Sternenfaust - 195 - Alte Bekannte
Sprachexperiment«, stimmte Halova zu. »Aber dabei handelte es sich nur um ein Paket der kridanischen Sprache. Was hier übertragen wird, ist kaum vorauszusehen.«
»Besteht Gefahr für die Funktion meines Chips?«
»Aus meiner Sicht nicht«, erwiderte Halova. »Der Chip wird, sollte der Datenpuffer zu viel Input erhalten, die Übertragung einfach verlangsamen oder stoppen. Ein gewisses Restrisiko bleibt jedoch.«
Cody ließ seinen Blick weiter über die schematische Darstellung schweifen. Er hatte sich bei Doktor Tregarde vor einigen Wochen erkundigt, was im Falle einer Beschädigung seines Chips unternommen werden konnte. Hier in Andromeda gab es keine Möglichkeiten, eine Sternenbasis aufzusuchen. Doch der Doktor hatte ihn beruhigt. Als die Admiralität Cody nach seinem Unfall wieder für diensttauglich befunden hatte, war dies mit der Auflage verbunden gewesen, immer zwei Ersatzchips an Bord bereitzuhalten.
Dennoch war Cody klar, dass er Dr. Tregarde besser aus dem Weg ging, wenn er von der Außenmission zurückkehrte und erfuhr, welche Experimente Cody ohne die Anwesenheit des Schiffsarztes durchgeführt hatte. Doch Cody konnte nicht warten. Es war durchaus möglich, dass es für das Überleben des Schiffes unerlässlich war, die Daten des Mental-Translators zu erhalten.
»Also gut, bereiten Sie alles vor«, wandte sich Cody an Lieutenant Halova.
*
Zwei Stunden später saß er auf einem Konturensessel neben dem technisch so hoch entwickelten Translator der Meroon.
Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte Cody von der Krankenstation Dr. Scott angefordert, die seine Vitalwerte überwachen sollte.
Shesha’a und Halova würden die Datenübertragung analysieren, und Cody war klar, dass die LI das Gerät der Meroon keine Sekunde aus den Augen lassen würde.
»Wir sind so weit, Captain«, meldete Lieutenant Halova.
»Starten Sie die Übertragung«, wies Cody sie an.
Mary Halova betätigte eine Taste auf ihrer Touch-Konsole. Cody wusste, dass nun ein Algorithmus in seinen Chip gespeist wurde, der diesen dazu veranlasste, eine Verbindung zu dem Gerät der Meroon herzustellen.
Cody versuchte, sich zu entspannen, doch seine Muskeln waren angespannt. Es gelang ihm nur schwer, die äußere Ruhe aufrecht zu halten. Sein Gedächtnischip war seine Achillesferse, und er würde es vermutlich für den Rest seines Lebens bleiben.
Als nach über einer Minute noch immer nichts geschah, wandte Cody sich um. »Lieutenant Halova, gibt es Probleme?«
Die Sprachwissenschaftlerin rührte sich nicht. Und auch die übrigen Anwesenden schienen in der Bewegung erstarrt zu sein.
Verblüfft stand Cody auf und besah sich die Offiziere. Es dauerte einige Momente, bis er begriff, dass er sich in einer Erinnerung befand. Das Bild des Raumes und der Personen war nur ein Abbild der Vergangenheit.
Es kam ab und an vor, das Cody sich bewusst in seine Erinnerungen fallen ließ, die Realität verließ und sich in vergangenen Bildern umblickte. Diese Fähigkeit hatte ihm sogar einmal geholfen, einen Mord aufzuklären.
»Es ist immer wieder faszinierend, nicht wahr?«, erklang eine Stimme.
Blitzschnell fuhr Cody herum. Sprachlos starrte er auf die Person, die vor ihm stand. Eine fremde Person war in seine Erinnerung eingedrungen, als wäre es das Normalste auf der Welt.
Erst nach einigen Augenblicken konnte Cody seine Gedanken ordnen und trat auf den Eindringling zu. »Korrigieren Sie mich«, sagte Cody und neigte den Kopf zur Seite. »Aber sollten Sie nicht tot sein?«
*
Lark-System, Lark 6
9. Dezember 2273
19.50 Uhr
Dana schüttelte verblüfft den Kopf, bevor sie neben Taro und Doktor Tregarde Platz nahm.
Das Material des Stuhls pulsierte warm unter ihren Fingern, während sich die Sitz- und Rückenfläche passgenau verformte.
Seitdem sie dem Präsidenten der Laril – wie sich sein Volk nannte – in seine Residenz gefolgt waren, hatte sie noch kein einziges technisches Element entdeckt, das auf irgendeiner Elektronik basierte. Die komplette Technologie dieses Volkes basierte offenbar auf biogenetischen Züchtungen.
»Sie schlafen?«, fragte sie verblüfft. »Ihr gesamtes Volk schläft?«
»Mein Volk ist einem komplexen Biorhythmus unterworfen«, erklärte der Präsident. »Unser Tiefschlaf findet einmal in Larks Zyklus statt.«
Dank Taro wusste Dana, dass die Laril ihre Sonne Lark nannten und ein Zyklus etwa eineinhalb irdischen Jahren entsprach.
»Aufgrund eines explosiven Anstiegs fünfdimensionaler
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