Sternenfaust - 195 - Alte Bekannte
einem Menschen werden. Ohne Kiemen, ausscheidendes Neurotoxin oder lumineszierende Augen. Eben ein gewöhnlicher Mensch. Joelle bevorzugte das zweifellos, und er konnte es ihr natürlich nicht verdenken. Auch er vermisste die Momente, in denen er seinen Körper ohne Schutzmechanismen an ihren schmiegen konnte. Ohne dass er dabei Angst haben müsste, sie durch sein Neurotoxin zu gefährden.
»Schatz, das Angebot der Laril wird dir das Überleben ermöglichen«, sprach sie ihre Gedanken offen aus. »Vielleicht fühlst du dich momentan wohl in diesem Körper. Doch wer weiß, was als Nächstes geschieht. Schon morgen könnte es geschehen, dass du Gift über deinen Atem ausscheidest oder dein Gehirn sich verändert. Was auch immer das Urvolk der Msssarrr mit diesem Gen-Resequenzierer auslösen wollte, es ist nicht für uns Menschen bestimmt. Ich bin dankbar, dass du durch das Heilgift der Meroon die Injektion überlebtest, doch jetzt ist die Chance gekommen, diesen Albtraum zu beenden.«
Max musste sich eingestehen, dass Joelle recht hatte. »Also gut. Ich suche Dana Frost auf und sage ihr, dass ich das Angebot annehme. Vermutlich wird Doktor Tregarde mit mir zur Oberfläche reisen. Er ist natürlich begierig darauf, der Rücktransformation beizuwohnen.«
»Und ich begleite dich natürlich ebenfalls.«
Max lächelte. Das erste Mal, seitdem sie in Andromeda unterwegs waren, schien sich alles zum Guten zu fügen.
Es wurde auch Zeit.
*
Es sollte anders sein – ganz anders. Zitternd saß Susan auf der Liege in ihrem Quartier. Das Wohlbefinden, der wohlige Schauer der Wärme, den sie beim Ergreifen des Akoluthorums gefühlt hatte, war längst verschwunden.
Alles, woran Susan denken konnte, waren die grauenvoll hohen Erwartungen, die man an sie stellte. Sie sollte die Galaxis retten, gemeinsam mit den anderen Dodekoren die Milchstraße wiederherstellen. Eine Galaxie wiederbeleben!
Warum sie? Welches wahnsinnige Wesen hatte das Schicksal so manipuliert, dass sie dieses Artefakt tragen musste?
Noch vor wenigen Tagen wollte sie den Dienst quittieren und Dana Frost ihre Abhängigkeit gestehen. Dann war das Amulett aufgetaucht. Doch die wohlige Wärme vom Anfang glomm nur noch als fahles Licht in ihr nach. Die Sehnsucht nach dem Medikament – der Droge – war einfach stärker.
Sie wusste, dass sie heimlich gehofft hatte, das Akoluthorum würde die Sucht verdrängen. Würde sie ersetzen.
Doch das war nicht geschehen. Wozu war das verdammte Ding dann überhaupt noch nütze?
Was konnte sie am Ende schon erwarten? Selbst im besten Fall – der Wiederherstellung der Milchstraße – wartete weiterhin ein trostloses, einsames Schicksal. Tag für Tag würde sie sich entweder mit Drogen vollpumpen oder sich mühselig dazu zwingen, darauf zu verzichten.
Etwas anderes würde es in ihrem Leben nicht mehr geben. Bis sich eines Tages so oder so ihr vorherbestimmtes Schicksal erfüllte.
Susan war sich sicher, dass es ihre Bestimmung war, bei einem Unglück zu sterben.
Ihre Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen, doch sie wusste einfach keinen Ausweg. Der Schmerz in ihrem Inneren war allgegenwärtig.
Susan erhob sich und trat an ihren Spind.
Als sie sich auf der STERNENFAUST II befunden hatten und Pläne entwickelten, die STERNENFAUST III zurückzuerobern, hatten sich alle Offiziere mit Nadlern bewaffnet.
Und in all der Aufregung hatte später niemand mehr nach dieser Waffe gefragt.
Es war ein Nadler, der noch nicht über einen eingebauten Bioscanner verfügte. Susan wusste, dass es mit den Waffen der STERNENFAUST III nicht länger möglich war, ein Besatzungsmitglied zu lähmen oder gar zu töten. Diese Sicherheitssperre hatte man nach dem Zwischenfall mit einer Terroristin namens Nickie Berger eingeführt.
Die Nadler der STERNENFAUST III verhinderten jedoch auch etwas anderes.
Etwas, das Susan Jamil nun zu tun gedachte.
Noch einmal strich Susan über die Oberfläche des Amuletts.
Ich bin nicht die Richtige. Dann zog sie den Nadler hervor. Mit einer Fingerbewegung veränderte sie den Modus, stellte die Waffe auf Töten und setzte sie an ihre Schläfe.
Susan holte tief Luft und drückte ab.
*
Die Laune der Vorsitzenden des Senats war nicht die beste, aber immerhin überzog ein leichtes Lächeln ihr Gesicht, als Dana einen der Syntho-Drinks zu ihr schob. »Vielen Dank, Commodore«, sagte Savanna Dionga.
»Glauben Sie mir, ich weiß, wie wichtig Koffein sein kann.« Dana schmunzelte. »Auch wenn ich
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