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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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Tum’waheri und der Tum’duni, mit der sie Vorstellungsbilder und Gefühle übermittelten, war tot im inneren Zwinger Chin’yardhis – obschon alle fünf Tore für gewöhnlich offenblieben, wenn sich Kuhan’jaali und Kuhan’pili ins Zentrum des Heiligtums begaben.
    Die beiden Priester erreichten das zweite Tor, und Vu’maiti öffnete die reich verzierte Truhe, die hier als einziger Gegenstand platziert worden war. Sie entnahm ihr einen auffälligen Umhang, der in zwei langen Schößen auslief. Dieser Umhang, der ein wenig an eine Schlangenhaut erinnerte, war der kostbarste Gegenstand, den die Priesterschaft der Tum’waheri besaß. Der Name dieses Übergewands lautete Epp’ono, und der Legende nach hatte einer der An’grieli Ak’lothums diese Haut bereits vor Urzeiten getragen. Ohne Epp’ono würde Ken’gewas Kraft nicht hinreichen, in Verbindung mit Ak’lothum zu treten; der Oberpriester würde vielleicht noch – lediglich auf seine eigene Kraft gestellt – das fünfte Tor selbstständig öffnen können, aber wenn es dann dazu käme, Ak’lothum anzurufen, müsste Ken’gewa versagen.
    Vu’maiti hob Epp’ono ehrfurchtsvoll aus der Truhe und trat hinter Ken’gewa. Mit weichen, geschmeidigen Bewegungen legte sie dem Kuhan’jaali den heiligen Umhang an.
    »Möge Epp’ono dir die Kraft geben.«
    »Dank sei Ak’lothum«, beendete Ken’gewa die rituelle Formel.
    Vu’maitis zarte Hände glitten am Umhang hinab, bis sie die beiden Schöße gefasst hatte. So würde sie nun hinter Ken’gewa herschreiten und verhindern, dass Epp’ono über den Boden schleifte.
    Erneut konzentrierte sich Ken’gewa und entband seine mentalen Kräfte. Das zweite Tor öffnete sich knirschend, und die beiden Priester betraten einen identischen Gang.
    In dieser Weise bewegte sich die Prozession der zwei Tum’waheri fort, bis sie schließlich an das fünfte und letzte Tor gelangte. Sobald auch dieses Tor offen stand, würde die Gefahr, dass der herannahende Gott Ten’brikum das Versteck Ak’lothums entdeckte, um ein Vielfaches gesteigert sein. Die Option, die Tore hinter sich zu schließen, um sie dann auf dem Rückweg erneut zu öffnen und wiederum zu schließen, bestand für Ken’gewa nicht mehr. Früher, als junger Kuhan’jaali, war er dazu in der Lage gewesen, doch mittlerweile konnte er die dazu notwendige mentale Energie nicht mehr aufbringen. So war jeder Besuch bei Ak’lothum mit der Gefahr verbunden, dass dessen Spur durch den eifersüchtigen Gott Ten’brikum entdeckt wurde.
    Ken’gewa konzentrierte sich abermals, und schließlich glitt auch das letzte Tor mit einem dumpf rumpelnden Geräusch auf. Die beiden Priester befanden sich mittlerweile eine Zehntelmeile unter der Erdoberfläche.
    Das innere Heiligtum, das Vu’maiti und Ken’gewa nun betraten, war ein als Dodekaeder gestalteter Raum. Die fünfeckige Bodenfläche durchmaß nur etwa vier Ruten, doch die übrigen elf Fünfecke weiteten den Raum zu den Seiten und in die Höhe. Das Jiw’Jiwe-Material, aus dem auch dieser Raum bestand, wirkte hier nicht mehr schwarz, da sämtliche Fünfecksflächen ein blaues Licht emittierten, das den Raum wie glühender Nebel erfüllte.
    Im Zentrum der Bodenfläche befand sich ein Schrein mit fünfeckigem Querschnitt, der eine Höhe von etwa sechs Fuß erreichte. Auch er bestand aus dunklem Jiw’jiwe, doch seine Lichtemissionen ließen ihn bläulich glühen.
    Davor lag eine kunstvoll bestickte dicke Matte, und auf diese bewegten sich Vu’maiti und der Oberpriester nun zu.
    Die Kuhan’pili war Ken’gewa dabei behilflich, sich mit dem Rücken auf die Matte zu betten. Dabei achtete er darauf, dass die langen Schöße des Epp’ono-Umhangs nicht verknickten, sondern sich glatt, gerade und parallel zu den Beinen des Oberpriesters erstreckten.
    Dann trat Vu’maiti ein paar Schritte zurück, senkte das Haupt und legte die Hände vor ihrem Schoß übereinander.
    »Mögen wir würdig sein, den Segen Ak’lothums zu empfangen«, flüsterte Vu’maiti eindringlich.
    »Dies hoffen wir von ganzem Herzen«, murmelte Ken’gewa die rituelle Antwort.
    Vu’maiti beobachtete, wie sich das Antlitz Ken’gewas erneut versteinerte. Wie eine gefällte Statue lag der Oberpriester auf der Matte.
    Doch wie bereits zuvor beim Öffnen der Tore strahlte die immense Konzentration Ken’gewas bis in den Geist der Kuhan’pili. Gott Ak’lothum wohnte hier in diesem Raum, die Essenz seines Wesens ruhte im fünfeckigen Schrein.
    Doch die

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