Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)
und schüttelte leicht den Kopf.
»Ich bin im Moment nur als Beobachter hier, um ein Expertengutachten zu erstellen. Aber Sie kennen ja das Gefühl, wenn man glaubt, dass die Entscheidung längst gefällt ist. Die großen Herrschaften des Hohen Rats haben ihren Entschluss längst gefasst. Sie suchen nur noch nach jemandem, der sie in ihrer Überzeugung bestärkt und sie durch wissenschaftlich klingende Zahlen bestätigt.«
»Manchmal bin ich froh, nicht mehr jung zu sein«, seufzte Dana. »Wir erschaffen eine künstliche Welt, in der wir schließlich selbst überflüssig werden.«
»Sehen wir es von der positiven Seite. Die Menschen können in Sicherheit bleiben und ihr Leben genießen.«
»Und was sollen wir genießen?«, wollte Dana wissen. »Welcher Genuss wartet auf uns, wenn alles, was bleibt, die gefahrlose Untätigkeit ist? Wenn wir reale Begegnungen und reale Erlebnisse nur noch durch virtuellen Schein und körperlose Digitalberge ersetzen.« Dana schüttelte den Kopf und holte tief Luft. »Manchmal denke ich, dass die Große Leere nur kommen soll. Dann wird dies eben das Ende sein. Ein kosmischer Radiergummi, wenn dieses Wort heutzutage überhaupt noch erlaubt ist.«
»Die kosmische Delete-Taste wäre wohl weniger anachronistisch«, lächelte Austen. »Ich sagte es bereits: Es gibt auch etwas Gutes an all dem.«
»Und das wäre?«, wollte Dana wissen.
»Wir sind im Grunde unter uns.«
*
Austen saß mit Dana Frost in seinem Bereitschaftsraum, warf einen beiläufigen Blick auf sein Pad und sagte schließlich: »Wir verlassen gerade den Higgs-Boson-Raum und befinden uns auf Bremskurs. In etwa fünfzehn Minuten docken wir an der Schattenland-Station Christopher VIII an.«
Dana musste sich das Wundern abgewöhnen. Sie konnte sich noch an Zeiten erinnern, da musste man sich für das Bremsmanövers eines durchschnittlichen Baryonenantriebs in eigens konzipierte Andruckabsorberkammern begeben. Und selbst darin war der Körper noch immer gewaltigen Kräften ausgeliefert.
Jetzt war weder von dem Wechsel vom Higgs-Boson-Raum in den Normalraum etwas zu bemerken, noch von dem unmittelbar eingeleiteten Bremsmanöver. Selbst wenn man aus dem Fenster gesehen hätte, wäre einem nicht allzu viel aufgefallen, es sei denn, man hätte sich tatsächlich in unmittelbarer Nähe eines Himmelskörpers befunden.
Allmählich konnte Dana verstehen, weshalb das Star Corps zu der Ansicht kam, keine menschlichen Besatzungsmitglieder mehr zu benötigen. Im Grunde konnte ein Kind mit Videospielerfahrung ein Raumschiff steuern.
Das Schattenland-Gebiet befand sich dort, wo sich einst die Kosmische Barriere befunden hatte. Nach dem Weltenmeer-Zwischenfall und dem Krieg gegen die Sonnen-Springer hatte man hier mit Hilfe von gewaltigen Morphinganlagen ein Gebiet errichtet, das allgemein als »Dunkelhort« bezeichnet wurde. Ursprünglich war das Schattenland-Gebiet dafür konzipiert worden, einen Ort zu schaffen, zu dem die Sonnen-Springer – sollten sie jemals erneut die Galaxis bedrohen – nicht vordringen konnten. Es war eines der größten Projekte gewesen, an dem die Menschheit jemals mitgewirkt hatte, und es hatte insbesondere die Kridan, die Starr und die J’ebeem mit den Menschen vereint und zu einem Bündnis geführt, das noch immer hielt. Die Christophorer hatten dabei eine maßgebliche Rolle gespielt, und genau hier hatte der Orden auch endlich, viele Jahrzehnte nach der Vernichtung von Sirius III, eine neue Heimat gefunden.
»Bruder Kesan-Tai grüßt den Kommandanten der STARLIGHT X«, hörte Dana eine krächzende Stimme. Erst jetzt sah sie, dass der Kopf eines Kridan auf dem großen Kom-Monitor erschienen war.
»Die STARLIGHT X bittet um Landeerlaubnis«, sagte Austen und beugte leicht den Kopf.
Die Kridan waren nicht nur Aliens, die an menschengroße Vögel erinnerten, ihre Augen lagen wie bei Vögeln seitlich am Kopf, weshalb Dana nicht in die Augen von Kesan-Tai blicken konnte.
»Sie werden bereits vom Abt erwartet«, sagte Kesan-Tai. »Bruder Feron-Tak wird Sie zu ihm geleiten.«
»Vielen Dank«, erwiderte Austen.
Der Kom-Monitor zeigte das Logo des Schattenlandes, das aus einer verschlungenen Grafik bestand, die alle an der Entstehung dieses Gebiets beteiligten Spezies zeigte.
»Ist es nicht erstaunlich, wie viele Kridan inzwischen dem Christophorer-Orden angehören«, sagte Dana.
»Es gab Zeiten, da hätten wir nicht gedacht, dass überhaupt jemals ein friedliches Zusammenleben mit den Kridan
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