Sternenfaust - 198 - Verzweiflung (1 of 2)
neu entwickelten. Eine medizinische Sicherheit, wie Sie sie verlangen, gibt es nicht.«
»Das gilt wohl leider auch für die Prognosen hinsichtlich der Stabilität des Klimas. Hier versagen die paläo-klimatologischen Verfahren, die uns vertraut sind.«
»Das heißt?«, wollte Dana wissen.
»Normalerweise gibt die Klimaentwicklung der letzten Jahrhunderte Aufschlüsse über die Klimaentwicklung der Zukunft«, erklärte Bruder William. »Dazu gibt es Methoden wie die Baumringanalyse.«
»Die hier nicht greift, weil wir über die Flora dieser Welt nicht genug wissen«, fügte Savanna hinzu.
»Allerdings spricht der Naturbestand dieser Welt für ein stabiles Klima.«
»Und es gibt tatsächlich keinerlei Hinweise auf Zivilisationen«, sagte Dana ungläubig, obwohl sie die Antwort natürlich längst kannte. »Und das, obwohl das nächste bewohnte System nur achteinhalb Lichtjahre entfernt ist?«
»Ich habe mir die Daten angesehen«, erklärte Commander Wynford, während sich eine tiefe Falte auf ihrer Stirn bildete. »Wenn die Fremden nicht gerade unterirdisch leben, jegliche Form von verräterischer Strahlung abschirmen und zuvor alle Spuren für den Bau von unterirdischen Behausungen entfernt haben, dann ist dieser Planet unbewohnt.«
Dana wollte dazu nichts sagen, aber sie wartete darauf, dass jemand anderes das aussprach, was ihr seit Wochen auf der Seele brannte: Dass an dieser Sache schlichtweg etwas faul war.
»Was sagt Asuro dazu?«, fragte Savanna.
»Das wollen Sie nicht wissen«, erwiderte Dana seufzend.
»Sie irren«, erwiderte Savanna lächelnd, aber mit einem Hauch von Strenge in der Stimme.
»Er hält es für Schicksal«, sagte Dana. »Er glaubt, dass sich unser Schicksal auf diesem Planeten erfüllen wird. Daher sei es eben Schicksal, dass dieser Planet auf wundersame Weise noch nie von einem anderen Volk besiedelt wurde.«
»Welches Schicksal?«, fragte Taglieri misstrauisch.
»Die Legende«, erklärte Dana. »Das Dodekum. Der Kosmische Appell. Die Herstellung des Gleichgewichts. Von mir aus auch das Paradies, die Auslöschung der Skianer und die Heilung der infizierten Karolaner, oder was sonst noch alles die Legenden in dieser Galaxie besagen.«
Savanna runzelte die Stirn. »Aber er war doch dabei, als alle Akoluthoren …«
»Ja, sicher«, unterbrach Dana sie ungeduldig. »Er weiß, dass die Akoluthoren zerstört sind. Und es interessiert ihn noch nicht einmal. Er hat ohne Klagen sein Akoluthorum ausgehändigt, als wir uns entschlossen haben, sie alle in einem Schwarzen Loch zu vernichten. Er hält es für vorherbestimmt, was immer auch geschieht.«
»Das nenne ich echten Glauben«, murmelte Commander Wynford.
»Sie sollten sich nicht über tiefe Überzeugungen lustig machen«, tadelte Shesha’a.
»Warum nicht?«, wandte Commander Wynford ein. »Wenn diese Überzeugung offenbar vollkommen fehlgeleitet ist und in ihrem blinden Eifer jegliche Fakten ignoriert, dann ist eine solche Überzeugung im besten Fall lächerlich und armselig, im schlimmsten Fall ist sie sogar gefährlich und unberechenbar. Ich habe diesen besonderen Bestandsschutz für sogenannte Überzeugungen nie verstanden.«
»Wir sind nicht hier, um über Asuros Glauben zu sprechen«, unterbrach Dana die Ausführungen. Weniger, weil sie der Ansicht war, dies gehöre nicht hierher, sondern weil sie schlichtweg keine Lust hatte, weiter über Asuros Ansichten zu diskutieren.
»Wurde schon ein geeignetes Gebiet für die Besiedlung ausgewählt?«, wollte Savanna wissen. Sie wandte sich dabei an Bruder William, der hierzu einen Forschungsauftrag leitete.
»Wir haben ein Gebiet eingegrenzt, das sich in Küstennähe des drittgrößten Kontinents befindet. Es liegt zugleich in der Nähe des Äquators und scheint über ein sonniges Klima zu verfügen, das, wenn die Prognosen stimmen, über das Jahr hinweg relativ konstant bleibt.«
»Sehr gut«, erwiderte Savanna. »Das führt uns zum nächsten Punkt. Die Art und Weise der Besiedelung.«
»Die Besiedlungspläne müssen natürlich von einem Team ausgearbeitet werden«, erklärte Bruder William. »Wenn Sie das meinten.«
»Das ist in der Tat nicht das Thema«, sagte Savanna. »Die Frage ist vielmehr, ob die STERNENFAUST auf dem Planeten landen soll.«
Da war er also. Der Tagesordnungspunkt, den Dana befürchtet hatte.
Sie hatte sich fest vorgenommen, sich bei dieser Diskussion zurückzuhalten. Als Kommandantin des Schiffes sah sie sich kaum dazu in der Lage, diese Frage
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