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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Szenarios paßte. Dann würde er entscheiden müssen, ob er eine mehrdeutige Mitteilung zündete oder ob er sich ruhig verhalten und abwarten sollte. Vielleicht wäre es besser gewesen, ein Radio mitzunehmen, dachte er. Aber ein Kriegsschiff in der Nachbarschaft würde den Ausgangspunkt eines Funkspruches beinahe augenblicklich orten können und seinen Standort nach den ersten Worten in die Luft gesprengt haben. Eine Meldebombe konnte ihre Aufgabe innerhalb von einer Sekunde verrichtet haben und war längst nicht so leicht zu lokalisieren. Tom dachte an die Streaker. Ihm war, als sei eine Ewigkeit vergangen, seit er das letzte Mal an Bord gewesen war. Alles, wonach er sich sehnen konnte, war dort: Essen, Schlaf, heiße Duschen, seine Frau...
    Er lächelte, als er merkte, wie er in Gedanken seine Prioritäten gesetzt hatte. Ach was, Jill würde es verstehen. Die Streaker würde ihn vielleicht zurücklassen müssen, wenn sich aus seinem Experiment nur eine kurze Gelegenheit für die Flucht von Kithrup ergäbe. Aber es würde kein unehrenhafter Tod sein. Er hatte keine Angst vor dem Sterben, nur davor, nicht alles in seinen Kräften Stehende getan zu haben und dem Tod nicht angemesen ins Auge zu spucken, wenn er denn käme. Diese letzte Geste war wichtig. Und noch ein Gedanke kam ihm, weit unangenehmer diesmal: Die Streaker gestellt, die Raumschlacht vorüber, seine Anstrengungen umsonst.
    Tom schauderte es. Die Vorstellung, sich für etwas geopfert zu haben, war angenehmer.
    Eine steife Brise hielt die Wolken in Bewegung. Sie verschmolzen ineinander und trennten sich wieder in dicken, feuchten Schwaden. Tom hob die Hand über die Augen, um sie vor dem gleißenden Licht im Osten abzuschirmen. Etwa einen Radiant südlich der dunstverhangenen Morgensonne glaubte er eine Bewegung am Himmel zu sehen. Er schmiegte sich tiefer in seine behelfsmäßige Höhle.
    Aus einem der Wolkenfelder im Osten senkte sich langsam ein dunkles Objekt herab. Wirbelnde Dämpfe hüllten es ein, so daß er vorläufig nicht sehen konnte, wie groß es war und wie es aussah. Es schwebte hoch über dem Rankenmeer. Ein leises Dröhnen drang an Toms Ohren. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er aus seinem Versteck und wünschte sich sein verlorenes Fernglas zurück. Der Nebel riß für einen Augenblick auf, und er konnte das schwebende Raumschiff deutlich und klar erkennen. Es sah aus wie eine monströse Libelle, scharf und spitz zulaufend und von bösartiger Gefährlichkeit.
    Nur wenige Rassen durchwühlten die Bibliothek so tief nach derartig unheimlichen Bauplänen, wie die eigenwilligen und skrupellosen Tandu es taten. Wilde Auswüchse ragten nach allen Richtungen aus dem schlanken Schiff – ein Kennzeichen der Tandu.
    An einem Ende jedoch bildete ein stumpfes, keilförmiges Anhängsel einen groben Kontrast zu dem Gesamteindruck von unbekümmerter und grausamer Zierlichkeit. Irgendwie schien es zum restlichen Design nicht zu passen. Bevor Tom es sich genauer ansehen konnte, rückten die Wolken wieder zusammen und entzogen das Schiff seinen Augen. Aber das leise Summen kraftvoller Triebwerke wurde langsam lauter.
    Tom kratzte sich über die juckenden Fünf-Tage-Stoppeln. Tandu – das war eine schlechte Nachricht. Wenn sie die einzigen wären, die sich zeigten, dann würde er Meldebombe Nummer drei zünden müssen, um der Streaker zu sagen, sie solle sich einigeln und auf einen Kampf auf Leben und Tod vorbereiten. Dies war ein Feind, mit dem die Menschheit noch nie hatte verhandeln können. In kleinen Gefechten in galaktischen Sümpfen hatten terranische Schiffe nur selten einmal Tandu-Kreuzer bezwingen können, selbst wenn sie in der günstigeren Position gewesen waren. Und wenn keine Zeugen in der Nähe waren, brachen die Tandu nur zu gern einen Streit vom Zaun. Alle Terragenen-Schiffe hatten ständige Anweisung, ihnen unter allen Umständen aus dem Weg zu gehen, bis die Tymbrimi-Berater der menschlichen Crew eines Tages die seltene Fähigkeit beigebracht hatten, diese Meister des heimtückischen Überfalls in ihrer eigenen Disziplin zu schlagen. Wenn die Tandu die einzigen wären, die sich zeigten, bedeutete dies darüber hinaus, daß er vermutlich seinen letzten Sonnenaufgang gesehen hatte, denn wenn er eine Meldebombe zündete, würde er damit todsicher seine Position preisgeben. Die Tandu hatten Klienten, die jeden Gedanken PSI-wittern konnten, wenn sie einmal die Nase auf der Spur hatten. Ich sag’ dir was, Ifni, dachte er. Du schickst

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