Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde
Al-Qamar gab David mit einem leichten Nicken zu verstehen, dass er wusste, was das Ziel war. Es ging nicht mehr darum, lebend aus der Sache herauszukommen. Es ging darum, lange genug durchzuhalten, um die Solaren Welten warnen zu können.
Doch zwei Stunden waren angesichts einer Bedrohung durch die Morax eine Ewigkeit.
*
30. April 2258
Orbitalwohnheim von Jason Meyer
Umlaufbahn der Erde
23.12 Uhr
Das türkise Leuchten, das Dana einhüllte, schien sie vollständig zu durchdringen.
Das Gleißen überschattete ihre Umwelt. Aus weiter Ferne hörte sie die Stimme von Bruder William, der ihren Namen rief, doch sie konnte nicht antworten. Für, einen Moment glaubte sie, Bruder William wäre endlos weit weg, viel zu weit, um noch mit ihm sprechen zu können.
Und dann erschrak sie. Es war das typische Entsetzen, das einsetzte, wenn man sich plötzlich an etwas Wichtiges erinnerte, das man vergessen hatte. Einen Geburtstag zum Beispiel, oder eine dringende Erledigung.
Und dann sah sie es!
Sie sah den STERNENFAUST-Zwischenfall. Es hatte ihn also wirklich gegeben.
Das, was sie für absurde Träume gehalten hatte, es war so und nicht anders tatsächlich passiert. Die STERNENFAUST II war in den X-Raum gezogen worden, und dabei war ein Drittel der Besatzung schwer verletzt oder gar getötet worden.
Dana hatte daraufhin den Offiziersdienst verlassen. Sie hatte unterrichtet, bis ein Einsatz, bei dem sie Michael Tong auf der AMSTERDAM ins Shush-System begleitete, sie schließlich hatte erkennen lassen, dass ihr Platz noch immer auf der Brücke eines Raumschiffs war.
Und dann hatte sie von den ganz großen Plänen des Star Corps erfahren. Professor von Schlichten und ein riesiges Team von Kryptologen hatten die Daten des STERNENFAUST-Zwischenfalls zum Teil entschlüsseln können. Darin waren Bauanleitungen enthalten gewesen, Anleitungen für Wandler-Module, X-Raum-Antriebe, Strahlkanonen und energetische Schutzschirme. Das Projekt STERNENFAUST-III war begonnen worden. Es sollte ein Star Cruiser gebaut werden, der die Krönung des technisch Machbaren verkörpern würde. Mit einer Länge von vierhundert Metern, einer fünfhundert Mann starken Besatzung und einem X-Raum-Antrieb, der einen Überlichtfaktor von 30.000 erreichte und schließlich HD-Antrieb genannt wurde. Ein neues Zeitalter der Raumfahrt hatte für die Menschheit beginnen sollen, denn für den Eintritt in den HD-Raum waren keine Beschleunigungsphasen mehr nötig.
Nachdem Dana von den ersten Plänen gehört hatte, war ihr eines klar geworden: Das war das Schiff, das sie kommandieren wollte.
Mehr und mehr Erinnerungen prasselten auf Dana ein. Sie dachte an Ashkono Tregarde, der ihr geholfen hatte, den STERNENFAUST-Zwischenfall zu verarbeiten. Er war dabei ein enger Freund geworden, und als es darum gegangen war, die STERNENFAUST zu besetzen, hatte er sich als Schiffsarzt beworben, obwohl er nach wie vor für einen solchen Posten vollkommen überqualifiziert gewesen war.
Doch der Jungfernflug der STERNENFAUST hatte sich immer wieder verzögert. Die neuen Techniken hatten mehr Probleme bereitet, als ursprünglich kalkuliert worden war. Nicht nur, dass so etwas wie die STERNENFAUST III in den Solaren Welten noch nie gebaut worden war, erstmals nutzten die Menschen dafür Alien-Technologie, die sie selbst in ihrer Funktionsweise nicht völlig verstanden.
Und dann hatte Dana einen weiteren Schlag hinnehmen müssen. Obwohl ihr als Commodore das Kommando über die STERNENFAUST III zugestanden hätte, hatte man ihr einen Admiral vor die Nase gesetzt: Rear Admiral Vincent Taglieri. Ihr war damit lediglich die Funktion des Captains geblieben, eine Entscheidung, mit der sie sich abzufinden hatte.
Doch auch nach dem Stapellauf der STERNENFAUST III hatte es für Dana keine Verschnaufpause gegeben. Zunächst hatten weitere Forschungen mit den Techniken aus den Daten des STERNENFAUST-Zwischenfalls die Basiru-Aluun auf den Plan gerufen. Und als es gelungen war, ein Drohmittel gegen die Basiru-Aluun zu finden, um sie von weiteren Angriffen abzuhalten, hatte Dana erfahren müssen, dass sie einen Gehirntumor hatte, der nur sehr weit veränderte Genetics befiel.
Auch in der anderen Zeitlinie hatte Dana erfolglos versucht, herauszufinden, was an ihr genetisch verbessert worden war.
Während Dana sich zusammen mit dem Schiff BEHRING und mit der Entität, in der einst Yngvar MacShane aufgegangen war, zum »Auge des Universums« aufgemacht hatte, weil es dort
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