dröge zu werden drohte. Das war auch der Grund, weshalb sich Jane seit einigen Monaten mit einem ganz anderen Gedanken beschäftigte. Es war eine Idee, über die sie mit noch niemandem gesprochen hatte.
    »Peter«, sagte Jane schließlich und seufzte still in sich hinein.
    Der Junge blickte noch nicht einmal von seinem Pad hoch.
    Jane wartete, während sie ihn ansah. Er tat so, als ignoriere er sie, als habe er sie nicht einmal gehört, aber schließlich sagte er doch gedehnt: »Was denn?«
    »Was würdest du von der Idee halten, dass ich mich beim Star Corps bewerbe?«
    Immerhin hatte sie es mit dieser Frage geschafft, seine aggressive Ignoranz zu durchbrechen. Peter blickte auf und sah sie mit seinen faszinierenden hellgrauen Augen an, die unter freiem Himmel oft blau und innerhalb von

Weitere Kostenlose Bücher