Sternenflut
darüber gemacht hatte. Oder wirkte es nur auf Delphine von Calafia? Es war nur eines aus einer Kette von Ereignissen, die bis zu dem Augenblick zurückreichte, da er das Schiff verlassen hatte. K’tha-jon zu entkommen, war nicht so leicht gewesen, wie er erwartet hatte. Bei Südostkurs hätte er in der Lage sein müssen, irgendwann nach rechts oder links abzuschwenken, um Hilfe zu erreichen, entweder Hikahi, die Crew beim Thennanin-Wrack oder die Leute auf Toshios Insel. Aber immer, wenn er seinen Kurs zu ändern versuchte, war K’tha-Jon sogleich abgebogen, um den Winkel abzuschneiden. Akki konnte sich nicht leisten, noch mehr von seinem Vorsprung zu verlieren. Eine zielgerichtete Sonarwelle überspülte ihn von hinten. Jedesmal wenn es geschah, hätte er sich am liebsten zu einer Kugel zusammengerollt. Es war unnatürlich für einen Delphin, so lange vor einem anderen zu fliehen. In tiefer Vergangenheit hatte es geschehen können, daß ein jüngeres Männchen, das ein älteres verärgert hatte – zum Beispiel durch den Versuch, sich mit einem Weibchen aus dem Harem des alten Bullen zu paaren –, geknufft oder gebissen wurde. Aber nur selten grollte ein Delphin lange. Akki kämpfte das Bedürfnis nieder, anzuhalten und mit K’tha-Jon zu diskutieren. Was würde ihm das nützen? Der Riese war offensichtlich verrückt. Sein Geschwindigkeitsvorteil wurde durch das mysteriöse Hautjucken aufgehoben. Abzutauchen, um K’tha-Jon abzuhängen, kam nicht in Frage. Die Stenos bredanensis waren Hochseedelphine. K’tha-Jon konnte wahrscheinlich besser tauchen als irgend jemand sonst an Bord der Streaker. Als er sich wieder umdrehte und zurückschaute, hatte K’thaJon seinen Vorsprung auf etwa einen Kilometer verringert. Akki seufzte zirpend auf und verdoppelte seine Anstrengungen.
Eine Kette grünbewachsener Hügel zog sich vielleicht vier oder fünf Kilometer entfernt am Horizont entlang. Er mußte durchhalten, bis er sie erreicht hatte!
53. Moki
Moki jagte den Schlitten mit Höchstgeschwindigkeit nach Süden, sein Sonar hallte ihm wie eine Fanfare voraus.
»... rufe Haoke, rufe Moki. Hier spricht Heurka-Pete. Kommt zurück. Bitte bestätigen!«
Moki warf irritiert den Kopf nach hinten. Wieder versuchte ihn das Schiff zu erreichen. Moki schaltete den Sender des Schlittens ein und gab sich Mühe, deutlich zu sprechen. »Jaaa! Wasss wollt-t ihr!«
Nach einer kurzen Pause kam die Antwort. »Moki, laß mich mit Haoke sprechen!«
Moki lachte kaum verhohlen. »Haoke... tot! G-g-getötet-t von einem Eindringlinggg! Jage ihn jetzt-t-t. Ssssagt Takkata-Jim, ich kriege sie!«
Mokis Anglisch war nahezu unverständlich, aber er wagte nicht, Trinär zu benutzen, weil er fürchtete, dann in aller Öffentlichkeit in Primal zu verfallen, und dafür war er noch nicht bereit.
In der Sonarsprechleitung war es eine ganze Weile still. Moki hoffte, sie würden ihn nun in Ruhe lassen.
Als er und Haoke den leeren Schlitten der Baskin-Fem gefunden hatten, der mit halber Kraft langsam nach Westen trieb, war etwas in ihm endgültig durchgebrannt. Er war in einen wirren Erregungszustand, in wirbelnde Aktivität verfallen. Es war wie in einem gewalttätigen Alptraum gewesen. Vielleicht hatte man sie überfallen, vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet. Aber als es vorüber gewesen war, hatte Haoke nicht mehr gelebt, und er, Moki, hatte keinerlei Reue verspürt.
Danach hatte sein Sonar ein Objekt registriert, das sich auf dem Weg nach Süden befand. Noch ein Schlitten. Ohne eine Sekunde nachzudenken, hatte er die Verfolgung aufgenommen.
In der Leitung krachte es. »Hier noch mal Heurka-Pete, Moki. Du wirst gleich außer Saser-Reichweite sein, und wir können immer noch kein Radio einsetzen. Ich gebe dir jetzt zwei Befehle: Erstensss: Du leitest eine Sonarsprechmitteilung an K’tha-Jon weiter und befiehlst ihm, zurückzukehren! Sein Einsatz ist abgebrochen! Zweitens: Danach kehrst du ebenfalls unverzüglich um! Das ist-t ein direkter Befehl!«
Die Lichter und Punkte hatten für Moki nur noch wenig Bedeutung. Was zählte, waren die Klangmuster, die ihm die Schlittensensoren vermittelten. Der erweiterte Gehörsinn gab ihm ein Gefühl der Gottähnlichkeit, als sei er selbst einer der Großen Träumer. Er stellte sich vor, er sei ein großer Catodon, ein Spermwal, der Herr der Tiefen, auf der Jagd nach einer Beute, die bei seinem bloßen Herannahen die Flucht ergriff! Nicht allzu weit südlich hörte man die gedämpften Geräusche
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