Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde
Blick zu, woraufhin sich der Multi-Milliardär erhob und etwas aus seiner Jackentasche holte.
Dana konnte zunächst nicht erkennen, was es war.
Jason Meyer schritt auf sie zu und reichte ihr etwas, das wie ein kleiner, weißer Plastikwürfel aussah.
Dana nahm den Würfel in die Hand und drehte ihn nach allen Seiten. Sie konnte nichts Besonderes daran erkennen.
»Was ist das?«, fragte sie schließlich.
»Es ist der erste Baustein, der zu den Antworten führt«, sagte Jason Meyer.
In diesem Moment begann der Würfel türkis zu glühen. Dana wollte für einen kurzen Augenblick einem natürlichen Reflex folgen und den Würfel fallen lassen, doch dann spürte sie, wie von dem Kästchen eine Art Botschaft ausging.
Plötzlich glaubte Dana, in ihrem Kopf würde etwas explodieren.
*
30. April 2258
ALDEBARAN
22.58 Uhr
David Stein befand sich wieder auf der Brücke der ALDEBARAN und ließ seinen Blick ins Leere schweifen.
Sein Körper fühlte sich seltsam an, es war beinahe so, als hätten sich alle seine Nerven selbst betäubt. Sein Atem ging ruhig, nur hin und wieder verkrampfte sich sein Magen, als ob er etwas Unverträgliches gegessen hätte.
Als sie die Blackbox der ELARA ausgewertet hatten, war das Offensichtliche zur Gewissheit geworden. Die ELARA war Opfer der Morax geworden.
Doch die Angreifer hatten keine Gefangenen verschleppt, wie man es sonst von den Morax kannte. Sie hatten die ELARA geentert und die gesamte Besatzung getötet.
Eine Erklärung gab es für dieses Verhalten nicht. Wenn die ELARA auf etwas gestoßen war, von dem ein unbekannter Feind nicht wollte, dass es den Solaren Welten bekannt wurde, dann befand sich nichts davon in diesen Daten. Die ELARA wollte anscheinend lediglich eine neue Bergstrom-Sonde in den Bergstrom-Raum befördern.
David hatte einige Zeit mit sich gehadert, bis er sich endlich zu einer Entscheidung durchringen konnte. Und diese Entscheidung lautete, so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen. Auch wenn es sich noch immer falsch anfühlte. Sein Gefühl sagte ihm, dass er mit der ALDEBARAN hier bleiben sollte, um nach den Feinden – den Mördern seiner Frau – zu fahnden und sie zur Strecke zu bringen.
Aber natürlich wusste David, dass dies eine vollkommen irrationale und unvernünftige Reaktion gewesen wäre.
Er konnte noch nicht einmal sagen, dass er besonders erpicht darauf war, Jagd auf die feigen Gegner zu machen. Das, was er spürte, war nicht Wut.
Es war Erschöpfung.
David fühlte sich ausgebrannt, leer, innerlich hohl. Selbst für Rachefantasien fehlte ihm die Leidenschaft.
Es fühlte sich jedoch falsch an, unverrichteter Dinge zur Erde zurückzukehren. So als habe er sich vor einer Aufgabe gedrückt, als habe er gezögert, etwas zu Ende zu bringen, das irgendwo dort draußen als offene Frage auf ihn wartete.
Nichtsdestotrotz hatte er einen Kurs auf die Erde befohlen. Wenn sich die Morax so nahe bei der Erde befanden, war es oberste Priorität, das Star Corps über diese Gefahr zu informieren. Sobald man wieder Funkkontakt zum Star Corps aufnehmen konnte, sollte man ihm umgehend Meldung machen.
»Bergstrom-Sonde ELARA S-1 betritt in sechs Minuten das Bergstrom-Kontinuum«, meldete Lieutenant Dunston.
»Verstanden«, erwiderte David, und war abermals über seine eigene Stimme überrascht, die vollkommen ruhig, fast entspannt klang.
Das war ihre letzte Tat auf der ELARA gewesen: Sie hatten den Auftrag des Schiffes erfüllt und die Bergstrom-Sonde abgeschickt.
Eine Bergstrom-Sonde war in der Lage, im Bergstrom-Raum Datenmaterial zu sammeln und in das Einstein-Kontinuum zu senden. Es war natürlich ungewiss, ob die noch immer sehr hohe 5D-Strahlung in diesem Gebiet sich nach wie vor auf die Funktionsweise der Sonde auswirken würde. Doch es war einen Versuch wert.
David beobachtete die Beschleunigungsanzeige auf seiner Konsole. Das Schiff hatte inzwischen eine Geschwindigkeit von 15,78-prozentiger Lichtgeschwindigkeit erreicht. Alle 2,7 Sekunden erhöhte sich die zweite Stelle nach dem Komma um eine Einheit.
15,78 – 15,79 – 15,80 …
Es war quälend langsam.
David hatte davon gehört, dass die Solaren Welten seit einigen Jahren mit Baryonen-Antrieben experimentierten. Das Problem war aber nicht, diese Antriebsversionen in Schiffe des Star Corps zu integrieren, sondern entsprechende Andruckabsorber für die Besatzungen zu bauen.
»Bergstrom-Sonde ELARA S-1 tritt nun in das Bergstrom-Kontinuum ein«, meldete Lieutenant
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