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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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so köstlich unterschiedlichen Berührungen der Mels und Fems – der Menschen –, die wie Flossenfüßler umherschwammen, wie Seelöwen, und die lachten und unter und über Wasser mit ihm Fangen spielten. Und da war das Gefühl des Wassers. Alle die verschiedenen Arten, wie das Wasser sich anfühlen konnte. Das Platschen und Krachen, wenn man hineinfiel! Das geschmeidige, blättrige Fließen, wenn man so schnell dahinjagte, wie noch niemand zuvor je gejagt sein konnte! Das sanfte Lecken um den Blasmund, wenn man ruhte und sich selbst ein Schlaflied sang. Oh, wie es juckte!
    Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, sich an Dingen zu reiben, und er hatte herausgefunden, was das bei ihm bewirken konnte. Seither hatte er masturbiert, wann immer ihm danach zumute gewesen war, wie es jeder gesunde Fin zu tun pflegte...
    Creideiki wollte sich kratzen. Er wollte masturbieren. Aber es gab keine Wand, an der er sich reiben konnte. Er schien unfähig zu sein, sich zu bewegen oder wenigstens die Augen zu öffnen, um zu sehen, was ihn umgab.
    Er schwebte in der Luft, gehalten von nichts... von einem vertrauten Zauber... »Anti-Gravitation«. Das Wort, wie auch die Erinnerung daran, schon viele Male so geschwebt zu sein, erschien ihm aus irgendeinem Grunde fremdartig, beinahe bedeutungslos.
    Er staunte über seine Mattigkeit. Wieso öffnete er nicht die Augen und sah sich um? Wieso klickte er keinen Klangstrahl hinaus und hörte sich Form und Beschaffenheit dieses Ortes an?
    In regelmäßigen Abständen fühlte er ein nasses Rieseln, das seine Haut feucht hielt. Es schien aus allen Richtungen zu kommen.
    Er überlegte und kam dann zu dem Schluß, daß etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Er mußte sehr krank sein. Ein unwillkürlicher Seufzer ließ ihn begreifen, daß er noch fähig war, Geräusche hervorzubringen. Er suchte nach den richtigen Mechanismen, experimentierte ein Weilchen, und dann gelang es ihm, das Geräusch zu wiederholen. Sie müssen daran arbeiten, mich wieder in Ordnung zu bringen, dachte er. Ich muß verletzt worden sein. Ich fühle keinen Schmerz, aber ich fühle eine Leere. Man hat mir etwas weggenommen. Einen Ball? Ein Werkzeug? Eine Fähigkeit? Was auch immer. Die Leute versuchen wahrscheinlich schon, es zurückzubringen.
    Ich vertraue den Leuten! dachte er glücklich. Und die Linie seines Mundes kräuselte sich zu einem feinen Lächeln.

    !!!!
    Die Linie seines Mundes tat was?
    Oh. Ja. Lächeln. Dieses neue Zeugs.
    Neues Zeugs? Ich hab’s mein Leben lang getan! 
    Warum?
    Weil es ausdrucksvoll ist! Weil es meine Mimik verfeinert! Weil...
    Es ist redundant.
    Creideiki stieß einen matten, gurgelnden Schrei der Verwirrung aus.

    Im hellen Licht 
    des Sonnenscheins –
    Schwärmen die Antworten 
    in Schulen, wie Fische
    Jetzt erinnerte er sich ein wenig. Er hatte geträumt. Etwas Entsetzliches war geschehen, und er war in einen Alptraum der Verwirrung gestürzt. Gestalten waren auf ihn zugeschossen und hatten sich wieder entfernt, und er hatte gefühlt, wie alte Lieder neue, gespenstische Formen annahmen. Er begriff, daß er immer noch mit beiden Gehirnhälften zugleich träumen mußte. Das erklärte, weshalb er sich nicht bewegen konnte. Er versuchte sich mit einem Lied behutsam zu wecken.
    Es gibt manche Tiefen – 
    die kennt nur der Spermwal
    Physeter, der jagt 
    in den Klüften des Traums
    Er kämpft mit dem Kraken
    dessen Kopf wie ein Berg ist
    und dessen Tentakel
    die Meere umschlingen...
    Es war kein beruhigender Reim. Er hatte finstere Untertöne, vor denen er am liebsten angsterfüllt geflohen wäre. Creideiki versuchte das Lied aufzuhalten. Er fürchtete das, was es vielleicht heraufbeschwören würde. Aber unwillkürlich formte er die Klangglyphen weiter.
    Geh hinab in die Tiefen – 
    wo Finsternis schwarz ist 
    Wo die »Zykloide«
    nie hingelangt 
    Und wo alle Musik 
    endlich herabsinkt 
    Wo sie sich sammelt, 
    in Schichten gestapelt 
    Heulende Lieder 
    von uralten Stürmen 
    Und von Orkanen 
    die niemals verstummt...
    Ein Wesen wuchs neben Creideiki. Eine große, massige Gestalt war ganz in der Nähe zu spüren, die sich aus dem Stoff seines Liedes formte. Creideiki fühlte ihre trägen Sonarpulse, die seine kleine Kammer erfüllten... eine kleine Kammer, die den Behemoth, der neben ihm Gestalt annahm, unmöglich aufnehmen konnte. Nukapai?
    Das Dröhnen von Erdbeben – 
    bewahrt durch die Zeiten 
    Das Donnern geschmolzenen 
    Urgesteins...
    Das Klangwesen verfestigte sich

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