Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde
alberne Spielchen.«
»Die Sol-Vision Wizard Corporation wird auf sämtliche zivilrechtlichen Ansprüche verzichten«, erklärte Richter Farlow. »Sie zieht auch den Strafantrag zurück, und ich kann mit dem zuständigen Staatsanwalt sprechen. Doch das hängt davon ab, ob Sie bereit sind, mir einen kleinen Gefallen zu tun.«
Jane starrte ihn für einen Moment reglos an. »Zum letzten Mal: Ich will sofort wissen, was hier gespielt wird.«
Richter Farlow berührte ein Sensorfeld auf seinem Schreibtisch, und einer der Wandmonitore aktivierte sich.
Darauf war ein Mann zu sehen, der braunes, dünnes Haar hatte. Seine Haut war dunkel gebräunt, und er trug einen modernen Nano-Geschäfts-Suit. »Guten Tag, Mrs. Wynford. Guten Tag Peter – ich darf doch Peter sagen?«
»Von mir aus«, erwiderte Peter. »Und wie darf ich dich nennen?«
Jane wollte Peter schon ein vorwurfsvolles »Peter!«, zuflüstern, doch ihre Reaktionen waren im Moment ein wenig verlangsamt, sodass der Mann auf dem Monitor ihr zuvorkam.
»Ich heiße Jason Meyer«, sagte er. »Aber du, Peter, darfst gerne Jason zu mir sagen.«
Jason Meyer?
Jeder in den Solaren Welten kannte Jason Meyer, der vor wenigen Jahren auf der Bildfläche erschienen war. Er war reich geboren, und dank sehr günstiger Spekulationen hatte er in den letzten zwei Jahren sein Vermögen angeblich um den Faktor siebenhundert vergrößern können, sodass er nun Multimilliardär war. Er kaufte sehr viele Unternehmen auf, doch anstatt diese Unternehmen durch Fusionen zu einem Großunternehmen zusammenzuführen, ließ er die autarken Einheiten bestehen. Er nannte das in seinen Interviews »Risiko-Streuung«, und in den Wirtschaftsteilen der Mainstream-Mediastreams war bereits vom »Meyer-Prinzip« die Rede, zumal er dadurch geschickt die kartellrechtlichen Monopolverbote umging.
Er ist so reich, wie die Medien es mir unterstellen , dachte Jane.
»Um es kurz zu machen«, sagte Jason Meyer. »Die Sol-Vision Wizard Corporation steht unter meinem Einfluss.«
»Sie wollen mir wirklich erzählen, Sie hätten, ohne dass es jemand mitbekommen hat, die Aktien-Mehrheit dieses Großkonzerns erworben?«, fragte Peter ungläubig.
Jason Meyer lächelte. »Der Jahrhunderte alte Aberglaube, man müsse bei einem Unternehmen die Aktienmehrheit haben, um es zu lenken«, sagte er nur.
»Ist es etwa nicht so?«, fragte Jane ungläubig nach.
»Nein«, sagte Jason Meyer. »Die meisten Investmentfonds und die unzähligen institutionellen Anleger haben doch weder die Zeit noch die Ressourcen, um sich im Einzelnen um die Personalien der Geschäftsführung von aktiengesteuerten Unternehmen zu kümmern. In der Regel genügt es vollkommen, wenn zehn bis zwanzig Prozent der Aktionäre mit der aktuellen Geschäftsführung unzufrieden sind. Einundzwanzig Prozent der Firmenaktien befinden sich in den Händen von mir und meinen Gesellschaften. Damit konnte ich genug Druck auf den Verwaltungsrat der Sol-Vision Wizard Corporation ausüben. Und vergessen Sie nicht die Rating-Agenturen, die sich ebenfalls in meinem Besitz befinden und mit denen ich noch mehr Druck ausüben kann. Sobald ich die Buschtrommel rühre, werden sich mir die anderen Aktionäre wie die blinden Schafe anschließen, allen voran sämtliche Verwalter der Solaren Pensionsfonds und jede noch so unbedeutende Investmentfondgesellschaft, die auch nur ein paar Aktien von der Sol-Vision Wizard Corporation in ihrem Portfolio hat. Mein Gespräch mit dem aktuellen CEO von der Sol-Vision Wizard Corporation dauerte daher auch nur vier Minuten. Dann hatte der Mann sehr gut begriffen, wozu ich in der Lage bin.«
»Das heißt«, sagte Jane, »Sie haben den CEO von Sol-Vision Wizard Corporation erpresst, damit er veranlasst, dass die völlig überzogenen Zivilansprüche nicht mehr weiter verfolgt werden.«
»Die Rechtsabteilung der Sol-Vision Wizard Corporation sitzt gerade an einem entsprechenden Schreiben, das sicher noch heute dem Anwalt Ihrer Tochter zugehen wird.«
Jane warf einen ungläubigen Blick auf Richter Farlow, doch er wich ihren Augen aus und schien nach irgendeinem Text auf einem Pad zu suchen.
Auch Peter kniff die Augen misstrauisch zusammen. »Bleibt nur noch eine Frage: Weshalb tun Sie das? Was könnten meine Großmutter und ich erledigen, was nicht einer ihrer mehreren Tausend Lohnsklaven für Sie erledigen könnte?«
»Für mich tun Sie gar nichts. Sie tun etwas für Esrim!«
»Und wer ist Esrim?«, fragte Jane, ohne noch den
Weitere Kostenlose Bücher