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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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K’tha-Jons Geschirr. Mit zwei hydraulischen Armen hielt er sich fest.
    »Kille-kille«, gurrte er spöttisch, während er den dritten nach hinten bog und sich anschickte, seinem Gegner die Kralle in die Flanke zu schlagen. Aber mit einer ruckartigen Windung seines Körpers gelang es K’tha-Jon, ihn fortzuschleudern. Keepiru flog durch die Luft und landete auf der anderen Seite einer schmalen Schlammbank.
    Keuchend beäugten sie einander über die Untiefe hinweg. Dann klapperte K’tha-Jon mit den Kiefern und suchte nach einem Weg, der ihn um die Barriere herumführte. Eine neue Runde der Jagd hatte begonnen.
    Mit dem Licht des Morgens verlor der Kampf alle Finesse. Zarte Schallillusionen, elegante Finten fanden nicht mehr statt. K’tha-Jon hetzte Keepiru mit gräßlicher Ausschließlichkeit. Erschöpfung schien für dieses Ungeheuer ein leeres Wort zu sein. Der Blutverlust schien seine Wut nur noch anzustacheln.
    Keepiru flüchtete sich durch die engen Kanäle. Einige davon waren nicht einmal zwölf Zoll tief. Er wollte den verwundeten Pseudo-Orca ausbluten lassen, bevor er selbst zusammenbrach. An ein Entkommen war nicht mehr zu denken. Dies war ein Kampf auf Leben und Tod. Aber K’tha-Jons Kraft schien grenzenlos zu sein. Der Jagdschrei hallte durch das seichte Wasser. Wenige Kanäle weiter war das Monster auf der Suche nach ihm.
    »Pilot-t-t! Wieso kämpfst du nicht-t-t? Du weißt, ich habe die Nahrungskette auf meiner Ssseite!«
    Keepiru blinzelte. Wie konnte K’tha-Jon sich auf die Religion berufen!
    Früher, vor dem Liften, war das Konzept der Nahrungskette als mystischer Hierarchie ein zentraler Bestandteil cetaceischer Moral, jenes vorübergehenden Abschnitts des Wal-Traumes, gewesen.
    Keepiru klickte in alle Richtungen.
    »K’tha-Jon, du bist wahnsinnig. Nur weil Metz deine Zygote mit ein paar Mini-Orca-Genen ausgestopft hat, hast du noch lange nicht das Recht, irgend jemanden zu fressen!«
    In den alten Zeiten hatten sich die Menschen verwundert gefragt, weshalb die Delphine und auch viele Wale ihnen gegenüber freundlich geblieben waren, nachdem sie den Massenmord durch Menschenhand erlebt hatten. Ein wenig davon hatten die Menschen zu verstehen begonnen, als sie versuchten, Orcas und Delphine in ihren Meereszoos in nebeneinanderliegenden Bassins unterzubringen, und als sie zu ihrer Verblüffung feststellten, daß die Delphine die höchsten Barrieren übersprangen, um bei den Mörderwalen zu sein – aber nur, solange die Orcas keinen Hunger hatten.
    Zu Primal-Zeiten hatte es kein Cetacee einem Angehörigen einer anderen Rasse verübelt, wenn dieser ihn tötete, sofern diese andere Rasse in der Nahrungskette höher stand. Jahrhundertelang hatten Cetaceen einfach vorausgesetzt, daß der Mensch auf der höchsten Stufe stehe, und gemurrt hatten sie nur angesichts der allersinnlosesten seiner Metzeleien. Es war ein Ehrenkodex, der die Scham der Menschen über das, was geschehen war, eher vergrößerte als verringerte, als sie von ihm erfuhren.
    Keepiru glitt in den offenen Kanal hinaus, um die Position zu wechseln. K’tha-Jon hatte ihn bei diesem letzten Wortwechsel angepeilt, dessen war er sich sicher. Die Gegend hier hatte etwas Vertrautes an sich. Keepiru wußte nicht genau, was es war, aber es lag am Geschmack des Wassers. Ein Hauch von schalem Delphintod durchzog es.
    Beißen – gebissen
    Fressen – gefressen
    Zahl deinen Tribut...
    Komm her und füttere mich!
    Zu dicht. K’tha-Jons Stimme war viel zu nahe, als er diesen religiösen Lästergesang anstimmte. Keepiru schwamm auf einen Felsspalt zu, um sich dort zu verstecken, doch dann hielt er inne, denn der Todesgeschmack wurde plötzlich überwältigend.
    Langsam schob er sich weiter und hielt jäh an, als er das Skelett zwischen den Schlingpflanzen schweben sah. »Hist-t!« seufzte er.
    Sie hatten sie an jenem ersten Tag verloren, an dem die Woge Hikahi auf den Strand geworfen und er sich wie ein Vollidiot aufgeführt hatte. Aasfresser hatten den Kadaver abgenagt, und die Todesursache war nicht mehr ersichtlich. Ich weiß, wo ich bin... dachte Keepiru. In diesem Augenblick gellte wieder der Jagdschrei durch das Wasser. Nahe bei ihm! Sehr nahe! Er wirbelte herum und schoß wieder hinaus in den Kanal, sah eine blitzartige Bewegung und tauchte hinab, während die monströse Gestalt an ihm vorüberschnellte. Ein Schlag der riesigen Schwanzflosse ließ ihn hilflos durch das Wasser kreiseln.
    Keepiru bäumte sich auf und hastete davon, obwohl seine

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