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Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern

Titel: Sternenfaust - 193 - Der stählerne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Seifert
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Verbindung mit dieser Essenz war einem gewöhnlichen Tum’waheri unmöglich. Gott Ak’lothum stellte Anforderungen an jene sterblichen Wesen, die um seine Aufmerksamkeit rangen. Nur ein Kuhan’jaali vermochte es, stellvertretend für sein Volk die Botschaften des Gottes in seinem Geiste zu empfangen. Dies hing vielleicht damit zusammen, so zumindest glaubte Vu’maiti, dass Ak’lothum sich nicht nur im Chin’yardhi verbarg, sondern sich darüber hinaus in sich selbst versteckte. Kein Tum’waheri hatte jemals die Gestalt Ak’lothums erblickt, im Gegensatz zu Ten’brikum, der sich jedes Jahr erneut in den Himmeln Wen’gulims zeigte und sich als übermächtiges Wesen auf das Hochplateau Tawil’kiwara nieder senkte.
    Ak’lothum aber zeigte sich nur als geistige Präsenz, und auch nur jenen wenigen Auserwählten, die es in der langen Geschichte der Tum’waheri zum Kuhan’jaali gebracht hatten.
    Ken’gewas steifer Körper begann zu zucken – so wie es Vu’maiti schon viele Male erlebt hatte. Das Bizarre hieran war, dass es keine einzelnen Gliedmaßen waren, die in Bewegung gerieten, sondern Ken’gewas ganzer Leib, der steif wie ein Brett geworden zu sein schien, ruckte in seiner Gesamtheit zur Seite, nach oben und nach unten. Es war, als ob eine unsichtbare Macht an Ken’gewa zupfte.
    In diesem Augenblick begann der heilige Schrein, Ak’lothums Wohnstätte, in hellerem Blau zu leuchten.
    Die Intensität der Strahlen nahm weiter zu, und schließlich waren es Hunderte von gleißend hellblauen Lichtstacheln, die in alle Richtungen sprossen und die Wände des Dodekaeders punktierten.
    Obschon Vu’maiti dieses Schauspiel schon oft erlebt hatte, beschleunigte sich ihr Atem, wie er es immer tat, wenn die Präsenz Ak’lothums in dieser Weise handgreiflich wurde. Wie musste es erst für Ken’gewa sein, der in diesem Augenblick eine wahrhafte Verbindung mit dem Gott einging und dessen Botschaften empfing?
    Die Verschmelzung gelangte jetzt auf ihren Höhepunkt. Ken’gewas steifer Körper zuckte wie ein Stein auf einem Rüttelsieb. Instinktiv fürchtete Vu’maiti – wie schon so häufig – um die Gesundheit des Oberpriesters. Doch bislang hatte Ken’gewa die zeitweise Verschmelzung mit dem Gott noch immer gut überstanden.
    Der Höhepunkt war überschritten, die rüttelnden Bewegungen verlangsamten sich und die Lichtstacheln des heiligen Schreins verloren an Kraft.
    Schließlich lag Ken’gewa wieder vollkommen still auf der Matte, und die Strahlen des Schreins verblassten zusehends, bis er wieder in sein bläuliches Glimmen getaucht war.
    Vu’maiti näherte sich dem Oberpriester, ging in die Hocke und legte ihre Hand an seine Wange.
    »Ken’gewa?«
    Der Kuhan’jaali öffnete die Augen. Seine dünnen Lippen waren spröde und rissig.
    »Ich … habe es … gesehen«, sagte er stockend.
    Vu’maiti half ihm, sich aufzusetzen.
    »Den Ort, an dem der stählerne Stern niedergegangen ist?«
    »Ja …« Ken’gewa hustete. »Und drei weitere Tum’duni-Lager.«
    »Dank sei Ak’lothum.«
    »Ja …«
    Vu’maiti half dem Kuhan’jaali auf die Beine. Sie wollte ihn nicht drängen, da sie ihm ansehen konnte, wie erschöpft er war. Doch die offenstehenden Tore des Chin’yardhis mussten für den herannahenden Ten’brikum wie das Abzugsrohr einer Küche sein, durch das er Ak’lothum erschnüffeln konnte.
    »Geht es wieder, Ken’gewa?« Vu’maiti hatte den Priester untergegriffen und führte ihn zurück zum fünften Tor.
    »Ja, es geht schon, Vu’maiti. Los jetzt – schnell, schnell!«
    Ken’gewa beschleunigte seinen Schritt, und Vu’maiti seufzte erleichtert auf. Noch einmal würde der Oberpriester seine Energien sammeln müssen, um sämtliche Tore auf ihrem Rückweg zu schließen.
     
    *
     
    »Und die anderen Mitglieder des Außenteams?«, fragte Lieutenant Commander Black Fox, ohne die Augen von jenem Monitor zu nehmen, der die Fortschritte der Reparaturarbeiten am Temperaturkontrollsystem anzeigte.
    »Unbekannt«, antwortete Lieutenant Jefferson und schüttelte den Kopf. Der Genetic mit den infrarotkapablen Facettenaugen lehnte am zwei Meter langen Fenster des Maschinenkontrollraums, das über die umlaufende Galerie hinweg einen beeindrucken Ausblick in die Maschinenhalle gewährte. Dort ragte der Wandler, das Prunkstück der Star-Cruiser-Technologie, fast vierzig Meter in die Höhe.
    »Einzig Doktor Scott und Turanagi haben die Lichtung betreten«, wiederholte der Genetic, »offenbar, um das abgerissene

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