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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Ranken.
    Als er zu sich kam, war seine erste Empfindung milde Überraschung darüber, daß er noch atmete.
    Einen Moment lang glaubte er, der Kampf tobe immer noch, aber dann begriff er, daß das Beben, daß er fühlte, ebenso von seinem eigenen Körper kam wie das Dröhnen in seinen Ohren.
    Sein linker Arm war von schmerzhaftem Pochen erfüllt und lag auf einem waagerechten Pflanzenstumpf. Schaumiges, grünes Wasser reichte ihm bis ans Kinn und leckte über die lamellenumsäumte Gesichtsmaske. Seine Lunge brannte, und die Luft war schal.
    Er hob die zitternde rechte Hand und zog die Maske vom Gesicht, so daß sie an seinem Hals baumelte. Die Filter hatten den beißenden Ozongeruch abgehalten, aber trotzdem atmete er tief und dankbar ein.
    Offenbar hatte er sich im letzten Augenblick entschieden, als Brandopfer zu sterben, statt zu ersticken, und dann mußte er durch die Wasseroberfläche gestoßen sein. Zum Glück hatte der Kampf einen Augenblick zuvor sein Ende gefunden. Tom widerstand der Versuchung, sich die brennenden Augen zu reiben; der Schleim an seinen Händen würde ihnen nicht guttun. Auf ein Biofeedback-Kommando hin stiegen ihm die Tränen in die Augen und spülten den klebrigen Schleim größtenteils heraus.
    Als er wieder sehen konnte, hob er den Kopf. Im Norden rauchte der Vulkan wie eh und je. Die Wolkendecke war hier und dort aufgerissen, und unzählige, sich windende, bunte Rauchfahnen zogen sich über den Himmel. Rings um ihn herum wanden sich kleine Kriechtiere aus dem Gestrüpp und nahmen das normale Geschäft des Fressens und Gefressenwerdens wieder auf. Am Himmel gab es keine Schlachtschiffe mehr, die mit Nova-Hitze aufeinander feuerten. Zum erstenmal war Tom froh über die monotone Topographie des Rankenteppichs. Er brauchte sich nur wenig über die Oberfläche zu erheben, um mehrere Rauchwolken von langsam sinkenden Wracks aufsteigen zu sehen.
    Noch während er ihn betrachtete, explodierte einer der fernen Metallklumpen. Der Donner der Explosion erreichte Tom Sekunden später in einer Serie von gedämpft hustenden und prasselnden Lauten, asynchron akzentuiert von hellen Blitzen. Die verschwommene Form des Wracks sank weiter. Tom wandte sich ab, um dem Blitz der letzten Detonation zu entgehen. Als er wieder hinschaute, sah er nur noch Dampfwolken, und ein schwaches Zischen verhallte und erstarb. Auch woanders schwammen Trümmer. Tom drehte sich langsam im Kreis. Ehrfurchtsvolles Staunen erfüllte ihn angesichts solcher Zerstörung. Was hier an Wracks herumlag, deutete auf eine mittelgroße Schlacht.
    Er lachte bei dem Gedanken an die Ironie, die darin lag, obgleich das Lachen seine mißhandelte Lunge schmerzen ließ. Die Galactics waren allesamt gekommen, um dem falschen Notruf auf den Grund zu gehen, und was ein Hilfseinsatz hätte sein sollen, war beim Zusammentreffen der Todfeinde zu einem mörderischen Gefecht geraten. Und jetzt waren sie tot und er lebte noch. Das sah nicht nach Ifnis willkürlicher Launenhaftigkeit aus. Es war zu sehr wie das mysteriöse, unergründliche Wirken von Gott selbst.
    Heißt das, ich bin wieder ganz allein? fragte er sich. Das wäre ein starkes Stück. So viel Feuerwerk – und ein nichtswürdiger Mensch als einziger Überlebender?
    Aber vielleicht nicht lange. Die Schlacht hatte ihn fast aller Vorräte beraubt, deren Bergung ihn so viel Mühe gekostet hatte. Plötzlich runzelte Tom die Stirn. Die Meldebomben! Seine Hand fuhr an seine Taille, und die Welt um ihn herum schien zu versinken. Es war nur noch eine der Kugeln da! Anscheinend hatte er die anderen im Durcheinander dort unten zwischen den Schlingpflanzen verloren. Als seine rechte Hand nicht mehr zitterte, schob er sie vorsichtig in seinen Hosenbund und zog die PSI-Bombe hervor: Seine letzte Verbindung zur Streaker... zu Gillian. Es war die Bestätigungsmeldung... die, die er zünden sollte, falls er den Start des Trojanischen Seepferds empfahl. Jetzt würde er entscheiden müssen, ob er sie zünden wollte. Diese oder gar keine. Ja oder nein, das war alles, was er sagen konnte.
    Ich wünschte nur, ich wüßte, wem die Schiffe gehörten, die auf die Tandu geschossen haben!
    Er stopfte die Bombe in den Hosenbund und nahm seinen langsamen Rundblick wieder auf. Am Horizont im Nordwesten lag ein Wrack, das einer teilweise zerdrückten Eierschale glich. Es rauchte immer noch, aber es schien nicht mehr zu brennen. Es explodierte nicht und sank offenbar auch nicht weiter. Also gut, dachte Tom. Einen Versuch

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