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Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)

Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
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wusste, dass der Susan-Avatar nun besonders mädchenhaft wirken würde. »Was haben Sie gegen dieses Wort?«
    »Es ist bei Genre-Literatur ein Widerspruch in sich«, erklärte Jane Wynford. »So wie das Wort abgehoben .
    Genre-Literatur muss sich ja gerade vom Alltag abheben. Anderenfalls bräuchte man sie nicht.«
    Emma warf wieder kurz den Kopf in den Nacken und sagte: »Dem kann man wohl nichts mehr hinzufügen. Was uns zu den Ereignissen von vor einhundert Jahren zurückführt.«
    »Ereignisse, die seit einhundert Jahren immer wieder ohne neuen Erkenntnisgewinn durchgekaut werden«, sagte Jane Wynford.
    »Dennoch erwacht immer wieder das Interesse daran«, widersprach Emma, die Kritik von Jane Wynford absichtlich ignorierend. »Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass es kein Thema gibt, das auf so vielfältige Weise in allerlei Formen behandelt, analysiert, erzählerisch angereichert und diskutiert wurde. Und das letztlich nicht nur von den Menschen, sondern von unzähligen Spezies dieser Galaxis. Kürzlich habe ich gelesen, dass Experten inzwischen davon ausgehen, dass dieses Ereignis über tausend neue Religionen nach sich zog. Und das nur innerhalb der Spezies, die uns bislang bekannt sind.«
    »Nun, hierzu kann ich nicht viel beitragen, wie Sie ja sicherlich wissen«, führte Jane Wynford geduldig aus. Emma hatte genug Erfahrung, um zu erkennen, dass die Space-Oma bereits jegliches Interesse an der Befragung und dem zugrundeliegenden Thema verloren hatte. Und wenn Emma ehrlich war, fragte sie sich, ob es ihren Zuschauern nicht ebenfalls längst so ging, denn mit einem hatte Jane Wynford zweifelsfrei recht: Die Geschichte war über hundert Jahre alt und seitdem über alle Maßen durchgekaut worden.
    »Wie ich auch meine Leser immer wieder erinnern muss«, setzte Jane Wynford nach, und erneut hatte sie das geduldige Lächeln aufgesetzt, das Emma nur zu gut kannte, denn sie nutzte es selbst, um zu verbergen, wie sehr sie sich langweilte, »ich selbst war keine der Dodekoren.«
    »Aber Sie waren bis zum Ende dabei«, widersprach Emma sanft und versuchte davon abzulenken, dass Jane Wynford zwar prominent war, sie aber letztlich ein Verlegenheitsgast war, denn es war der Redaktion nicht gelungen, neben Dana Frost einen weiteren Dodekoren ausfindig zu machen, der bereit war, ein Interview zu geben.
    »Und ich war greifbar«, erwiderte Jane Wynford und lächelte süffisant. »Und habe eine Managerin, die mich hinterrücks überredete, wieder ein wenig Werbung für meine Cosmic-Soap-Reihe zu machen!«
    Erneut warf Emma den Kopf in den Nacken, um ihrem Avatar die Möglichkeit für das alberne Delfinlachen zu geben. »Nach hundert Jahren«, sagte Emma, »nach hundert Jahren ist es eben nicht mehr so einfach, die Dodekoren ausfindig zu machen. Stehen Sie eigentlich noch zueinander in Kontakt?«
    Mit der letzten Frage hatte sie sich an Dana Frost gewandt. »Mein Mann Yngvar und ich sehen uns natürlich noch immer regelmäßig«, erklärte Dana.
    »Auch wenn Ihre Ehe vor zwanzig Jahren auslief?«, hakte Emma wenig taktvoll nach.
    »Yngvar und ich fühlen uns noch immer verheiratet«, sagte Dana Frost, »auch wenn unsere Ehe damals auf fünfzig Jahre festgelegt worden war. Doch dann haben wir uns ein wenig auseinandergelebt. Um ehrlich zu sein: Dass wir nicht mehr verheiratet sind, war mir erst aufgefallen, als ich es in einem Artikel über mich gelesen habe.«
    »Fünfzig Jahre verheiratet, das ist eine lange Zeit«, sagte Emma. »Auch für jemanden, der einmal unsterblich war.«
    »Ich war nie unsterblich«, erwiderte Dana Frost und setzte nun ein besonders künstliches Lächeln auf. Sie war es offenbar müde geworden, dieser Behauptung zu widersprechen. »Naniten hatten meinen Alterungsprozess gestoppt. Das hat nichts mit Unsterblichkeit zu tun.«
    »Wenn es so etwas wie Unsterblichkeit überhaupt geben kann«, wandte Jane Wynford ein. »Immerhin sind sich ja sogar die Wissenschaftler einig, dass nicht einmal unser Universum unsterblich ist.«
    »Ein Punkt für Sie«, rief Emma, eine Plattitüde, die mindestens einmal in der Sendung vorkommen musste, weil sie zum Markenzeichen von Susan gehörte. Und während Emma das sagte, musste sie mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ihren Gast deuten, eine Bewegung, von der sie aber vermutete, dass die KI sie ohnehin einfügte, auch wenn sie selbst nicht gestikulierte.
    »Dennoch ist es doch interessant, dass Sie sich vornüber sechzig Jahren dazu entschlossen haben, Ihren

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