Sternenfeuer
zurückgekehrt wären, hätte die broanische Besatzungsarmee bereits seit einem halben Jahr auf uns gewartet.«
»Und genau aus diesem Grund besteht unsere einzige Verteidigung darin, zu gewährleisten, dass sie nie einen Hinweis auf unsere Existenz erhalten«, sagte Vasloff und nickte bedächtig. »Sobald sie nämlich wissen, dass es uns gibt, wird es so schnell vorbei sein, dass wir nichts mehr tun können.«
»Bitte, Michail«, sagte Laura Dresser. »Wir alle kennen Ihre Meinung zu diesem Thema. Wir wollen wenigstens einmal in Ruhe frühstücken, ohne davon behelligt zu werden.«
»Soll das heißen, dass ich mich irre?«
»Nein. In meinen Augen gibt es auch keine Alternative, aber diese Erkenntnis deprimiert mich, und ich will nicht den ganzen Tag nah am Wasser bauen müssen. Lassen Sie uns also nur hier sitzen und in Frieden unseren Kaffee trinken.«
»Zu dumm«, sagte Lisa.
»Was ist zu dumm?«, fragte Bendagar.
»Zu dumm, dass wir nicht imstande sind, das Sonnensystem gegen Sternentore zu verteidigen«, sagte Lisa nachdenklich. »Was wir brauchen, ist eine Festung, die den Zugang zu unserem System blockiert — wie Gibraltar einmal den Zugang zum Mittelmeer kontrolliert hat.«
Plötzlich wusste Mark, woran er sich seit fast einem ganzen Tag zu erinnern versucht hatte. Er war so baff, dass er mit der flachen Hand auf den Stahltisch schlug. Jeder zuckte bei dem explosiven Geräusch zusammen. Sogar ein paar Besatzungsmitglieder an den anderen Tischen schauten auf.
»Jetzt hast du mich aber erschreckt«, sagte Lisa vorwurfsvoll. »Was sollte das denn?«
Mark lächelte. Er vermied es, laut zu lachen. Das hätte zu sehr wie dieses hysterische Gackern geklungen, das er in der Offiziersmesse ausgestoßen hatte, nachdem Raoul Bendagar Sar-Say als einen »frechen kleinen Bastard« bezeichnet hatte.
»Wir brauchen keine Festung, um unser System zu schützen«, sagte Mark, ergriffen von der Idee, die ihn wie ein Schlag in die Magengrube ereilt hatte. »Denn wir haben schon eine!«
»Wie bitte?«, sagte Vasloff.
»Ihre eigenen Worte, Michail«, erwiderte Mark. »Um die Broa davon abzuhalten, uns auszurotten, müssen wir sicherstellen, dass sie nie von unserer Existenz erfahren. Und falls sie es doch erfahren, müssen wir verhindern, dass sie herausfinden, wo wir leben!«
»Und was hat das nun mit einer Festung zu tun?«
»Alles«, sagte Mark, der sich allmählich für dieses Thema erwärmte. »Solange die Broa nicht wissen, wo Sol sich befindet, können sie uns auch nicht angreifen. Anonymität ist unsere beste Verteidigung. Sie macht die Erde genauso unüberwindlich wie Den Felsen in Gibraltar zu seiner Zeit. Unsere Rüstung sind jedoch nicht Millionen Tonnen harten Gesteins an der Oberfläche oder Tunnel, die kilometertief in den Berg getrieben wurden. Unsere Rüstung ist die Tatsache, dass die Broa keine Ahnung von unserer Existenz haben. Und selbst wenn sie Kenntnis von der Menschheit erlangen sollten, wüssten sie immer noch nicht, wo in der Galaxis sie nach uns suchen müssten. Es gibt buchstäblich Millionen von Sternen, wo wir zu Hause sein könnten; und sie können sie unmöglich alle absuchen.«
»War das nicht auch Michails Aussage: Dass sie uns nämlich übersehen, wenn wir uns unauffällig verhalten?«, fragte Laura Dresser.
»Ja, schon, ich finde auch, dass wir uns vor den Broa verstecken sollten«, sagte Mark, und eine Woge der Hoffnung rauschte durch seine Adern wie eine starke Droge. »Aber ich rate nicht dazu, sich bedeckt zu halten. Ich schlage vor, dass wir unsere Anonymität wie eine Waffe einsetzen. Wir arbeiten heimlich daran, die Souveränität zu destabilisieren und zu zerstören. Und wenn sie uns schließlich auf die Schliche kommen, wird es zu spät sein. Sie werden dann schon zu viele Probleme im eigenen Haus haben, um noch nach uns zu suchen.«
»Jetzt weiß ich, dass Sie verrückt geworden sind«, rief Vasloff. »Der Kampf gegen eine Million Sterne ist doch genauso aussichtslos wie der gegen eine Supernova!«
»Sie können durchaus gegen eine Supernova kämpfen - indem Sie woanders sind, wenn sie losgeht«, erwiderte Mark. »Und wir müssen auch nicht gegen eine Million Sterne kämpfen. Bestenfalls haben wir es nur mit einem einzigen Planeten zu tun und schlimmstenfalls mit einem Dutzend von ihrer Sorte.«
»Verzeihung, aber das ist mir noch nicht ganz klar geworden«, sagte Raoul Bendagar.
»Schauen Sie«, fuhr Mark fort, »die Broa haben doch schon Probleme. Sonst würden
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