Sternenflut
übersäte Außenhaut eines kleinen Raumschiffs. Es bildete kleine, gewölbte Pfützen auf der sanft geschwungenen Oberfläche und rann dann in schmalen Bächlein seitlich herunter. Das Klatschen der schweren Regentropfen wurde von einem steten Prasseln untermalt, als das ablaufende Wasser in den aufgewühlten Schlamm und das zerfetzte Gestrüpp unter der zylindrischen Flugmaschine floß.
Die Rinnsale wanderten über stummelartige Stasisflanschen. Sie zogen zickzackförmige Spuren über die vorderen Sichtluken, die dunkel und klar im ab und zu aufstrahlenden Mondlicht erschienen.
Sie drangen in die schmalen Spalten rings um die Luke der Heckschleuse ein und nutzten die geradlinigen Kanäle, um in tröpfelnden Strömen auf den schlammigen Boden zu plätschern. Ein feines, mechanisches Zischen ertönte, kaum lauter als das Rauschen des Regens. Der Spalt rings um die Schleusenluke verbreiterte sich kaum merklich. Benachbarte Bäche strömten zusammen und füllten die neue Rinne. Eine Lache bildete sich in einer lehmigen Mulde unter der Luke. Die Luke öffnete sich um einen Spaltbreit weiter. Noch mehr Rinnsale flossen zusammen und ergossen sich in die Öffnung, als wollten sie in das Schiff fluten. Unvermittelt entströmte ein gurgelnder Schwall dem unteren Bereich der Lukenöffnung, wobei die Rinnsale zu einem rauschenden Wasserfall wurden, der in die Pfütze am Boden prasselte. Ebenso unvermittelt riß der Sturzbach im nächsten Moment wieder ab. Die gepanzerte Luke öffnete sich mit gedämpftem Seufzen. Eine Regenbö wehte einen Schleier von Wassertropfen schräg nach unten in die Schleusenöffnung.
Eine dunkle, behelmte Gestalt stand in der Öffnung; sie ignorierte den Regen. Sie spähte nach links und nach rechts, dann trat sie hinaus, daß die Pfütze aufspritzte. Die Luke schloß sich mit leisem Sirren und feinem Klicken.
Die Gestalt neigte sich in den Wind und suchte in der Dunkelheit nach dem Pfad.
Das Geräusch von Schritten auf dem nassen Boden ließ Dennie hochfahren. Sie preßte eine Hand an die Brust und flüsterte: »Toshio?«
Die Vorzeltplane wurde beiseite geschoben, und der Reißverschluß des Eingangs öffnete sich. Einen Moment lang ragte eine dunkle Gestalt vor der Klappe. Dann flüsterte eine ruhige Stimme: »Ja, ich bin’s.«
Dennies rasender Puls beruhigte sich wieder. »Ich hatte Angst, es wäre jemand anders.«
»Wen hast du erwartet, Dennie? Charlie Dart? Der sich aus seinem Zelt herüberschleicht, um dich zu vergewaltigen? Oder – noch besser – einer von den Kiqui?« Er neckte sie sanft, aber die Anspannung in seiner Stimme konnte er nicht verbergen. Er schälte sich aus Tauchanzug und Helm und hängte die Sachen an einen Haken neben dem Eingang. In Unterhosen kroch er zu seinem Schlafsack und schlüpfte hinein.
»Wo warst du?«
»Nirgendwo. Schlaf weiter, Dennie.«
Der Regen trommelte einen ungleichmäßigen Wirbel auf dem Vorzelt. Sie blieb aufrecht sitzen und schaute ihn in dem matten Licht, das durch die Öffnung hereinfiel, forschend an, aber sie sah kaum mehr als das Weiße seiner Augen, die nach oben ins Nichts starrten.
»Bitte, Tosh, sag’s mir. Als ich aufwachte und du warst nicht in deinem Schlafsack...« Ihre Stimme versiegte, als er sich umdrehte und sie anschaute. Die Veränderung, die sich im Laufe der vergangenen acht Tage in Toshio Iwashika vollzogen hatte, manifestierte sich nirgends stärker als in seinem angespannten Gesichtsausdruck, in der schmaläugigen Intensität seines Blicks.
Sie hörte, wie er schließlich seufzte. »Okay, Dennie. Ich war rasch drüben beim Langboot. Ich hab’ mich hineingeschlichen und ein bißchen umgeschaut.«
Dennies Puls begann wieder zu rasen. Sie wollte etwas sagen, brach ab und meinte schließlich: »War das nicht gefährlich? Ich meine, man weiß doch wirklich nicht, wie Takkata-Jim reagiert? Vor allen Dingen, wenn er wirklich ein Verräter ist!«
Toshio hob die Schultern. »Ich mußte aber etwas herausfinden. «
»Aber wie konntest du hinein- und wieder herauskommen, ohne daß man dich erwischte?«
Toshio rollte sich auf die Seite und stützte sich auf einen Ellbogen. Sie sah ein weißes Blitzen, als er lächelte. »Ein Kaddy weiß manchmal Sachen, die nicht einmal die technischen Offiziere herausfinden, Dennie. Vor allem, wenn es darum geht, sich an Bord eines Schiffes zu verstecken. Weißt du, wenn wir dienstfrei haben, findet sich immer ein Pilot oder ein Lieutenant, der sich Hausaufgaben für tatenlose Kadetten
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