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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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vermutete Turanagi.
    Kendra nickte und wandte sich um. Ihr Blick in die düstere Tiefe des Waldes offenbarte eine weitere beeindruckende Naturerscheinung. Fluoreszierende Pflanzen oder Tiere schwebten zwischen den Stämmen. Sie bewegten sich kontrahierend fort und wirkten wie purpur- und türkisfarbene Quallen in einem Luftozean.
    »Die dichte Atmosphäre«, sagte Kendra zu Turanagi, der ihrem Blick gefolgt war. »Der Auftrieb ist hier viel höher als auf der Erde, und ein leicht gebautes Tier braucht relativ wenig Energie, um sich in die Luft zu erheben.«
    Kendra atmete tief durch. Die dichte, warme Atmosphäre wirkte beinahe flüssig, und der hohe Sauerstoffanteil ließ Kendra für zwei Sekunden schwindelig werden.
    »Dann los«, sagte sie und stapfte in Richtung Waldsaum. Turanagi ging an ihrer Seite und hielt das Gaussgewehr schussbereit.
     
    *
     
    Nach etwa fünfzig Metern traten sie auf die Lichtung, die spärlich von grünem und teils bläulichem Gebüsch bewachsen war. Am mit grünlichen Wolken durchzogenen Himmel stand eine orangefarbene Sonne mit ihrem deutlich kleineren und lichtschwächeren rötlichen Begleiter. Ein Anblick, wie man ihn nicht alle Tage hatte, aber auch ein Anblick, dem man sich im Augenblick nicht hingeben konnte.
    In dreihundert Metern Entfernung ragten die kohlschwarzen Überreste des Shuttle-Hecks über die Sträucher hinaus. Kendra und Turanagi marschierten darauf zu.
    Nach etwa hundert Schritten begann Kendra deutlicher als zuvor, die erhöhte Schwerkraft zu spüren. Auch Turanagi schien unter der Anstrengung zu leiden, denn er keuchte hörbar lauter.
    Die Luft roch urwüchsig und hatte einen Beigeschmack von Algen und Meer. Kendra hatte den Eindruck, mit jedem Atemzug einen Löffel fetter Suppe zu sich zu nehmen.
    Als sich die beiden auf fünfzig Meter dem Wrack genähert hatten, betraten sie einen Kreis verbrannter Erde.
    Schließlich standen sie vor der Heckpartie der SF-8, die nur mehr ein zerklüftetes kohlschwarzes Etwas war, das immer noch Hitze abstrahlte.
    »Unmöglich, dass diese ausgeglühte Hölle irgendjemand überlebt hat«, sagte Turanagi, vielleicht auch, um sich der genauen Inaugenscheinnahme zu entziehen.
    »Ja, unmöglich«, wiederholte Kendra flüsternd, ging aber doch um das stinkende Wrack herum. In einer ausgezackten Lücke sah sie dann den Beweis des Todes. Ein pechschwarzer Schrumpf köpf mit den zarten Schultern eines Engels, aus denen sich zwei hungerdürre, verkohlte Armzweige in die Höhe reckten.
    Kendra lief zu Turanagi zurück. »Wir können nichts mehr tun.«
    Der Telepath nickte und machte sich mit Kendra auf den Rückweg.
    Sie schritten nun schneller aus als zuvor, ungeachtet der dicken Luft und der erhöhten Schwerkraft. Es ließ sich nicht vermeiden, dass sie mehr und mehr ins Keuchen gerieten.
    »Was …?«, sagte Turanagi unvermittelt und mit leisem Schrecken in der Stimme. Seine Hand fasste Kendras Oberarm und brachte die Medizinerin zum Stehen.
    Jetzt sah es auch Kendra, und ein Schreck fuhr ihr in die Glieder. Drei, fünf, nein, acht Gestalten standen still wie Statuen am Waldesrand und versperrten ihnen den Weg zurück zum Shuttle-Bug.
    Obwohl die humanoiden Fremden noch einhundert Meter entfernt waren, konnte man ihre rotbraunen wallenden Haupthaare gut erkennen. Sie trugen farblose Gewänder und etwas, das wie – wie Langbogen aussah.
    Kendra zog den Nadler aus dem Gürtel ihrer Kombi.
    Mit einem raschen Seitenblick bemerkte sie, dass Turanagis Gesicht wie versteinert wirkte.
    »Nein«, sagte der Telepath leise und begütigend, legte seine Hand auf Kendras Unterarm und drückte ihre Waffe sanft zu Boden.
     
    *
     
    Der flammende Stern hatte für Aufregung in Bilad’himu gesorgt. Viele Tum’waheri befanden sich auf den Straßen, strömten zum Hekal’kichwa aber auch zum Chin’yardhi Ak’lothum. Deshalb hatte Ken’gewa angeregt, den unterirdischen Gang zu benutzen, der beide Heiligtümer miteinander verband.
    Vu’maiti und der Oberpriester erreichten schließlich die Vorhalle des Chin’yardhi, wo sie ihre Fackeln, die ihnen den Gang erleuchtet hatten, in Wandhalterungen steckten.
    Die Wächter ließen sich ehrfurchtsvoll auf das linke Knie nieder und führten die beiden Priester anschließend zu einem der hohen, schmalen Fenster, die Aussicht auf den Vorplatz gewährten. Dort hatten sich nicht wenige Bürger Bilad’himus versammelt, und Vu’maiti tauchte für einige Momente in die Gefühlsmelange der Menge ein, nahm ihre

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